Dienstag, 8. Juni 2021
Die Kohl-Gedenkstätte
Vielleicht ist die Frage überhaupt falsch gestellt, wie eigentlich die meisten Fragen falsch gestellt sind, weil sie das Grundsätzliche, das Eigentliche nicht beachten, so ist es zum Beispiel nicht die Frage, ob China, Russland und die USA zusammen auf den Mars sollten, sondern die wichtige Frage wäre, ob man ÜBERHAUPT auf den Mars soll, und die eigentliche Frage wäre nicht gewesen, wer das unsägliche Gedicht von Amanda übersetzen soll, die eigentliche Frage wäre gewesen, ob man es ÜBERHAUPT übersetzen soll, und auch diese Frage geht am Kern vorbei, der Kern wäre gewesen, ob Amanda das Werk überhaupt schreiben soll, und auf alle diese Fragen ist die Antwort stets nein.
So wäre also die Frage, ob es eine Kohl-Stiftung ÜBERHAUPT braucht, und auch hier ist die Antwort NEIN.
Aber gut, es ist gibt sie, und wenn es sie schon geben muss, dann bin ich natürlich für Oggersheim. Hier bin ich ganz klarer BW-Lokalpatriot, und wenn sie mir jetzt sagen, dass Ludwigshafen in Rheinland-Pfalz und nicht in Baden-Württemberg liegt, dann sage ich Ihnen, es liegt fast in BW, es ist quasi BW, es ist gefühltes BW.
Lassen Sie mich nun einige Gründe für Ludwigshafen-Oggersheim anführen.
Es ist ganz wichtig und entscheidend, dass ein Mensch und ein Ort sich verbinden. Woran denken Sie bei Schiller? An Marbach. Woran bei Husum? Storm. Sehen Sie.
Robert Gernhardt schreibt in seinem Wege zum Ruhm:
„Der Künstler war tätig – die Nachwelt ist träge. Der Künstler hinterlässt neben fertigen Werken kistenweise Manuskripte, Tagbücher, Korrespondenzen und Dokumente – der Nachwelt schaudert beim Gedanken, das alles registrieren, archivieren und womöglich edieren zu müssen. Also versucht der Künstler, ihr diese Pille zu versüssen, indem er für ein Langzeit-Zuckerl sorgt: Das Künstlerhaus.“
Nun war Kohl kein Künstler, aber was für einen Künstler gilt, muss für einen Politiker ja genauso gelten.
Umgekehrt wird Ludwigshafen durch diese Gedenkstätte ungemein geadelt. Woran denken Sie beim Wort Ludwigshafen? Na? An die BASF. Das war ja auch der Grund der Gründung, dass die Mannheimer die Chemie nicht wollten und die Badischen Anilin- und Sodafabriken (das heisst nämlich die Abkürzung…) auf der anderen Seite des Flusses gebaut wurden.
Denken Sie an schöne Bauten? Hat es keine.
Denken Sie an eine schöne Innenstadt? Hat es keine.
Denken Sie an grosse Menschen, grosse Geister? Gab es nur einen, sogar einen Philosophen, der hat sich aber ganz, ganz, ganz, ganz schnell aus dem Staub gemacht und ist in die Hochburg des Geistes geflüchtet, nämlich nach Tübingen, Bloch hat es nicht wirklich am Rhein ausgehalten und ist sobald es ging an den Neckar gezogen.
Und hier hat man jetzt endlich eine wichtige Persönlichkeit, die es in LU aushielt, aushielt bis zum bitteren Ende, getreu bis in den Tod.
Was sollte eine Gedenkstätte in Berlin? In Berlin wimmelt es von Gedenkstätten, Erinnerungsorten, Grabsteinen und Denkmälern. Kein Tourist kann alle die Gedenkstätten, Erinnerungsorte, Grabsteine und Denkmäler in einer nützlichen Frist bewältigen und wird sich ob all der Gedenkstätten, Erinnerungsorte, Grabsteine und Denkmäler sicher nicht für Kohl entscheiden. Mal ehrlich, wenn Sie die Wahl hätten:
Liebermann (Wannsee) oder Kohl?
Kleist (Wannsee) oder Kohl?
Ihre Entscheidung wäre doch klar. Nein, in Berlin ginge Helmut unter, er muss an den Rhein und nicht an die Spree, er muss in den Süden und nicht in den Nordosten.
Auf der anderen Seite würde natürlich Oggersheim den echten, den wahren und wirklichen Helmut Kohl zeigen. Kohl in seiner ganzen…, in seiner totalen… Ach, oh Wort das mir fehlt! Sollten wir Einfachheit sagen? Sollen wir Schlichtheit sagen? Oder sollen wir das fiese, harte und gemeine Wort in den Mund nehmen? Das gemeine und fiese und harte Wort, das Spiessigkeit heisst?
