Dienstag, 30. Dezember 2025

Jahresrückblick

Karpfen ist Egli, warum hat die EU keine Chance mehr? Der Handschlag-Weihnachtsbaum ade! Warum bekommt man politische Ansichten nur im Paket? 10 Kubikmeter Papiermüll, Kleinbasler Zeitung «auch fürs Grossbasel». Gewalt als Integrationsvoraussetzung, Blut, Schweiss und Tränen.

Warum gibt es so viele Krimis im Fernsehen? Bitte kein AfD-Bashing mehr! Der ewige Lärm: Pst…ich habe einen runden…meine Geschenke! Parteien äussern sich zur Glosse – letzte Wahlhilfe. Wie es mit den Kaffeebons weiterging, 7 Tipps für Fritze.

Dächer für alle Haltestellen! Wo liegen die falsch adressierten Karten herum? ChatGPT schreibt über mich – Erstaunen, die falschen Blitzentscheidungen. Datenschutz beim Kaffeekauf: Wohnen im Büro! Schuldenmachen im Lateinunterricht. Einfache Lösung für eine Reise.

Pazifismus ist ungeil! WG-Renovierung als Vorbild: Wir gehen kurz in den Weltraum. Warum ist ein «Spiel des Jahres» immer so kompliziert, Hans Rosenthal und ich? «Wollen» und «Werden», Passions-Volksglaube, neue Grenzen in Mitteleuropa. Jetzt einen Schweizer Papst! Köln-Reise 1.

Köln-Reise 2. Brauchen wir Minister? Habemus Regierung, das Tagesgeschehen zerstört meine Glosse. Tanzen! Tanzen? Tanzen! Bezahlbarer Wohnraum: Online-Bewertungen. Am Bahnhof verhaftet; neue Emojis: «es ist bös gemeint».
Blogpause

17. Juni, eine Erinnerung: Brauchen wir «Flavour»? Bitte keine unordentlichen Blumenwiesen! Diese Hitze! Klimawandel.

Offener Brief an Reza Pahlavi. Die Wissenschaft hat festgestellt: Die kleinen hochgestellten Zahlen. Der Laden «Tutti Frutti» ist Geschichte. Einsilbige Bücher lesen, Stadt und Energieunternehmen schreiben mir unnötige Briefe. Friedensnobelpreis für meine Grossmutter! ChatGPT schreibt schlechte Gedichte: Königsschlösser sind Kulturerbe.

Julireise 2025 (1). Julireise 2025 (2). Julireise 2025 (3). Unser Problem mit Abschlüssen, das Plakat. In der Badi: Haben wir ein Ausländerproblem? Zu Risiken und…
Wegen Tournee: Blogpause bis zum 16.9.

Herbsttournee 2025 (1): Von Bahnangestellten, Bauhaus und Bier. Herbsttournee 2025 (2): Von Schlachten, Schraten und Schlechtwerden. Herbsttournee 2025 (3): Von Taxis, Tante-Emma-Läden und Tatsachen. Herbsttournee 2025 (4): Fahrt zurück und Fazit. Liebe Frau Palla!

Keine Bücher von Emeriti, Apple Pi, Auf Wiedersehen, Windows 10. Überall Openair, der Offenluft-Unsinn (Losverfahren). Wir sollten überall auslosen. Berlinreise (1): Vom Botanischen Garten oder: Die Viktoria-Seerose ist ein Märchen. Berlinreise (2): Von Busverspätungen, Schwimmbädern, Amazon und tollem Theater. Stadtbild? Bitte immer so Tatorte wie am Sonntag!

Die Verben-Titel-Bücher aus dem Hanserverlag, Freundschaft der Welt dank seltener Erden (Klimakonferenz). Wo sind Jude, Shaze und Tom im Film? Gedanken über Fussabtreter: Der St. Martins-Fake. Klima-Idee, kein Reisen ohne Heimatkenntnis, ich bin Utopist, und das ist gut so, der schwimmende (im Wasser stehende) Spinnenmann.

