Freitag, 16. August 2024

Special Buttons (3): Schönste Strecke / Nettestes Personal

Wir haben uns im vorletzten Post mit den ÖV- und Navigations-Apps beschäftigt und festgestellt, dass man zwar Ausgangs- und Zielort, Datum und Uhrzeit der Abfahrt oder Ankunft, sowie die Verkehrsmittel wählen kann, aber keinen Ort, den man unbedingt umgehen möchte.
Man kann natürlich noch mehr aussuchen: Zum Beispiel die Strecke – vor allem bei Google Maps – und hier werden einem «schnellste Strecke» und kürzeste Strecke» angeboten, und wer jetzt denkt, dass das ja dieselbe Sache sei, der liegt natürlich verkehrt.

Was macht aber nun ein Mensch, dem es egal ist, welches Verkehrsmittel er nimmt und an welchen Orten er vorbeikommt, der Zeit hat und Musse, der aber einfach entspannt die Fahrt geniessen möchte? Ja, der bräuchte den Button

SCHÖNSTE STRECKE.

Nun werden Sie sicher einwenden, dass dies – im Gegensatz zur kürzesten / längsten oder schnellsten / langsamsten Strecke – keine messbare Grösse sei.
Ja. Gut.
Aber mit der Schönheit ist das ja so eine Sache. Ich habe – man gestatte mir diesen mittelkleinen Exkurs – einmal wieder über die Goldener-Apfel-Geschichte nachgedacht, und bin dabei auf einen unglaublichen Widerspruch gestossen, der mir bisher nicht aufgefallen war: Die drei Zickengöttinnen können sich nicht einigen, wer die Schönste ist und wer der Apfel gebührt. Aphrodite gewinnt, weil sie den Paris mit der Liebe der schönsten Menschenfrau besticht. Nun aber: Wie kann der Paris ihr trauen? Der Streit der Damen Hera, Athene und Aphrodite belegt doch nun klar, dass «die Schönste» keine eindeutige Kategorie ist, und es könnte doch sein, dass die Frau, die von Aphrodite für die schönste gehalten wird, in Wirklichkeit ein hässliches Weib ist, und Paris hätte sich grün und blau geärgert, nicht Reichtum, Macht oder Weisheit genommen zu haben.
Aber ich schweife wieder ab.

Ich habe mir das Problem der schönsten bzw. der schöneren Strecke noch einmal durch den Kopf gehen lassen und habe auch Leute befragt. Obwohl alle, alle, alle, jedermann und jedefrau, sämtliche Menschen betonen, dass das total subjektiv sei, waren sich bezüglich zweier Routen, die ich häufig fahre, doch 100% einig:

Auf der (Zug-)Strecke von Basel nach Solothurn ist die Route durch das Laufental, also via Delémont und mit Umsteigen in Moutier eindeutig um Längen schöner und reizvoller als die Route via Olten, also durchs Oberbaselbiet und später durchs Aaretal.
Auf der Strecke von Basel nach Stuttgart gewinnt die Fahrt den Hochrhein entlang (mit Rheinfall!) und später, nach Umstieg in Singen, durch Baar und Alb, den Neckar entlang, über Rottweil und Horb noch eindeutiger gegen die Fahrt via Karlsruhe.

Es scheint also doch Kriterien zu geben, die eine Bewertung der Streckenschönheit möglich machen. Ich denke zum Beispiel, Wasserfälle, wellige Hügel, Kastanienwälder, schöne Flusstäler, Bäume, Sträucher und Burgen werden hier besser bewertet als Industrielandschaften. Es sei denn, man ist ein Fotograf der Becher-Schule, die sich ja der Industriebauten-Ablichtung verschrieben hat.

Der nächste Button, den wir hier beim Reisen auch noch brauchen, ist noch komplizierter:

NETTESTES PERSONAL

Anfragen bei der SBB, bei der ÖBB und der DB, sowie bei unzähligen Bus-, Tram- und Regionalzuggesellschaften ergaben hier den folgenden Sachverhalt: SBB, ÖBB und DB, sowie unzählige Bus-, Tram- und Regionalzuggesellschaften beschäftigen nur liebenswertes und nettes, nur freundliches und zuvorkommendes Personal.
Sagen SBB, ÖBB und DB, sowie unzählige Bus-, Tram- und Regionalzuggesellschaften. Man selber hat ja da unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Sehr schlechte – aber auch exorbitant gute.

Wie kann man aber nun die Reise so einrichten, dass einen auf der Strecke Basel – Solothurn (via Olten, denn leider, leider, leider ist die Etappe Moutier – Solothurn gerade wegen Tunnelrenovierung gesperrt) der nette Herr Suter betreut und nicht die muffige Frau Ambühl? Fast nicht machbar, denn man müsste ja Zugang zu den internen Dienstplänen haben.

Im städtischen Verkehr war das schon machbar: In Freiburg im Breisgau gab es einst auf der Buslinie 17 in Littenweiler und Kappel einen so charmanten Buschauffeur, dass die älteren Damen der östlichen Stadtteile teils ihre Fahrten nach seinem Dienstplan richteten. (Das ist echt wahr!) Mussten diese Ladies doch einmal zu einem anderen Zeitpunkt mit einem anderen Fahrer Richtung City, bestiegen sie beim nächsten Mal den Bus mit «ihrem» Chauffeur laut kichernd: «Ich bin fremdgegangen». (Auch das ist echt wahr, und alteingesessene Bobbeles können das bestätigen…)

Wir brauchen also – so fassen wir zusammen – nicht nur eine App, die Abfahrts- und Zielort regelt, Zeitrahmen, schnelle Strecke, sondern auch unbedingt die Buttons

Ort vermeiden
Schönste Strecke
Nettestes Personal

Das müsste doch für einen gewieften ITler machbar sein.



 

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