wir machen wieder einmal ein Blogpause.
Und zwar aus zwei Gründen, aus zwei Gründen, die sich so beschrieben liessen: Mein Funkloch und Ihre Bildschirmzeit.
Mein Funkloch
Das klingt jetzt natürlich ein wenig komisch, so als ob ich ein Funkloch habe oder ein Funkloch bin, nein, man müsste er sagen «das Funkloch, in dem ich mich befinden werde». Ich werde, wie schon 2016, 2017 und 2018 in Bad Wurzach sein, in einer Probenwoche mit der Knabenkantorei und das Lagerhaus Unterhub befindet sich in einem der Funklöcher in der BRD. 2016 gab es übrigens darüber einen langen Post, in dem ich unter anderem schrieb:
So war ich eine Woche ohne Internet.
Und komischerweise ging es.
Am ersten Tag hat man noch Entzugserscheinungen, am zweiten auch noch, die Gedanken rasen (Ich muss doch bloggen! Was ist mit meinen E-Mails? Ich krieg’ gar nicht mit, was auf der Welt los ist – vielleicht liegen die Eidgenossen mit unserem Gastland schon im Krieg? Bloggen! Ich muss bloggen! Mails! Ich muss an meine Mails!) am dritten Tag ebbt das ab und man hat sich an den Zustand gewöhnt.
Wer wirklich etwas Dringendes hat, wird mich anrufen, notfalls auf dem Festnetz – ja, das gab es! Und ich wäre auch immer um den Weg gewesen; wo hätte ich auch hinsollen, es gab ja nur Maisfeld, Wald und Teich.
Erstaunlich an dieser Funkgeschichte ist nun aber, dass es anderen Ländern gelingt, ihre Regionen mit 5G, 6G, 7G oder 8G zu versorgen. Sie haben in der lettischen Tundra lückenlosen Handyempfang, auf dem Matterhorn sowie am Strand von Ithaka. Warum nicht im Allgäu? Aber andere Länder haben auch Züge, die fahren. Und Brücken, die nicht einstürzen. Und Schulhäuser, die nicht schimmeln.
Wir machen also nun vorbeugend Blogpause, damit das oben beschriebene Trauma sich nicht wiederholt.
Ihre Bildschirmzeit
Ich hoffe, Sie kennen Ihre Bildschirmzeit. Mit unserer Bildschirmzeit ist es wie mit vielen von unseren Zahlen, zum Beispiel
Leberwerte
Stromverbrauch
Benzinverbrauch
Blutdruck
Body Mass Index
usw.
All das ist zu hoch.
Ich habe letzten Freitag ja über die Bildschirmzeiten meiner Schüler geschrieben, die teilweise so hoch sind, dass man sich fragt, wie die überhaupt ein normales Leben hinbekommen. Wenn man davon ausgeht, dass sie Schule haben, fahren müssen, essen müssen und eigentlich doch auch 7-8 Stunden schlafen, dann könnten Zeiten von 15 oder 16 Stunden gar nicht zustande kommen. Wahrscheinlich schlafen sie nicht, das würde ihr bleiches, graues, apathisches und übernächtigtes Aussehen am Morgen erklären.
Dieser Bildschirmsucht werden wir jetzt eine Weile einen Riegel vorschieben: Ich schenke Ihnen pro Woche eine Stunde bildschirmfreie Zeit. (Ich gehe davon aus, dass Sie jeden Post 30 Minuten lang studieren und nicht einfach querlesen.)
Da wir uns erst am 22. 10. wieder sprechen (oder lesen), haben Sie 180 Minuten ohne Screen.
Machen Sie etwas Sinnvolles daraus.
Rainer Maria hat da einen tollen Vorschlag:
Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr. Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben, wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben und wird in den Alleen hin und her unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.
Ach, Sie haben ein Haus? Gut, dann haben Sie sowieso genug zu tun im Herbst: Dachrinne entlauben, Garten winterfest, funktioniert die Heizung?
Auf jeden Fall eine schöne Zeit.
Bis zum 22. Oktober.