In Google findet man keine Bilder von der „Villa“ innen, aber Kollegen von mir erinnern sich an eine Homestory – es ist ja bezeichnend, dass Helmut und Hannelore stets Journalisten an den Wolfgangsee einluden und auch zu Homestorys luden, etwas, was Merkel nie, nie, nie machen würde – die im deutschen Fernsehen kam. In dieser Homestory sah man alles, was man in einem biederen Heim der 80er und 90er erwartete: Das graue Sofa mit den Plüschkissen (mit Knick), den Gummibaum in der Ecke, die Kaffeetafel mit Blümchengeschirr und dem Drehkuchenteller (mit Kuchen-Einzelstücken im Kreis geordnet) usw., usw.
Nein, nur Oggersheim zeigt den Bünzli Kohl, den Biedermann und Spiesser.
Soll die geplante Helmut-Kohl-Stiftung ihren Sitz in Berlin oder in Ludwigshafen-Oggersheim haben? Diese Frage beschäftigt zurzeit die Gemüter. Die Bundesregierung ist für Berlin, die Witwe von Kohl ist für Oggersheim.
Und ich bin auch klar für Ludwigshafen, da gibt es nicht zu reden und zu deuteln.
Freitag, 4. Juni 2021
Stühle stapeln
Haben Sie schon einmal einen Saal aufgeräumt und geputzt? Wahrscheinlich schon. Und bei diesem Aufräumen und Putzen stellt sich ja immer die Stapelfrage. Diese Stapelfrage bedeutet, in wie vielen Stapeln mit wie vielen Stühlen dieselben gestapelt werden. Die Hausmeister und Hausmeisterinnen, die Hauswarte und Hauswartinnen, die Abwarte und Abwartinnen haben hier ja stets ihre ganz eigenen Vorstellungen und Wünsche – und man kann an diesen Stapelwünschen ihre Psyche ablesen, man kann an den Stapelbefehlen tief in die Seele der Hausmeister und Hausmeisterinnen, Hauswarte und Hauswartinnen, der Abwarte und Abwartinnen blicken. Im Grunde sind es vier Haupttypen:
Grossstapelnd
Ich schreibe „grossstapelnd“ um es klar vom Hochstapeln zu unterscheiden, Hochstapler oder Hochstaplerinnen sind Menschen, die uns das Blaue vom Himmel lügen, die flunkern und schwindeln und mogeln und bluffen, darum geht es hier nicht, nein, beim Grosstapeln geht es um das Aufbeugen von möglichst vielen Stühlen auf einen Stapel, sodass es wenige Stapel gibt und der Saal schön leer bleibt.
Das ist eine praktische Sache, wenn man den Raum viel zum Tanzen, Springen, zum Hüpfen und Singen benutzt, denn beim Tanzen, Springen, beim Hüpfen und Singen braucht man Platz. Wenn man aber den Saal nicht zum Hüpfen und Singen zum Tanzen und Springen verwendet, wird es doof. Dann muss man nämlich die 20er Stapel auflösen, was z. B. für kleinere Leute gar nicht geht. Da sagt man dann den Kinderchormitgliedern Mixi, Max und Moxi sie müssten Stühle stellen, und dann kommen sie gar nicht an die Stapel heran und Mixi, Max und Moxi fühlen sich wie Kinder aus Brennpunkthochhäusern in den 60ern, die an die Liftknöpfe nicht herankamen. (Diese nahmen dann immer Kochlöffel mit, und die Teenager versteckten ihnen die Löffel und wenn sie aufs WC mussten, dann konnten sie nicht in die Wohnung und machten in die Eingänge, angeblich…)
Was ist nun über die Psyche eines grossstapelnden Menschen zu sagen? Der Grossstapler / die Grossstaplerin liebt den grossen Entwurf, das weite Feld, die uneingeschränkte Sache, Platz braucht man, Weite und Ferne, und auch wenn die Probleme, in riesigen Stapeln geschichtet, eindeutig sichtbar sind, das macht nichts, das tut der Sache keinen Abbruch. Leider sagt diese psychische Disposition noch nichts über die Qualität des Menschen, ein Leonardo gehört genauso zu ihnen wie ein Stalin.
Kleinstapelnd
Der Kleinstapler oder die Kleinstaplerin macht das genaue Gegenteil vom vorigen: Viele, viele Stapel von nur 2-3 Stühlen nehmen ungefähr die Hälfte des Raumes ein; praktisch, wenn man oft verschiedene Bestuhlungen braucht, sehr, sehr, sehr, sehr unpraktisch, wenn man den Raum gesamthaft nutzen will. Auch wenn man Teile braucht, kann es notwendig sein, dass man die Stapel x-mal durch den Raum schiebt.
Der Kleinstapler und die Kleinstaplerin sind Pedanten und Kleingeister. Sie sind nicht in der Lage, der Gefahr eines hohen Stapels ins Auge zu sehen, sie sind nicht in der Lage, weit und gross zu denken. Viele kleine Dinge, Problemchen, Aktiönchen, Sörglein und Sächelein müssen für sie stets sichtbar bleiben.