Die Bastion der Lateiner ist gefallen! (Vatikan gibt Latein als erste Amtssprache auf), das leidige Thema Alterskontrolle. Frank Gehry ist tot: Ein dekonstruktivistischer Nachruf für einen grossen Dekonstruktivisten, Spezialpreis für Trump ist ok (aber bitte das klar sagen!) Janosch ist immer noch da - und will bald Rente: Jobs, die man machen möchte und Jobs, die man nicht machen möchte. Geld ist ein tolles Geschenk, Stephanstag, Jahresrückblick.

Editorische Anmerkung:
Das sind exakt die Titel der Glossen 2025, allein die Interpunktionen und Satzverbindungen wurden geändert.



 

 

 

 

 

 

 

 

 

Freitag, 26. Dezember 2025

Stephanstag

Einen gesegneten Stephanstag!

By the way: Wissen Sie eigentlich, warum es «Stephanstag» heisst?
Nein, nicht weil Stefan Raab im Fernsehen kommt. Der kommt erstens gar nicht im Fernsehen, und natürlich ist der Tag älter als dieser Entertainer.
Nein, auch nicht, weil Stefan Zweig da den Literaturnobelpreis bekommen hat, der wird nämlich im Oktober verkündet und lange vor Weihnachten verliehen.
Nein, auch nicht die Geste von Stefan Effenberg! Die war erstens im Sommer (1994) bei einer WM und sehr, sehr, sehr unweihnachtlich. (Sie erinnern sich: Es war der Mittelfinger.)
Auch der Stephansdom hat nur bedingt damit zu tun, er heisst zwar nach dem gleichen Mann, ist aber nicht Namensgeber für den Tag.

Der Stephanstag ist der des Heiligen Stephanus. Des ersten Märtyrers der Kirche.
Die Apostelgeschichte berichtet sehr eindrücklich von der Steinigung dieses Christen der ersten Generation.
Der Hohe Rat hatte den jungen Mann einbestellt, um ihm Gelegenheit zu geben, allen Unsinn, den er (und andere) verzapft hatten, richtigzustellen. Stephanus nutzt aber nicht nur diese Chance nicht, sondern er hält eine lange Predigt, in der er die ganze Geschichte des Volkes Israel erzählt, und zwar so erzählt, dass alles auf diesen Jesus von Nazareth hinführt. Damit macht er sich natürlich keine Freunde, und so zerren sie ihn vor die Stadt und werfen so lange Felsbrocken auf ihn, bis er stirbt.
Interessant ist noch die Tatsache, dass ein Mann auf die Garderobe der Steiniger aufpasst. (Anscheinend wurde eher sportlich, in leichter Kleidung exekutiert.) Dieser Mann, der erste urkundlich erwähnte Garderobier, war Saulus von Tarsus, der spätere Paulus…

Der Stephanstag ist also Märtyrertag, in der katholischen Kirche tragen die Priester rot (im Gegensatz zu den Freudentagen wie Weihnachten = weiss, normal = grün und Fastenzeit = violett).
Und alle Märtyrer (oder solche, die es sein wollen) fühlen sich angesprochen…
Es gibt und gab ja inzwischen unglaublich viele Märtyrer – auf allen Seiten.

Da gab es zum Beispiel den Christen, der unbedingt ins Me'a Sche'arim laufen musste und dort evangelikale Lieder anstimmen und viermal «Jeshua Ha-Mashiach» rufen. Letzteres heisst «Jesus ist der Messias» und das hören die Bewohner des Me'a Sche'arim nicht so gerne, weil sie zu 90% ultraorthodoxe Juden sind. Der Mann wurde mit Eiern, Tomaten, Steinen und Kot beworfen. Und von seinen Kollegen als Märtyrer gefeiert. (Übrigens muss man gar nicht ins Me'a Sche'arim, die Leute dort möchten einfach in Ruhe gelassen werden…)

Da gibt es den rechtslastigen Populisten, der konsequent die empfohlene Redezeit überzieht. Nach etlichen Ermahnungen («Bitte, Herr W…», «Herr W…, Sie sollten zum Ende…», «Herr W…, Sie haben Ihre Zeit nun um 60 Minuten überschritten…») stellt man ihm das Mikrophon ab. Worauf er – ganz Märtyrer – behaupten kann, man liesse ihn im Rat nicht zu Worte kommen. Was ja nicht stimmt, er schwatzt ja doppelt so viel wie andere.

