Freitag, 29. November 2024

Es gipfelte wieder... Warum wieder G20 usw. brauchen

Es gipfelt und gipfelte diesen Herbst wieder wie blöd. Permanent jetten und jetteten die Wichtigen der Welt von Konferenz zu Konferenz, von Gipfel zu Gipfel.

Da waren die Treffen von G8, G9, G20, G30, G17, G40 und was es sonst noch an G- gibt.
Da war die Welt-Klima-Konferenz.
Da waren die Gipfel zu Artenschutz, Tierschutz, Menschenschutz, Kinderschutz, und sonstigen Schützen. (oder heisst es «Schutze»?)
Da gab es die Hochalpen- und die Tiefsee-Konferenz.
Da tagten die UNESCO, die WHO, das WEF und die UNICEF, usw.

Es gipfelt und gipfelte diesen Herbst wieder blöd. Permanent jetten und jetteten die Wichtigen der Welt von Konferenz zu Konferenz, von Gipfel zu Gipfel.

Nun sind ja vor allem die Treffen, die sich um die negative Veränderung der Welt kümmern – oder sagen wir um ihre Rettung? – eine abstruse Sache. Im WWW (das übrigens immer tagt, nicht nur im Herbst) finde ich die Notiz:
Für Konferenzen legen Forschende aus aller Welt mehrmals im Jahr weite Distanzen zurück. Die CO2-Bilanz einer Konferenzbesucherin oder eines Konferenzbesuchers beträgt durchschnittlich 0,5 bis 1,5 Tonnen CO2-Äquivalenten für eine dreitägige Tagung.
Eine Klimakonferenz belastet nun selber das Klima. Das wäre so, wie wenn die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Welt-Hunger-Tagung dieselbe mit einem 8-Gang-Menü beginnen, aber das eventuell ist das auch genauso.

Es gipfelt und gipfelte diesen Herbst wieder wie blöd. Permanent jetten und jetteten die Wichtigen der Welt von Konferenz zu Konferenz, von Gipfel zu Gipfel.

Wofür nun der ganze Unsinn?
Antwort: Um miteinander zu reden.
Und zwar nicht auf den offiziellen Treffen.
Nein.
Die Treffen von G8, G9, G20, G30, G17, G40 und was es sonst noch an G- gibt, die Welt-Klima-Konferenz, die Gipfel zu Artenschutz, Tierschutz, Menschenschutz, Kinderschutz, und sonstigen Schützen, die Hochalpen- und die Tiefsee-Konferenz, die Meetings, die die UNESCO, die WHO, das WEF und die UNICEF usw. betrafen, dienten der Möglichkeit sich heimlich zu treffen.

Das ist nämlich gar nicht so einfach, wenn man miteinander reden sollte, aber das offiziell nicht kann. Denken wir doch an das spektakuläre Treffen von Ben Gurion und Adenauer.
«Er ist der Ältere». Mit diesen Worten schob der israelische Premierminister David Ben-Gurion am 14. März 1960 die Bedenken seiner Protokollbeamten beiseite und begab sich aus seiner Suite im 37. Stock des New Yorker Edelhotels Waldorf Astoria in den 35. Stock zur Präsidentensuite, in der sein deutscher Amtskollege, der deutsche Bundeskanzler, residierte. Ben-Gurion musste die Feuerleiter benutzen, weil Scharen neugieriger Pressefotografen die Flure und Aufzüge des Hotels so belagerten, dass kein Durchkommen mehr möglich war.
So steht es auf der Homepage der nach diesem ersten Bundeskanzler benannten Stiftung.
Grund war ein heikler, extrem heikler, sehr heikler: Israel brauchte Geld – und die BRD war bereit zu zahlen. «Reinwaschung! Nie!» schrie es in Zion, und «Erpressung!» schrie es in Bonn und ein offizielles Treffen wäre undenkbar gewesen.

Das sieht man ja auch heute, wenn Scholz mit Putin telefoniert, dann gibt das nur Ärger, wobei das Problem ja nicht ist, DASS er anruft, sondern das er es öffentlich macht. Die Devise muss doch heissen: Mit Putin reden, aber nicht über das «Mit-Putin-reden» reden.
Eine wunderbare Möglichkeit von nicht-offiziellen Treffen war auch die Beerdigung der Queen, da hielten der Präsident von Ghana und Steinmeyer ein «Treffen» ab, während sie auf die Kondolenzmöglichkeit warteten. Und sparten so CO2 und viel, viel, viel Geld. Nun wird leider Charles nicht sofort sterben. Er ist erst 76, und bis zu seinem Ableben ist es noch viel Zeit, die Windsors werden ja alle steinalt.

Das mit der Feuerleiter wäre übrigens heute nicht mehr denkbar, der arme Ben Gurion würde von Presse-Drohnen so umschwärmt, und auf der Leiter hätte er ja auch keine Fluchtmöglichkeit, dass er vielleicht abstürzen würde…

Es gipfelt und gipfelte diesen Herbst wieder wie blöd. Permanent jetten und jetteten die Wichtigen der Welt von Konferenz zu Konferenz, von Gipfel zu Gipfel.
Die Treffen von G8, G9, G20, G30, G17, G40 und was es sonst noch an G- gibt, die Welt-Klima-Konferenz, die Gipfel zu Artenschutz, Tierschutz, Menschenschutz, Kinderschutz, und sonstigen Schützen, die Hochalpen- und die Tiefsee-Konferenz, die Meetings, die die UNESCO, die WHO, das WEF und die UNICEF usw. betrafen, dienten der Möglichkeit sich heimlich zu treffen.