Kleinstapler sind Korinthenkacker, sind Dünnbrettbohrer, aber…
Diese Menschen muss es auch geben. Immerhin hat das Kleinstapeln zwei entscheidende Vorteile: Auch ein Zwerg kann hier beim Bestuhlen helfen und ein Stapel, der umfliegt, kann keinen Menschen erschlagen.
Prominente finden sich natürlich unter den Kleinstaplern nicht.
Mittelstapelnd.
Beim Mittelstapeln wird ein Kompromiss zwischen beiden Varianten gewählt, als probat hat sich hier zum Beispiel eine Stuhlstapelgrösse von 6 Stühlen herausgestellt. Hier hat man genügend Platz für Tanzen und Springen für Hüpfen und Singen, man kann den Saal für die Seniorengymnastik, für die Salsagruppe, für das Kinderturnen und das Tangoturnier verwenden, aber auch das Kinderorchester kann proben und Max und Moxi, Mix und Muxi, Fix und Foxi kommen an den obersten Stuhl heran und müssen keine Angst haben, dass 20 Stühle auf sie herabprasseln.
Mittelstapler und Mittelstaplerinnen sind Pragmatiker. Sie finden eine Lösung zwischen den Extremen und sind stets dem Machbaren verpflichtet. ich würde behaupten, dass die meisten Staatschefs zivilisierter Länder mittelstapelnd sind. (Sie denken an…? Ich habe von zivilisierten Ländern geredet, Belarus und die Türkei gehören da nicht dazu.)
Buntstapler
Beim Buntstapeln wird nach folgenden Regeln gearbeitet:
Kein Stapel darf gleich hoch sein.
An jeder Wand müssen Stühle stehen.
Buntstapelnde Menschen sind die Bohemiens, die Künstler, sind die Freaks und Hippies unter den Leuten. «Was geht mich Ihre verdammte Stapelgrösse an, wenn mich der Geist überkommt?» oder so ähnlich…
Haben Sie schon einmal einen Saal aufgeräumt und geputzt? Wahrscheinlich schon. Und bei diesem Aufräumen und Putzen stellt sich ja immer die Stapelfrage. Man kann an Stapelwünschen Psychen ablesen, man kann an den Stapelbefehlen tief in die Seele der Hausmeister und Hausmeisterinnen, Hauswarte und Hauswartinnen, der Abwarte und Abwartinnen blicken.
Zeige mir deine Stuhlstapel, und ich sage dir, wer du bist.
Dienstag, 1. Juni 2021
Die Hertersche Regel
Mit diesem Problem ging ich in den Handyladen. Der Verkäufer war sehr freundlich und nett, hatte aber so etwas noch nie gesehen, das sah ich an seinem Gesicht. Er druckte und drückte eine Weile an den Tasten herum, er fingerte und wurstelte, und irgendwann musste ich sagen: Dieser Mann hat keine Ahnung von Elektronik, er hat keinen Draht dafür.
Ein Freund von mir hat einen Gärtner angestellt. Seit dieser Gärtner bei ihm arbeitet, sind fast alle Pflanzen eingegangen oder sind am Verdorren. Der Rhododendron trägt mickrige Blüten, das Gras ist braun, die Rosen lassen die Blätter fallen und das Laub der Linde ist fahl. Der Garten bietet einen Anblick, bei dem jedem Pflanzenfreund und jedem Botaniker das Herz stehen bleibt. Man kann es drehen oder wenden, wie man will: Der Gärtner hat keinen grünen Daumen.
Ich habe neulich geschrieben, es sei nicht schlimm, wenn man nicht alles kann. Blöd ist es aber, wenn man das nicht kann, womit man Geld verdient. Diese Erkenntnis ist mir jetzt erschienen. Und ich möchte diese Erkenntnis in eine Regel giessen, die
HERTERSCHE REGEL
Was man gar nicht kann, das soll man delegieren.
Was man nur ein wenig kann, das soll man mit anderen zusammen tun.
Was man ganz ordentlich kann, das soll man als Hobby betreiben.
Was man gut kann, damit soll man sein Geld verdienen.
Niemals darf man die Kategorien vermischen!
Lassen Sie mich ein Beispiel geben:
Susi kann nicht Auto fahren, daher lässt sie es sein und bestellt sich, wenn es mit dem ÖV nicht klappt, ein Taxi. Das ist sehr praktisch und sicher. Übrigens hat sich der Gesetzgeber hier an der Herterschen Regel orientiert, er lässt nämlich gar nicht zu, dass Susi fährt, ohne Fahrausweis bekommt sie ziemlichen Ärger, wenn sie sich in ein Auto setzt.
Susi kann nicht gut tapezieren, also holt sie sich, wenn eine Wohnung gerichtet werden muss, Hilfe von ihren Freundinnen Sara und Lola (wenn Sie jetzt gedacht haben, da kommen Männernamen, dann sind Sie ein schrecklicher Chauvi…). Lola und Sara können das, womit Susi Probleme hat, sie können die Bahnen gerade ansetzen, beim Einkleistern aber und glattstreichen, da steht Susi natürlich ihre Frau.