Da gibt es den Schwulen, der der Meinung ist, dass jeder seinen phänomenalen Hintern sehen muss. Zugegeben, sein Po IST phänomenal, und er macht in seinen Jockstraps auch Bella Figura bei jedem CSD und in jeder Gay-Disco. Aber nach Salzburg, nach Bayreuth gehören diese Teile halt nicht, genauso wenig wie ins Casino Monaco oder ein ***-Restaurant. Und wenn er dort nicht reindarf, ist das nicht, wie er – ganz Märtyrer – behauptet, schwulenfeindlich. Denn die Damen müssen auch den Unterschied zwischen Décolleté und «oben ohne» kennen.

Da gibt es noch…
Da gibt es noch…
Da gibt es noch…
Die Reihe liesse sich beliebig fortsetzen. Jemand hat gesagt, vom «Genie zum Wahnsinn» sei es nur ein Schritt, ich füge hinzu, «vom Märtyrer zum Dummkopf ist es auch nur ein Schritt».
Die Frage, warum man nicht auf Politiker schiessen sollte, ist wohl auch beantwortet. Eben weil dann Despot X und Tyrann Y, weil Machthaber Z zum Märtyrer werden.

Heute feiern wir den Tag des Heiligen Stephan. Und die Katholische Kirche hat noch viele andere Märtyrer.
Aber wir brauchen keine neuen.















 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dienstag, 23. Dezember 2025

Geld ist ein tolles Geschenk!

Morgen ist übrigens Weihnachten.
Und ich habe schon ganz viele Geschenke bekommen, Geschenke in Form von Geld.

Nun werden Sie sagen, ach ja, Geld, Geld ist ja auch nicht alles und Geld macht auch nicht glücklich.
Nun, ich habe diese Geldgeschenke von meinen Arbeitgebern bekommen, das ändert vielleicht die Sicht, aber dennoch: Geld macht glücklich. Doch, doch, doch, Geld macht glücklich, da müssen Sie nur jeden Rentner mit 800 Euro fragen, dem man ein bisschen Geld gibt, und er sich endlich XY kaufen kann.
Geld macht glücklich.
Aber – und das ist das Entscheidende:
Mehr Geld macht nicht glücklicher. Der Milliardär, dessen Vermögen von 100000000000 auf 200000000000 Dollar steigt, ist nicht doppelt so froh und happy, wohl aber die Frau, der man einfach die Schulden zahlt.
Samuel Levinson bringt es in seinem Buch über seine Kindheit in einer kinderreichen jüdischen Familie in New York auf den Punkt: «Geld zu haben kann nie so schön sein, wie es schlimm ist, keines zu haben.»

Morgen ist übrigens Weihnachten.
Und ich habe schon ganz viele Geschenke bekommen, Geschenke in Form von Geld.

Interessant ist, dass dieses Extra-Geld aus verschiedenen Gründen gezahlt wird, ich in meiner Frohnatur aber alles als Präsent und Gabe und Päckchen sehe.
Es sind dies nämlich:
* rückgezahlte Auslagen von Firma 1
* rückgezahlte Auslagen von Firma 2
* Überstunden und Extrastunden Firma 2
* Bonus Firma 1

Morgen ist übrigens Weihnachten.
Und ich habe schon ganz viele Geschenke bekommen, Geschenke in Form von Geld.

Dass ich den Bonus als unverhofftes Geschenk sehe, ist ja schon komisch, er wird jedes Jahr gezahlt und ist de facto Teil des Jahreslohnes. Aber die Überstunden? Und die Auslagen?
Der Trick hier zu erfreulichen Geldgeschenken zu kommen, geht folgendermassen: Man führt über die Stunden und die Auslagen Buch, vergisst aber regelmässig das, was man notiert hat. Sie kennen das wahrscheinlich: Ein Freund, mit dem Sie in ein Restaurant gehen, sagt auf einmal: «Heute zahle ich, ich schulde dir ja noch 50 Franken.» Sie aber hatten die fünfzig Franken völlig vergessen und die Ankündigung erscheint Ihnen wie ein Geschenk, wie ein Präsent, ein völlig unerwarteter Geldsegen.
Und genauso geht es mir jedes Jahr mit dem Geldsegen im Dezember, ich hatte das Jahr über nie wahrgenommen, dass ich noch Geld bekomme, und nun kommt es mir wie ein plötzlicher Goldstrom vom Himmel her vor.

