Dienstag, 23. April 2024

Südamerika (1): Endlich wieder eine richtige Reise!

Liebe Leserinnen und Leser, Sie haben nun lange genug gewartet. Es gibt nun einige Posts über meine Reise – heute geht es um die Vorbereitungen.

Ich möchte einmal mit einer frechen Behauptung beginnen: Zu einer richtigen Reise gehören vier Dinge: Flug, Pass, Geld wechseln und Impfung. Eine Reise, die diese Faktoren nicht bringt, ist keine.
Insofern ist meine letzte Reise nach Hamburg ein Trip, eine Tour oder ein Ausflug gewesen, eben weil man für einen Trip, eine Tour oder einen Ausflug Flug, Pass, Geld wechseln und Impfung nicht braucht. An die Alster fährt man langweilig mit dem Zug, man zahlt mit diesen doofen Euros, die jeder Basler sowieso in der Tasche hat (obwohl es nicht seine Währung ist), man braucht keine Impfung und der Grenzübertritt erfolgt lautlos.
Aber nun! Aber nun! Aber nun! Berichten wir einzeln – und zwar chronologisch.

Pass

Einen Pass hatte ich mir im Jahre 2018 zugelegt, aus der einfachen Erkenntnis heraus, dass man als Deutscher in der Schweiz verloren ist, wenn das Portemonnaie gestohlen wird. Darin befinden sich nämlich der Personalausweis und die CH-Aufenthaltsgenehmigung. Beide sind gegenseitig füreinander notwendig, das heisst, wenn man beide verliert, bekommt man keinen deutschen Ausweis ohne Schweizer Bewilligung und keine Schweizer Bewilligung ohne deutschen Ausweis. Ein echtes Catch 22-Problem, das einen als Sans-Papier zurücklässt. Also braucht man einen Pass, der jetzt richtig zur Geltung kommen würde. Er würde – o Hoffnung, o Freude, o Jubel – sogar etwas erhalten, was in meiner Jugend der grösste Spass war und was man in der blöden EU nicht mehr bekommt: Einen Stempel, einen – ich liebe das Amtsdeutsch! – Sichtvermerk.

Impfung

Für kein Land, das ich besuchte, musste man speziell geimpft sein. Und ich rede hier nicht von den Corona-Zeiten, in denen einem jede Tour sowieso vergällt wurde und in denen man eigentlich ohne Impfung gar nicht aus dem Hause durfte. Nein, ich rede von richtig schlimmen Dingen wie Gelbfieber. Gelbfieber wird durch eine Mücke übertragen und ist manchmal tödlich, jährlich sterben 30 000 Menschen daran, von den 200 000 Infektionen finden 90% in Afrika statt, wenn man nicht stirbt, klingen die Symptome nach einigen Tagen ab. (Im Todesfall sind sie übrigens auch vorbei.)
Das klingt jetzt eigentlich ganz harmlos, ist aber egal, denn Uruguay lässt niemand ohne die Impfung ins Land. Also war ich am 28. Dezember im Basler Tropeninstitut, in meinem alten Wohnquartier, um die Ecke meiner alten Behausung. Im Januar zog das Tropeninstitut dann um die Ecke meiner neuen Wohnung ein – es scheint mir zu folgen. Was hat es mit mir noch vor? 
Ich hatte übrigens den Termin so gelegt, dass ich danach drei Tage im Bett hätte bleiben können (es ist eine Lebendimpfung), aber nichts passierte.

Geld wechseln

Das Wechseln von D-Mark in Francs, von D-Mark in Gulden, das Umtauschen von Mark in Schilling, Lire, Peseten oder Franken gehört zu den schönsten Erinnerungen. Denn das Wechseln von D-Mark in Francs, von D-Mark in Gulden, das Umtauschen von Mark in Schilling, Lire, Peseten oder Franken bedeutete: Ferien, Reisen, Freizeit, tolle Erlebnisse. Der Euro hat das alles zunichte gemacht. Aber jetzt! Wie spannend war das, zum SBB zu fahren und Real einzuwechseln, der Plan war ja, brasilianische Real zu haben, die später in uruguayische Pesos und diese dann in argentinische Pesos zu tauschen. Gut, der Real ist wenig wert, der U-Peso ist nichts wert, und der A-Peso ist überhaupt und total gar nix wert, aber ich habe immer gerne Bargeld in der Tasche. Kreditkarten? Natürlich dabei, aber ich habe schon so viele Chinesinnen erlebt, die im Marktcafé verzweifelt ihre Hu-Chang-Wong-Karten, Chang-Hu-Wong-Karten und Wong-Hu-Chang-Karten präsentieren und die alle nicht funktionieren. Nein, es wenig Münz im Sack zu haben, das war mir wichtig. Zumal die Real unglaublich schön aussehen, sie haben so niedliche Tiere drauf, Tiere wie Jaguar, Löwenäffchen, Zackenbarsch oder Reiher, wirklich, wirklich goldig.

Flug

Ein Flug unter zwei Stunden ist kein Flug. So simpel muss man das sagen. Ein richtiger Flug ist einer, bei dem man 3 Filme schaut, zweimal sich durch die abgepackten Teile eines Menüs frisst, 4 Stunden schläft und dann hat man immer noch Zeit, Zeit, Zeit, Zeit. Wobei die Qualität der Filme in dem Masse zugenommen hatte, in dem das Essen schlechter wurde. Ich habe "Capote" gesehen, einen wunderbaren ruhigen und bildschönen Streifen über den Autor, der nichts mit den Terminators 1 bis 60 und den Zeichentrickmist zutun hat, den die Fluggesellschaften früher anboten…

So war es also endlich wieder eine richtige Reise, eine Reise, die alle Faktoren enthielt und mir die Passbenutzung, ausgiebiges Impfen, wunderbares Geldwechseln und einen superlangen Flug bescherte.

So viel für heute, am Freitag geht es dann in Brasilien los.



 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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