Susi ist eine musikalische Frau, sie spielt Violine und singt einen schönen Sopran. Es hätte sogar für ein Musikstudium gereicht, aber das Pädagogische liegt ihr nicht, und ins Orchester oder auf die Opernbühne hätte es nicht gelangt, also spielt Susi in einem grossen Laienorchester und singt in einem Oratorienchor. Dieses wunderbare Hobby hat sie bisher nicht nur zu Werken wie Brahms Dritter oder den Elias, sondern auch (auf Tourneen) in viele spannende Länder gebracht.
Was Susi nun wirklich gut kann, ist schreiben, und damit verdient sie ihr Geld. Als Redaktionsmitglied der Hannoverschen Allgemeinen schreibt sie über Politik, und sie ist nicht nur im Niedersächsischen Landtag, nein, auch in Berlin unterwegs, ihre Interviews sind fundiert und ihre Leitartikel gefürchtet. und da Susi erst 31 ist, wird die Leine auch nicht der Weisheit letzter Schluss sein.
Was man gar nicht kann, das soll man delegieren.
Was man nur ein wenig kann, das soll man mit anderen zusammen tun.
Was man ganz ordentlich kann, das soll man als Hobby betreiben.
Was man gut kann, damit soll man sein Geld verdienen.
Die Frage, die sich nun stellt, ist die folgende: Warum vermischen so viele Menschen die Kategorien, oder warum sind sie immer eine Zeile voraus, sprich: Warum helfen Menschen bei Dingen, die sie gar nicht können und stören damit diejenigen, die die Hauptarbeit machen? Warum suchen sich Menschen Hobbys, die sie nicht bewältigen? Und warum haben so viele Leute einen Job, für den sie nichts taugen?
Wer einen Job macht, bekommt von mir Geld. Und für dieses Geld möchte ich eine Person, die ihre Sache gut macht, sehr gut macht, exzellent macht, ich möchte einen Profi, eine Könnerin, eine Kanone, ein As.
Wenn ich ins Restaurant gehe, dann zahle ich viel Geld, und es macht für mich keinen Unterschied, ob der Koch nicht, ein wenig oder ganz gut kochen kann. Er soll exzellent kochen.
Wenn ich einen Maler hole, dann zahle ich viel Geld, und es macht für mich keinen Unterschied, ob der Maler nicht, ein wenig oder ganz gut malen kann. Er soll super malen.
Wenn ich ins Theater gehe, dann zahle ich viel Geld, und es macht für mich keinen Unterschied, ob der Schauspieler nicht, ein wenig oder ganz gut spielen kann. Er soll spielen wie ein junger Gott.
Die Hertersche Regel besagt,
dass man delegieren soll, was man nicht kann.
dass man mit anderen zusammen das tun soll, was man wenig kann.
dass man als Hobby das betreiben soll, was man ganz gut kann
und nur das als Beruf wählen soll, was man kann.
Und dass man die Kategorien nicht vermischen soll.
P.S. Der Spuk beim Handy war nach einmal Ausschalten und wieder Einschalten behoben.
Freitag, 28. Mai 2021
Es liegt nicht am Equipment
Nur wer soll spielen?
Judith, die Frau von Jack, hat in ihrer Jugend nun tatsächlich Klavierstunden genommen und ist – gemäss ihrer eigenen Angaben – ziemlich weit gewesen, Beethoven op. 111, Kreisleriana und Faschingsschwank, natürlich den ganzen Chopin op. 10 und op. 25 und – das war ihr Liebstes – die Kartinki s wystawki, die Bilder einer Ausstellung.
Schön und gut. Wird also alles gut werden, worauf Judith allerdings beharrt, ist das korrekte Equipment, sie wird ihre Studien nicht auf einem Schimmel oder Yamaha wieder aufnehmen, ein wirklich guter Flügel muss schon her, und ist bei einem Jahressalär von Jack von 2 Millionen auch möglich. Also ein Bösendorfer Imperial für zweihunderttausend.
Judith übt nun fleissig, sehr fleissig, extrem fleissig, muss aber irgendwann zugeben, dass die Aufgabe der Idee, Musik zu studieren, nicht am Equipment lag, auch auf dem Imperial ist die op.111 weit entfernt, bekommen weder die Kreisleriana noch der Faschingsschwank den richtigen Schwung, und die Chopin-Etüden kann sie höchstens im halben Tempo. Von Kartinki ganz zu schweigen.
Gut.
Jacks Lohn reicht auch noch für die Gage eines guten Pianisten, das Hauskonzert kann dennoch stattfinden.
Popl Hoppel will endlich auf den Ruttenpass. Und zwar mit dem Velo, dem Fahrrad, dem Bike. Er hat es schon ein paar Mal versucht, ist aber immer am schlechten Equipment gescheitert. Nun leistet er sich ein Gourmet-Rad, eine Höllenmaschine, ein BMC Timemaschine Road 01 Two. Ein BMC Timemaschine Road 01 Two kostet zehntausend Euro, 10000.--, die aber gut angelegt sind, denn ein BMC Timemaschine Road 01 Two ist ein Rad, mit dem man Tour de France fährt. Oder den Giro. Oder die Tour de Suisse. Ein Profirad.
