Ich habe im letzten Post die Überdachung von Bushaltestellen erwähnt. Das war nun ein Tipp für Friedrich Merz, der nicht ganz blödsinnig gemeint war.
In seinem wunderbar abstrusen Film «Das jüngste Gewitter» lässt der schwedische Filmemacher Roy Anderson einen Mann im strömenden, und zwar wirklich strömenden Regen auf ein Bushaltestellenwartehäuschen zulaufen, das absolut voll ist. Ja, die Leute stehen so dicht, dass selbst das kleinste Zusammenrücken unmöglich wäre. Er steht also im Regen – im wahrsten Sinne des Wortes.
Bei vielen Bushaltestellen ist nun das Problem überhaupt nicht, dass die Bushaltestellenwartehäuschen überfüllt wären, ich habe noch nie erlebt, dass so viele Menschen in einem Bushaltestellenwartehäuschen stehen, dass man nicht mehr hineinkommt, oder dass die wenigen Menschen im Bushaltestellenwartehäuschen nicht zusammenrutschen. Nein, das Problem ist, dass an manchen Punkten Bushaltestellenwartehäuschen überhaupt nicht existieren.
Lassen Sie mich zwei Beispiele geben.
An der Haltstelle «Hallenbad» in Muttenz gibt es für Wartende auf den 60er-Bus nur in Richtung Muttenz Bahnhof die Möglichkeit, im Trockenen zu warten. In der Gegenrichtung fehlt ein Dach. Warum? Nun, der Besitzer des angrenzenden Grundstücks müsste einen Quadratmeter für Stützpfeiler hergeben und tut das scheinbar nicht. So denke ich, vielleicht ist das aber auch ganz anders. Nun ist das aber auch alles nicht schlimm, denn wenn man auf der Gegenseite im Bushaltestellenwartehäuschen Richtung Bahnhof vor dem Regen Schutz sucht, dann sieht man den Bus auf der Gegenseite von weitem kommen, und die wenig befahrene Strasse kann dann auch gut im letzten Moment überquert werden.
Anders, ganz anders, sehr, sehr anders und verschieden ist es an der Haltstelle «Zentralbibliothek» in Solothurn. Dies ist der Punkt, an dem ich nach meinem Schulvormittag einen Bus Richtung Hauptbahnhof besteige. Obwohl viel, viel Platz wäre hat niemand ein Bushaltestellenwartehäuschen aufgestellt. Es gibt keine Möglichkeit, vor einem Guss oder einem Schauer in Deckung zu gehen. Doch, es gäbe sie, aber dann erreicht man den Bus nicht. Man könnte entweder sich unter die Arkaden des Veloladens gegenüber stellen, dann schafft man es aber nicht über die – im Gegensatz zu der vorhin erwähnten – stark befahrene Strasse. Oder man stellt sich in den Vorbereich der Zentralbibliothek (nach der die Haltestelle benannt wurde), dann sieht man aber den von Oberdorf kommenden Bus zu spät und dieser fährt dann vorüber…
Nun könnte jemand einwenden, dass es ja Schirme, Regenschirme gibt.
Gut, aber diese Möglichkeit existiert nicht für notorische Schirmvergesser, und ich bin so einer, ich habe das am 20. September letzten Jahres in einem Post zum Thema gemacht. (Er hiess – sehr sinnig – «Regenschirme vergessen».) Nähme ich am Morgen einen Schirm von Basel mit, hätte dieser schon drei Möglichkeiten, liegenzubleiben, den Zug Basel – Olten, den Zug Olten – Solothurn und den Bus Solothurn HBF – Solothurn Zentralbibliothek. Und er würde eine dieser Möglichkeiten nutzen, er wäre nach dem Vormittagsunterricht sicher nicht mehr bei mir.
Übrigens sind auch – man glaubt es kaum – beide Richtungen des Tram 15 an der Haltestelle «Grosspeterstrasse» ohne Bedachung. Es ist übrigens meine Haltestelle, und ich nehme meistens im Eingang des Helvetia-Versicherung-Gebäudes Schutz vor Regen und Sturm, wenn ich Richtung Stadt muss, bin aber dort nur geduldet und keineswegs erwünscht.
Und manchmal, wenn ich irgendwo im Regen ohne Bushaltestellenwartehäuschen auf den Bus warte, dann nehme ich mir vor, beim nächsten Male das Auto zu benützen. Was ja für Klima und Umwelt ganz schlecht ist. Was mich zurückhält, sind nur zwei Dinge: Ich habe kein Auto. Und ich habe keinen gültigen Fahrausweis, weil ich ihn nicht umgeschrieben hatte. Gäbe es aber Ausweis und Auto, könnte es sein, dass ich umstiege.
Was richtig doof wäre.
Warum ist es so schwierig, jeden Haltepunkt mit einem Dach zu versehen?
Man müsste ja kein gemauertes Haus machen, es bräuchte ja keinen Getränkeautomaten, man müsste nicht heizen, man müsste weder Gebäck noch Lektüre, man müsste keine Beschallung und kein Video bereitstellen. Es bräuchte ein paar Stützen und drei Plexiglaswände. Mehr nicht. Es kann also nicht an dem Kostenfaktor liegen.
Woran liegt es dann? Ich weiss es nicht.
Es wäre eine so simple und einfache Möglichkeit, den ÖV attraktiver zu machen.
Ich habe im letzten Post die Überdachung von Bushaltestellen erwähnt. Das war nun ein Tipp, der nicht ganz blödsinnig gemeint war.
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