Morgen ist übrigens Weihnachten.
Und ich habe schon ganz viele Geschenke bekommen, Geschenke in Form von Geld.

Was ich mit dem Geld tun werde?
Wahrscheinlich das Schlimmste, was man mit Geld tun kann: Ausgeben. So nett und ironisch formuliert es Böll in den «Ansichten eines Clowns», der Clown schreibt dort, seine (stinkreiche) Mutter würde ihm nie Geld geben, denn er würde das in ihren Augen Schrecklichste damit tun, was man mit Geld machen kann: Er würde es ausgeben.
Aber ganz ehrlich:
Nur reiche Menschen können es sich leisten, unendlich viel Knete auf die Hohe Kante zu legen. (Und ich weiss, das das jetzt sehr klassenkämpferisch klingt, aber macht nix…)

Morgen ist übrigens Weihnachten.
Und ich habe schon ganz viele Geschenke bekommen, Geschenke in Form von Geld.
Und ich habe mich sehr darüber gefreut.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Freitag, 19. Dezember 2025

Jobs, die man machen möchte und Jobs, die man nicht machen möchte

Es gibt Jobs, die man gerne machen möchte.
Und es gibt Jobs, die man nicht gerne machen möchte.

Zu den Jobs, die man gerne machen möchte, gehören:
* Vorkoster bei Reinhold Würth.
* Chef der OeBB
* Weihnachtsmann in einer Familie, bei der die Kinder alles kriegen, was auf dem Wunschzettel steht.
* Finanzdirektor in Basel-Stadt.

Zu den Jobs, die man absolut nicht machen möchte, gehören:
* Vorkoster bei Putin. 
* Chef der DB.
* Weihnachtsmann in einer Familie, bei der die Kinder nichts kriegen, was auf dem Wunschzettel steht.
* Deutscher Bundeskanzler. 

Die Vorkostersache ist – denke ich – klar.
Ein Mann wie Würth, der viele Menschen durch seine Museen glücklich macht, der Bilder gratis ausstellt, der Statuen und Grafiken zeigt, der in Hall und Künzelsau, aber auch an vielen anderen Orten eine kulturelle Institution ist, der braucht sicher niemanden, der ihn vor dem Vergiftetwerden schützen muss.
Wohl aber Wladimir Putin. Auch, weil sich in seinem Umfeld so viele Giftexperten befinden, nämlich die, die in SEINEM Auftrag vergiften, und die könnten nun ja ihre Kenntnisse nun auch gegen IHN verwenden, ein Vorkoster ist hier also unabdingbar.

Die Bahnsache muss erklärt werden.
Mit der OeBB ist nicht die Österreichische Bahn gemeint, sondern die «Oensingen-Balsthal-Bahn», eine nette kleine Gesellschaft, die 4 Kilometer Strecke mit 4 Haltestellen im Kanton Solothurn betreibt, regional, aufgestellt, kantonal, fröhlich, eidgenössisch, sauber, pünktlich, organisiert und allseits beliebt. Die Züge starten in Oensingen, also im IC-Netz der Schweiz und fahren über die Haltepunkte «Thalbrücke» und «Klus» bis Balsthal, wo der Berg ein Weiterfahren verhindert.
Der Chefjob DB, wir müssen ja sagen Chefinnenjob DB, ist eine Herkulesaufgabe, und man darf sich fragen, welche Flüsse Frau Palla zur Verfügung stehen werden, um diesen Augiasstall auszumisten…

Weihnachtsmann ist und bleibt eine ambivalente Aufgabe.
Aeneas und Liu je 18 Pakete zu überreichen, in denen sich von den Super-Games bis zu den Trendklamotten alles ist, was die verwöhnten Gören auf ihre Liste geschrieben haben, ist nicht so schwierig.
Schwieriger ist das bei Kevin und Chantal, die nicht kapieren werden, dass die Katastrophenpäckchen nicht auf dem Mist von Santaclaus gewachsen sind, sondern dass einfach im Bürgergeld Weihnachtsgeschenke nicht mitgeplant sind.