Trotz des BMC Timemaschine Road 01 Two muss aber Popl 3 Kilometer vor der Passhöhe aufgeben. Auch die x Gänge und die extrem leichte Bauart halfen nicht. Vielleicht liegt es an drei Dingen:
Popl raucht.
Popl hat bei einer Grösse von 180 Zentimetern ein Gewicht von 100 Kilo.
Und das sind keine Muskeln, Muskeln hat Popl fast keine.
Und gegen die Kombi von Raucher, fett und muskelarm kommt auch das BMC Timemaschine Road 01 Two nicht an.
Muss ich nun noch von Adele erzählen, die immer meinte, eine gute Köchin werden zu können, wenn sie nur nicht so miese Töpfe hätte, die aber auch nach einer Kauforgie im Shop KITCHENFORYOU®, die sie ein paar tausend Franken kostete, immer noch Speisen fabriziert, die man nicht einmal Muz, dem Kater und Hupo, dem Hund vorsetzen will?
Muss ich von Gunter erzählen, der sich (endlich) einen richtig guten Laptop angeschafft und sich in Textverarbeitung und Internet eingearbeitet hat, um endlich seinen grossen Roman zu schreiben? Und der jetzt vor einem leeren Bildschirm sitzt und merkt, dass es auch auf dem teuersten HP® oder acer®, auf dem teuersten MAC®, dem edelsten Lenovo® nur Text-Verarbeitung, nur Text-Speicherung gibt, aber keine Text-Herstellung…
Muss ich noch von Lucy erzählen, die ein malerisches Talent in sich spürt und sich eindeckt mit Leinwänden, Paletten, Ölfarben, die Tuben und Pinsel und Staffeleien kauft, und die trotz einer Investition von 6578,34 Euro sich eingestehen muss, dass sie mangels Talent NICHT in die Fussstapfen von Angelika Kaufmann oder Lee Krassner treten wird?
Leute, Leute…
Es liegt nicht immer am Equipment. Anders formuliert: Man sollte erst einmal testen, ob man für irgendetwas taugt. Das kann man auch mit einfachsten Mitteln, mit einfachsten Dingen, mit simpelsten Geräten und mit Null-Budget-Equipment.
So könnte Judith sich für eine Woche ein Studio mieten und ein wenig üben und dann einem Experten vorspielen, der ihr offen und ehrlich seine Meinung sagt.
Popl könnte einfach mal joggen und schwimmen, nicht um dann den Iron Man zu machen, sondern einfach um zu testen, ob seine Kondition reicht.
Adele könnte an einem einfachen Salat und dessen Sauce ausprobieren, ob sie Geschmacksknospen besitzt, die sauer und süss auseinanderhalten können.
Gunter würde auch mit einem simplen Notizbuch merken, dass er kein zweiter Grass wird.
Und Lucy könnte ihr Kunstkünste (was für ein Wort!) auch mit einem Kohlestift und einem Skizzenbuch testen, und dann entscheiden, ob sie Farben kauft.
Stöhnen Sie also nicht, wenn Ihnen Dinge misslingen. Es liegt nicht am Equipment. Sie sind vielleicht einfach nicht begabt.
Das macht gar nichts. Kein Mensch kann alles können.
Dumm wäre, wenn die Sache Ihr Brotberuf wäre.
Aber dazu mehr beim nächsten Mal.
Dienstag, 25. Mai 2021
In wie vielen Chatgruppen ist man?
Helmuth sucht. Helmuth sucht ein Foto, das ihm Hellmutt geschickt hat. Es war ein lustiges Foto, das weiss er noch, es war fröhlich und witzig, es war spassig und er möchte es gerne jemand zeigen. Und nun sucht er es.
Auf welchem Kanal hat Hellmutt das gesandt?
Och, da gibt es viele Möglichkeiten. Da die beiden Helmis nicht nur befreundet sind, sondern auch beruflich zusammenarbeiten UND in den gleichen Vereinen sind (und dort auch im Vorstand sind), gäbe es allein vier Mail-Adressen:
helmuth.hauber@gmail.com
helmuth.hauber@gorovag.de
hauber.helmuth@fcu.de
hauber.helmuth@kulturverein-uelzen.de
Aber unter keiner findet er das lustige, spassige, das fröhliche und witzige Foto. Bei den SMS ist es einfacher, hier gibt es nur
das private Handy (0049 1575 7365463)
und das Geschäftshandy (0049 1575 9326327)
Aber unter keiner ist das Foto, das lustig-witzige, das fröhlich-spassige gesendet worden.
Bleibt WhatsApp, und hier wird die Lage nun völlig chaotisch. Ausser in ihrem Direktkontakt treffen sich Helmuth und Hellmutt in 20 Chatgruppen.
In der Firma gibt es eine Gruppe mit ALLEN Mitarbeitern, dann die Gruppe der Abteilung, in der die beiden arbeiten, den Chat für ihr Team und dann natürlich jeweils eine Gruppe für die aktuellen Projekte: Der Hamburg-Auftrag, der Berlin-Auftrag, der Lillehammer-Auftrag, der Sizilien-Auftrag und der Zürich-Auftrag kommen hier zum Zug.
In jedem der Chats könnte das spassige und lustige Foto sein.
Im Futsal-Club könnten es die Gruppe „Verein-Alle“, die Gruppe „Verein-Männer“, die Gruppen „Vorstand FCU“ oder „Vorstand FCU erweitert“ sein, dazu natürlich die Gruppen „Mannschaft A4“ und „Mannschaft A4 mit Anhang“.
In jedem der Chat könnte das Foto, das witzig-fröhliche sein.
Im Kulturverein sieht es ähnlich aus: die Gruppen „alle“, „Vorstand“ und „Vorstand erweitert“, dazu zeitlich begrenzte Gruppen für das kleine Blues-Festival, eine Skulpturen-Ausstellung und eine Exkursion in die Toskana.
Helmuth sucht. Helmuth sucht ein Foto, das ihm Hellmutt geschickt hat. Es war ein lustiges Foto, das weiss er noch, es war fröhlich und witzig, es war spassig und er möchte es gerne jemand zeigen. Und nun sucht er es.
Und findet. (Suchet, so werdet ihr finden, steht ja schon in Matthäus, Kapitel 7, Vers 7…). Er findet das Foto in einem Stapel auf seinem Schreibtisch. Hellmutt hatte es mit der Post geschickt. So kann es gehen.
Geht es Ihnen auch so? Mit diesen vielen Möglichkeiten?
Gut, es könnte sein, dass Sie – was ja vernünftig wäre – zu einem sicheren Kanal gewechselt haben, zu Telegram, Telefon oder Telefax, zu Threema, Thema, zu Tremolo, Treefriends oder Trauma, gewechselt zu Signal oder Meridol, zu Hoccer, Soccer oder Blocker, aber auch bei Telegram, Telefon oder Telefax, bei Threema, Thema, bei Tremolo, Treefriends oder Trauma, auch bei Signal oder Meridol, auch bei Hoccer, Soccer oder Blocker hätten Sie die gleichen Probleme, Sie sind in einfach zu vielen Gruppen.
Früher, in meiner Jugend war das einfach: Man hatte eine Adresse und eine Telefonnummer. Und diese beiden Kanäle wurden regelmässig abgefragt. Natürlich konnte man probieren, eine zweite Adresse zu bekommen, aber wenn man in den 70ern zu viel mit c/o-Adressen arbeitete, stand irgendwann das BKA vor der Tür (RAF-Verdacht!!!), was nicht so schlimm gewesen wäre, das Schlimme war, dass dann auch gleich BILD vor der Tür stand, und die konnten einen fertig machen, auch wenn man keine Frau war und nicht im Catering arbeitete…
Telefonnummern konnte man viele haben, man konnte sich mehrere Anschlüsse legen lassen, allerdings war das eine relativ kostspielige Sache, das konnte sich nicht jeder leisten.
Heute sind alle Dämme gebrochen. Neue Mailadresse? Kostet mich 10 Minuten und ein Lächeln. Neue Chat-Gruppe? Kostet mich 5 Minuten und nicht mal ein Lächeln, schwupp di wupp und schwapp di wapp und schwopp di wopp habe ich zig neue Kanäle eröffnet. Problem: Ich sollte die auch bedienen, weil Menschen dort eben Nachrichten hinterlassen.
Helmuth hatte gesucht. Helmuth hatte ein Foto gesucht, das ihm Hellmutt geschickt hatte. Es war ein lustiges Foto gewesen, das hatte er noch gewusst, es war fröhlich und witzig gewesen, es war spassig gewesen und er hätte es gerne jemand gezeigt. Und nun hatte er es gesucht.
Auf welchem Kanal hatte Hellmutt das gesandt?
Och, da gab es viele Möglichkeiten, auf die einfachste war man nicht gekommen: Die Post.
P.S. Ich habe neulich übrigens auch eine WhatsApp-Gruppe gegründet. Sie hiess „Nette und intelligente Leute“, allerdings merkte ich dann, dass man keine Gruppe nur mit dem eigenen Anschluss aufmachen kann.
Freitag, 21. Mai 2021
Die Lösung der Nahostfrage
Viele meinen, es gebe keine Lösung für die Nahostfrage. Es gebe keine Möglichkeit, Israelis und Palästinenser zu versöhnen und Frieden in der Region zu schaffen. Es gebe keine Idee, wie man Jerusalem, heilige Stadt für Christen wie Juden wie Muslime allen zugänglich machen könnte.
Aber es gibt sie, die Lösung!
Sie ist nicht ganz einfach, sie ist nicht ganz billig, sie ist nicht ganz das, was man als leichtes Verfahren bezeichnen würde, sie ist eher schwierig, ist eher kompliziert, sie ist eher aufwändig und arbeitsintensiv, aber sie wird funktionieren.