Und in der Politik?
Man möchte Tanja Soland sein, die Finanzfrau von Basel-Stadt. Ihre letzte Pressekonferenz hatte ein bisschen etwas von einer Weihnachtsmann (Weihnachtsfrau)-Show. 16 Millionen Defizit waren geplant (immerhin stopfte man eine Riesensumme in den Songcontest!), nun gibt es 48 Millionen schwarze Zahlen. Da macht doch Regieren Spass, da kann man fast nichts falsch machen, da muss man nur noch überlegen, wohin mit dem Geldsegen: Die Eislaufbahn sanieren? Oder doch eher ein neues Schwimmbad? Oder alle neu gegründeten Chöre und Orchester mit je 400000 subventionieren? (Geht nicht, es sind zu viele, aber macht nichts…)
Aber deutscher Bundeskanzler?
Man möchte nicht in Fritzes Haut stecken. Es ist einfach zu viel zu tun, zu viel liegt im Argen und dann will er es auch noch allen recht machen…
Aber irgendwie hält sich unser Mitleid ja in Grenzen. Er wollte das ja alles. Nur hat er gedacht, es wäre anders. Der Kabarettist Till Reiner hat das neulich so schön auf den Punkt gebracht: «Bundeskanzler sein ist wie Sex unter der Dusche, man hat sich das viel geiler vorgestellt.»

Es gibt Jobs, die man gerne machen möchte.
Und es gibt Jobs, die man nicht gerne machen möchte.

Auf jeden Fall ist man in diesem Jahr gerne angestellt und nicht freiberuflich. Die Feiertage liegen wunderschön, ein sogenanntes Arbeitnehmer-Jahr.







Dienstag, 16. Dezember 2025

Janosch ist immer noch da - und will bald Rente.

Ich möchte heute die Geschichte von Janosch erzählen.

Mit 5 Jahren bekam Janosch eine lebensbedrohliche Krankheit. Sein Immunsystem kollabierte, hohes Fieber, Ausschlag am ganzen Körper, er magerte ab und stand an der Schwelle des Todes. 3 Wochen kämpften die Ärzte um sein Leben, dann war er über dem Berg und nach einem halben Jahr wieder einigermassen hergestellt.

Allerdings hatte die Zeit im Spital (vor allem auf Intensiv) in seiner Psyche herbe Schäden hinterlassen, er war oft schwermütig und still, ein trauriger Einzelgänger, mit dem niemand wirklich zurande kam. Seine psychische Erkrankung gipfelte in einem Suizidversuch mit 18 Jahren. Er konnte aber noch aufgefangen werden und wurde therapeutisch betreut.

Mit 25 war dann alles gut. Janosch hatte sich zu einem fitten, sportlichen, schönen und lebensfrohen Mann gemausert und holte sehr viel nach: Freundschaft, Reisen, Abenteuer. Er fuhr nach Thailand und Australien, er kletterte auf Berge und fuhr schnelle Autos und Fahrräder. Bei einer Semiprofi-Schweiz-Tour passierte dann das Unglück, er stürzte und wie schon 20 Jahre davor kämpfte ein Doktorteam um sein Leben. Auch diese Behandlungen glückten.

Dann lief alles ein wenig in normaleren Bahnen, Ehe, Beruf, Erfolg, Haus, Hund, Kinder, Karriere, Stress. Und diesen Stress bekämpfte unser Held leider mit zu vielen Apéros und Schlummertrünken, sodass er mit 50 vor der Wahl stand, einen Entzug zu machen oder mit 60 zu gehen – seine Leber war ziemlich am Ende. Janosch entschloss sich zum Entzug.

Nun ist er 60 und freut sich auf die Rente.
Und er hört mit Staunen, dass er ein Problem darstellt. Er ist einer von zigtausend Boomern, die sich pensionieren lassen, die Kassen plündern und dann so schrecklich alt werden. Ja, die Menschen werden immer älter, und dann reichen die Rentenkassen nicht.

Janosch ist deshalb so erstaunt, weil er ja der Gesellschaft und Gemeinschaft genügend Möglichkeit gelassen hat, sich von ihm zu verabschieden. Das war aber nie ein Thema. Es war immer klar,
…dass die Medizin alles tut, alles an Arznei, Apparate und Therapie einsetzt, um das junge Leben zu retten und zu stabilisieren.
…dass ein Mensch von einem Suizidversuch abgehalten werden muss, er muss gerettet werden und später betreut.
…dass auch bei riskanten Stürzen, Höhlenunglücken, Skiunfällen, Fallschirmkatastrophen die beteiligten Personen gerettet werden.
…dass Personen, die Drogen-, Sucht-, Nikotin- oder Alkoholprobleme haben, bei einem Entzug begleitet werden, und dass ihnen geholfen wird, von diesen Drogen-, Sucht-, Nikotin- oder Alkoholproblemen loszukommen, damit die Drogen-, Sucht-, Nikotin- oder Alkoholprobleme nicht ein vorschnelles Lebensende herbeiführen.
Die Gemeinschaft der Menschen hat Janosch also geholfen, 60 zu werden – und nun muss sie irgendwie damit umgehen.

Ich bin ja nun auch wie Janosch ein Boomer. Lange hörten wir den Vorwurf unserer Eltern: «Ihr wart so viele! Alles war zu klein, die Schulen, die Kindergärten, die Schwimmbäder!» Dabei konnten wir nix dafür, dass wir da waren, wir hatten uns nicht gemacht. Und nun schreit die junge Generation: «Ihr seid so viele! Und ihr seid immer noch da!»
Ja.
Genau.
Und damit wird man umgehen müssen.

Genau wie Janosch habe ich der Gesellschaft auch ein paar Chancen gegeben, mich loszuwerden (die erste war eine Pylorusstenose, ein Pförtnerkrampf mit 2 Monaten, damals eine gefährliche Sache, weil der Säugling sämtliche Nahrung erbricht). Sie hat sie nicht genutzt.

Und nun freue mich (auch weil ich auf Alkohol und Nikotin inzwischen verzichte) wie Janosch auf ein Leben bis 100.
Man wird damit umgehen müssen.



 

 

Freitag, 12. Dezember 2025

Spezialpreis für Trump ist ok (aber bitte das klar sagen!)

Der Vorstand des Männergesangvereins Pfullendorf hat in seiner letzten Sitzung folgenden ergänzenden Passus für die Vereinssatzung beschlossen:

§ 21 Absatz 5
Ein Mitglied, das 80 Jahre im Chor singt, erhält den Titel «Hyper-Ehrenmitglied» und wird mit einer Nadel mit 8 Rubinen und einer Urkunde geehrt, ausserdem wird sein Portrait im Vereinslokal aufgehängt.

Der Passus ist notwendig geworden, weil Hubi Müller, der 1946 frisch-stimmgebrochen und noch mit Flaum um den Mund mit 15 Jahren als Tenor 1 in den gerade aus Trümmern wieder entstehenden Chor eintrat, nächstes Jahr 95 wird und immer noch singt. (Nun als Bass 2).
Bei der Gründung des Chores 1890 ging die Ehrungsliste absolut nicht so weit, die Leute wurden einfach nicht so alt.

Man sieht zwei Dinge an diesem Beispiel:
Es ist absolut üblich, Ehrungen, Stellen, Titel usw. eigens für bestimmte Personen zu erschaffen.
Es ist nicht ehrenrührig solche Ehrungen, Titel, Stellen usw. für bestimmte Personen extra zu machen, man muss es halt nur eindeutig deklarieren.

Gut, manchmal hat die ganze Sache ein Geschmäckle.
Napoleon machte sich zum «Empereur», denn einen Herrschertitel wollte er partout, und den König hatte man ja ein paar Jahre davor geköpft, gut, dann halt Kaiser, völlig ignorierend, dass es in Europa eigentlich nur einen Kaiser gab…
Göring machte sich zum «Reichsmarschall», der über dem Generalfeldmarschall stand und – im Gegensatz zu diesem – keine militärische Laufbahn durchlebt haben musste. Der Titel blieb singulär für ihn, es gab vorher und nachher keinen anderen.