Gut – hier ist sie, die
LÖSUNG DER PALÄSTINAFRAGE
Schritt 1:
Die UNO räumt für ein Jahr den gesamten Nahostbereich. Die Palästinenser werden provisorisch für 12 Monate in einem der Nachbarstaaten, Iran, Irak, Libanon oder Jordanien untergebracht, die Juden fahren zu irgendwelchen Verwandten, die sie eh überall auf der Welt haben und die Christen reisen in eine fromme Gegend, nach Rom, in die USA-Südstaaten oder ins Bergische Land nach Deutschland.
Schritt 2:
Nach der Räumung tragen Beauftragte der UNESCO das gesamte Heilige Land ab, Stadt für Stadt, Dorf für Dorf, aber auch Berg für Berg, Stein für Stein, auch Feld für Feld, Baum für Baum und Strauch für Strauch. Alles wird sorgfältig katalogisiert und archiviert. Nach dem Abtragen wird das Land von Eilat bis Galiläa, von Tel Aviv bis zum Jordan mit einer riesengrossen Betonplatte versiegelt.
Schritt 3:
Von allen eigelagerten Dingen, Stadt, Ort, Dorf, Baum, Strauch, Denkmal, Stein, Wüste, Wadi, Grab und Feld werden zwei identische Kopien angefertigt, und zwar so identisch, dass man sie nur auseinanderhalten kann, wenn man die Unterlagen hat.
Schritt 4:
Nun wird das Heilige Land dreimal wieder aufgebaut, und zwar einmal das echte und zweimal die Kopien, in den kanadischen Ebenen, in der Wüste Gobi und in Südafrika. Alles wird so aussehen wie gehabt. Dann werden alle Unterlagen vernichtet.
Schritt 5:
Man holt die Palästinenser aus dem Irak, Iran, Libanon und Jordanien nach Alberta, man holt die Juden aus aller Welt nach China und man holt die Christen aus Rom, Texas oder Bergisch-Gladbach nach Südafrika. Alle können die Städte beziehen, alle haben Platz und alle fühlen sich wohl.
Wer aber hat nun das echte, das göttliche, das wirkliche Heilige Land? Alle drei Religionen werden es MEINEN, aber keine wird es WISSEN.
Viele meinen, es gebe keine Lösung für die Nahostfrage. Es gebe keine Möglichkeit, Israelis und Palästinenser zu versöhnen und Frieden in der Region zu schaffen. Es gebe keine Idee, wie man Jerusalem, heilige Stadt für Christen wie Juden wie Muslime allen zugänglich machen könnte.
Aber es gibt sie, die Lösung!
Sie ist nicht ganz einfach, sie ist nicht ganz billig, sie ist nicht ganz das, was man als leichtes Verfahren bezeichnen würde, sie ist eher schwierig, ist eher kompliziert, sie ist eher aufwändig und arbeitsintensiv, aber sie wird funktionieren.
P.S.
Die UN muss eine Nation beauftragen, die schnell bauen kann, also zum Beispiel die Eidgenossen, ja nicht die Deutschen, wer für einen Flughafen 20 Jahre braucht, schafft kein ganzes Land in einem.
P.P.S.
Ich danke meinem guten Freund Gotthold Ephraim für die Idee.
Dienstag, 18. Mai 2021
Berlin oder Dorf, das Muss für den Autor
„Berlin oder Dorf.“
Das sagt mein Kumpel Ulff (ja, mit zwei f) auf meine Frage hin, wie ich endlich ein richtiger Schriftsteller werde, „Berlin oder Dorf.“ Und Ulff mit zwei f fügt dann noch hinzu, dass mir ansonsten grosse Wahlmöglichkeiten blieben, Berlin könne Kreuzberg ODER Prenzelberg ODER Neukölln sein, einfach was Mittiges, nicht etwa Spandau oder Köpenick, viel zu weit weg, nein Mitte oder Kreuzberg, ganz drin im Geschehen, beim Dorf wäre es egal, völlig wurscht, ob ich auf 3000 Meter ins Engadin ginge oder an die friesische Küste, ob irgendwo in die Eifel oder in die Lüneburger Heide, einfach kleines Kaff mit viel Land drumrum. Aber: Berlin oder Dorf müsse sein, alle angesagten Schriftsteller wohnten Berlin oder Dorf, ich müsse nur einmal die Klappentexte lesen, da stehe stets: Berlin oder Dorf.
Gut. Das war eine klare Antwort. Witzig war, dass Ulff mit zwei f nicht nachgefragt hatte, was ich mit einem richtigen Schriftsteller meine, das war Ulff mit zwei f völlig klar, ja Ulff mit zwei f und ich wissen beide, dass zu einem Schriftsteller die Trias Verlag/Lektor/gedrucktes Buch gehört. Nur mit Verlag/Lektor/gedrucktes Buch bist du richtig, gewürdigt, anerkannt, nur mit Verlag/Lektor/gedrucktes Buch gehörst du zum Kreis der richtigen Schriftsteller, nur mit Verlag/Lektor/gedrucktes Buch bist du dabei.
Dabei spielt es keine Rolle, ob du mit deinem Geschreibe Geld verdienst oder überhaupt gelesen wirst. Das beides könnte ich bieten, immerhin lesen pro Tag ca. 70 Menschen einen Text von mir, hier, eben hier, wo Sie auch gerade lesen, und dazu kommen die Newsletter, Werbetexte und Einladungen, die ich für meinen Arbeitgeber verfasse, und – das ist das Schönste – dafür bekomme ich auch noch Geld. Ja, ich bekomme als „Assistent der Geschäftsleitung“ Kohle, eben dafür, dass ich schreibe, gut, manchmal setzt man meiner Phantasie arge Grenzen, zum Beispiel bei Protokollen, aber immerhin. Und neulich hatte ich durch Glosse und Arbeitgeber sogar einen anderen bezahlten Auftrag…
Aber was mir fehlt ist halt Verlag/Lektor/gedrucktes Buch. Nur mit Verlag/Lektor/gedrucktes Buch wäre ich richtig, gewürdigt, anerkannt, nur mit Verlag/Lektor/gedrucktes Buch gehörte ich zum Kreis der richtigen Schriftsteller, nur mit Verlag/Lektor/gedrucktes Buch wäre ich dabei.
Berlin oder Dorf also. Dorf oder Berlin. Kreuzberg oder Vogelsberg, Friedrichshain oder Friesland, Wedding oder Watt…
Also Dorf hatte ich ja schon einmal. War nicht so meine Sache. Ich meine, es ist toll, wenn man weiss, dass man nicht tot umfallen kann, weil man bemerkt wird, aber man wird halt immer bemerkt. Die Nachbarn wissen, wann du aufstehst, wann du ins Bett gehst, wer zu Besuch kommt und wer über Nacht bleibt, sie kennen dein Auto und deine Freunde und deine Gepflogenheiten. Man kann es positiv als Fürsorge und negativ als völlige Überwachung sehen.
Und die Aufgaben und Tugenden des Landlebens sind auch nicht so mein Ding. Ich bin kein Gemüsegärtner, jede Art von Nutzpflanze gelingt mir nicht, mein Salat schiesst, meine Zucchini verdorren und meine Tomaten werden nicht rot. Meine Bäume tragen nicht. Das ist jetzt bei einem kleinen Stadtgarten von 30 qm kein Problem, aber auf dem Dorfe würde das schon blöd aussehen. Aber auch wenn die Pflanzen alle kämen, der Salat buschte, die Zucchinis reiften und die Tomaten karminfarben würden und auch die Bäume trügen, dann hätte ich tonnenweise Zeug zu verarbeiten, wäre nur am Einkochen, Einmachen, Konservieren und Entsteinen und ich habe sicher Besseres zu tun.
Und die Tiere, ach, die Tiere! Hühner und Schafe finde ich doof, vor Kühen und Pferden habe ich Angst und gegen Katzen und Hasen bin ich allergisch. Nur ein grosser Hund, das wäre ein gutes Ding…
Nein, von der Idee des Landlebens verabschiede ich mich schnell, dazu kommt noch, dass ich nicht gerne Auto fahre, und dass auf vielen Dörfern die ÖV-Frequenz nicht so hoch ist. (In Deutschland manchmal sogar Null).
Dann also Berlin. Wäre gar nicht so schlecht, ich bin ein halber Berliner, mein Exfreund wohnt da, es hat ÖV (viel, viel!), es hat Kultur, es hat Leben und Charme. Allerdings würde ich ja nicht an die Spree, um mich dann ablenken zu lassen, sondern um zu arbeiten. Und: Ist es ratsam, mit einem unsicheren Job in eine Stadt zu ziehen, in der gerade die Miete durch alle Decken rasen? In der mir dann der Immobilienmakler empfiehlt, in einen der benachbarten Kreise zu ziehen, Havelland, Oberhavel oder Barnim, nach Märkisch-Oderland, Oder-Spree oder Dahme-Spreewald, nach Teltow-Fläming oder Potsdam-Mittelmark, aber wenn ich nach Havelland, Oberhavel oder Barnim, nach Märkisch-Oderland, Oder-Spree oder Dahme-Spreewald, nach Teltow-Fläming oder Potsdam-Mittelmark (die Namen sind nicht erfunden!) ziehe, dann ist das eben Land und Dorf und…
Siehe oben.
Nein, wahrscheinlich bleibe ich da wohnen, wo ich wohne, und verzichte auf den Dreischritt Verlag/Lektor/gedrucktes Buch, denn auch ohne die Trias Verlag/Lektor/gedrucktes Buch habe ich ja meine Leser und verdiene sogar Geld.
„Berlin oder Dorf.“
Das sagt mein Kumpel Ulff (ja, mit zwei f) auf meine Frage hin, wie ich endlich ein richtiger Schriftsteller werde, „Berlin oder Dorf.“
Und ich stelle meine Ohren auf Durchzug und lasse ihn reden.