Manchmal ist eine solche Extrawurst aber echt klasse.
Als dem Theologen Hans Küng die Lehrerlaubnis entzogen wurde, hatte die Uni Tübingen ein Problem: Da stand nun ein hochbezahlter, hochqualifizierter, anerkannter Wissenschaftler, der aber nicht mehr ans Katheder durfte. Denn angestellt war er beim Land Baden-Württemberg, die Aufsicht über seine Lehre hatte aber der Vatikan.
Die Alma Mater löste das Problem elegant nach dem Wahlspruch ihres Gründers Eberhard im Bart: «Attempto» (ich wage es). Da in den Vorlesungen Küngs ohnehin über 50% Protestanten sassen, gründete man kurzerhand ein «Institut für Ökumenische Forschung», verbunden mit einer Professur für «Ökumenische Theologie».
Wenn man Küng gelegentlich vorwarf, er sässe in einem eigens für ihn geschaffenen Stuhl, konnte der Eidgenosse (heimatberechtigt in Sursee) nur lächeln: ER hatte sich das nicht ausgesucht, ER wäre gerne Katholischer Lehrstuhlinhaber geblieben…

So wäre nun die FIFA-Ehrung für Trump auch keine Sache, wenn Infantino ehrlich gewesen wäre. Wenn er ehrlich gesagt hätte:
1.) Es gibt ab 2025 einen FIFA-Friedenspreis.
2.) Der Preis ist auf Donald Trump zugeschnitten und für ihn gemacht.
3.) Daher ist Trump auch der erste Preisträger.

Aber wenn Infantino ein sauber denkender, ehrlicher, fairer und anständiger Mensch wäre, dann wäre er nicht mit Trump befreundet. Er wäre aber auch nicht FIFA-Präsident. Denn ein sauber denkender, ehrlicher, fairer und anständiger Mensch engagiert sich nicht im Profifussball. Oder wirft schon auf nationaler Ebene das Handtuch (wie Keller, der nun echt ein sauber denkender, ehrlicher, fairer und anständiger Mensch ist…)

Der Vorstand des Männergesangvereins Pfullendorf hat in seiner letzten Sitzung einen ergänzenden Passus für die Vereinssatzung beschlossen, der einem Mitglied, das 80 Jahre singt, eine Reihe ganz spezieller Ehrungen zuteilwerden lässt.
Der Passus ist für Hubi Müller gemacht und auf ihn zugeschnitten, Hubi, der seit 1946 seine Stimme erhebt.

Und das ist völlig OK.

Bei Trump hat es einen Geruch, besser gesagt Gestank.





Dienstag, 9. Dezember 2025

Frank Gehry ist tot: Ein dekonstruktivistischer Nachruf für einen grossen Dekonstruktivisten

 

Frank Owen Gehry (eigentlich Frank Ephraim Goldberg) wurde 1929 in Toronto/ Kanada geboren. Er ist ein kanadisch-US-amerikanischer Architekt und Designer, der seit 1947 in Kalifornien lebt.
Bis

1954

studierte

Frank

O. Gehry

Architektur

an der University

of Southern California

in Los Angeles,

danach ein Jahr lang an der Harvard Graduate School of Design.
Anschließend arbeitete er für verschiedene Architekturbüros an der Westküste, bevor er sich 1962 als Architekt selbstständig machte. 1989 wurde ihm der Pritzker-Preis für Architektur verliehen.
Gehrys Arbeiten erregten Aufsehen, weil sie experimentell sind und aus Elementen bestehen, die gebrochen oder zerrissen erscheinen. Seine Gebäude gelten als Beispiele des Ad-hoc- oder Punk-Designs, wodurch Gehry zu einem der wichtigsten amerikanischen Architekten am Übergang von Postmoderne zum Dekonstruktivismus wurde.


Zu Beginn seiner Karriere waren seine Werke durchaus konventionell. Erst gegen Ende der 60er Jahre veränderte er seine architektonische Formensprache, indem er begann vermeintlich "ärmliche" Materialien wie Sperrholz, Wellblech und im Möbelbau sogar Wellpappe einzusetzen. 1983 wurden Gehrys Leuchten in New York ausgestellt - Konstruktionen aus gerissenen, gebrochenen Materialfragmenten, die von innen beleuchtet werden. Zu Gehrys populärsten Entwürfen gehört die Stuhlserie "Powerplay" aus gebogenen Holzfurnierstreifen (1992) für Knoll, die bereits vor ihrer Markteinführung mit einer Ausstellung im New Yorker Museum of Modern Art gewürdigt wurde.
……………………………………………………………….Gehry war der Sohn von Irving und Thelma Goldberg, deren Eltern als Immigranten jüdisch-polnischer Herkunft ins Land kamen. Sein Vater betrieb bis zum staatlichen Verbot den Verkauf von …………………………………………………………….Glücksspielmaschinen an die Bars in der Umgebung von Timmins im östlichen Ontario, das damals eine Goldgräberstadt war.[5] Aus Abfällen des großväterlichen Eisen- und Haushaltswarenladens bastelte er als Junge seine ersten Häuser und Städte zusammen.[5] Charakteristisch für Gehry sind seitdem abgewinkelte Ebenen, kippende Räume, umgekehrte Formen und eine gebrochene Geometrie. Beispiele sind der Pappsessel "Little Beaver" (1989) für Vitra oder die Serie "Easy Edges" (1971-1972) für Cheru Enterprises. Vitra legte 1992 vier Modelle in einer Reedition neu auf: den "Side Chair", den "Dining Table" und das in drei Größen erhältliche, ineinander stapelbare "Low Table Set".An der University of Southern California (USC) in Los Angeles studierte Gehry Architektur bis 1954, sein Studium finanzierte er sich als Lkw-Fahrer.[5] Lehrer war unter anderem Gregory Ain.[6]

………………………………………….Gehry entwarf einige der phantasievollsten Gebäude, die je gebaut wurden, und erlangte ein Maß an Anerkennung, die nur selten einem Architekten zuteil wird.

Seine

erste

Frau

Anita

war

unglücklich

mit seinem

Nachnamen und

schlug ihm daher gemeinsam mit ihrer Mutter 1954 vor, Goldberg in den weniger offensichtlich jüdischen Namen Gehry zu ändern, was er umgehend tat. Danach nahm er ein Zweitstudium für Stadtplanung an der Harvard Graduate School of Design auf. Ab

1962 betrieb er ein Architekturbüro in Los Angeles unter dem Namen Gehry Partners, LLP. Während der ersten Ehe (die 1968 geschieden wurde) bekam das Paar zwei Töchter.

Auf Drängen von Mark Zuckerberg, dem Vorstandsvorsitzenden von Facebook, entwarf er zudem eine Erweiterung des nordkalifornischen Hauptsitzes des Unternehmens.

Ab 1975 war Gehry mit der Panamaerin Berta Isabel Aguilera verheiratet.[7] Er hatte mit ihr zwei Söhne. Nach der Geburt ihres ersten Sohnes zog die Familie in ein größeres Haus aus den 1920er Jahren. Seine Frau ermutigte ihn, ihr Wohnhaus in Santa Monica (in dem sie bis zu seinem Tod wohnten) nach seinen Vorstellungen kühn umzugestalten und zu erweitern. 1980 wurde das Gebäude vom American Institute of Architects (AIA) ausgezeichnet.[8]

Der weltberühmte kanadisch-amerikanische Architekt und Designer Frank Gehry ist im Alter von 96 Jahren nach einer kurzen Atemwegserkrankung gestorben. Er verstarb am Freitag in seinem Haus in Santa Monica, Kalifornien, sagte Meaghan Lloyd, Leiterin des Büros Gehry Partners LLP.

Seine Faszination für die moderne Pop-Art führte zu unverwechselbaren, markanten Gebäuden. Zu seinen zahlreichen Meisterwerken zählen das Guggenheim-Museum im spanischen Bilbao, die Walt Disney Concert Hall in Los Angeles und das Berliner DZ-Bank-Gebäude.