Und deshalb: Sie müssen sich gar nicht mit den schwachsinnigen Abschlusserklärungen abgeben. Auch nicht mit den Statements, die Sie hören. Die wichtigen Ergebnisse bekommen Sie nicht mit.
Warum?
Sie sind ein Scherzkeks. Geheime Treffen heissen so, weil sie geheim sind. Wenn sie angekündigt werden, dann sind sie das nicht mehr.

So nun muss ich zu einem Vorstellungsgespräch. Ins Café Reidinger. Ich werde mit dem Präsidenten von … die Übernahme des …chores besprechen.
Die Stelle ist noch nicht ausgeschrieben.
Nein.
Das lesen Sie nicht am Dienstag.
Scherzkeks.





  

 

  

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dienstag, 26. November 2024

Wunderkinder?

Nach meinem letzten Post gab es etliche Reaktionen, die mir schrieben, dass junge Talente nichts besonders seien, und Hochbegabungen auch, das habe es immer gegeben, und man solle nur an Mozart und Gauß denken. Solle man.

Nun kommen Sie mir nicht mit Mozart.
Mozart, der angeblich schon mit drei Jahren die ersten Noten schrieb, Geigenstimmungen auf einen Sechzehntelton erkannte und kopiergeschützte Messen aus dem Gehör wiederholte. Mozart. Vieles ist wahrscheinlich vom karrieregeilen Vater dazugedichtet worden, aber geschenkt.
Mozart war natürlich ein Wunderkind.

Kommen Sie mir auch nicht mit Gauß. Wir alle kennen die Story. Ach, Sie nicht? Dann hier noch einmal in Kürze: Die Siebtklässler sollten die Zahlen von 1 bis 100 aufschreiben, damit sie unendlich lange beschäftigt wären und der Lehrer die Achtklässler mit einem Diktat quälen konnte, während die Fünftklässler lasen und die Sechstklässler Pause hatten (so war das früher in Dorfschulen…). Der junge Johann Carl Friedrich stand schon nach 5 Minuten mit dem richtigen Ergebnis da, brachte also den Plan gründlich durcheinander. Er hatte
1 plus 100 = 101
2 plus 99 = 101
3 plus 98 = 101
gerechnet, kam also auf 50 solche Gruppen und auf eine Summe von 5050. Und wurde aufgrund dieser Gedankenleistung aufs Gymnasium geschickt.
Soweit die Legende, wir wissen hier auch nicht, ob Johann Carl Friedrich die Geschichte nicht selber erfunden hat…

Nach meinem letzten Post gab es etliche Reaktionen, die mir schrieben, dass junge Talente nichts besonders seien, und Hochbegabungen auch, das habe es immer gegeben, und man solle nur an Mozart und Gauß denken. Solle man.

Nun möchte ich zwei Dinge noch dazu sagen.
Das eine ist, dass ja gerade die Schwemme von musizierenden, malenden, schreibenden, dirigierenden Babys, die Schwemme von zeichnenden, mimenden und von singenden Kleinkindern das Wunderkinder-Symptom unmöglich macht.
Mozart war eben der einzige in seinem Umfeld, der mit 4 schon Noten schrieb, die Gassenkinder und die Kinder seiner Amme taten das nicht. Gauß war eben DER in der Klasse, der auf den 101-Trick kam und die anderen Klassenkollegen eben nicht.
Wo bleiben denn die Wunderkinder in der Schwemme von Schwemme von musizierenden, malenden, schreibenden, dirigierenden Babys, in der Schwemme von zeichnenden, mimenden und von singenden Kleinkindern?
Wenn alle mit 10 schon die Neunte dirigieren, dann kann ich den, der es wirklich kann, nicht erkennen.
Wenn alle mit 15 schon den Master und den Doktor mit 18 machen, ist der Hochbegabte nicht mehr sichtbar.

Das Zweite:
Man weiss ja gar nicht, wie es weitergeht mit den Jungtalenten.
Nehmen wir mal eine junge Schriftstellerin. Wir nennen sie – damit man sie nicht erkennt – Katrin Vude. Katrin hat 1999 (also Jubiläum!) ihren ersten Roman veröffentlich. Der «Schneeroman» war ein Sensationserfolg. Eines der besten Bücher, das ich kenne.
So weit so gut.
Allerdings hat Katrin Vude seitdem nichts geschreibselt, was an die Qualität ihres Debüts heranreicht. Und das ist schon traurig.
Anne-Sophie Mutter war auch so ein Wunderkind, ein ewiges Wunderkind, bis ein tiefer Schicksalsschlag sie traf und ihr in einer harten Zeit die nötige Reife schuf: Der frühe Tod ihres Mannes und ihre Situation als «doppelte» Mutter, Mutter zweier Kinder. Sie selber sagt das übrigens so in dem wunderbaren Dokumentarfilm über sie, in dem sie mit der Journalistin und ihrem Hund wandert.
Nun können wir den Kindern aus der Schwemme von musizierenden, malenden, schreibenden, dirigierenden Babys, aus der Schwemme von zeichnenden, mimenden und von singenden Kleinkindern ja nicht alle die schlimmsten Schicksale wünschen, um zu reifen. Das wäre nun wirklich zynisch.

Nach meinem letzten Post gab es etliche Reaktionen, die mir schrieben, dass junge Talente nichts besonders seien, und Hochbegabungen auch, das habe es immer gegeben, und man solle nur an Mozart und Gauß denken. Solle man.
Nun kommen Sie mir nicht mit Mozart.
Kommen Sie mir auch nicht mit Gauß.

Übrigens hat Anton Bruckner erst mit 40 angefangen zu komponieren. Würde heutzutage wahrscheinlich nicht mehr gehen.

Freitag, 22. November 2024

Konzertflyer mit Kinderbildern

Wenn Sie ein Konzert besucht haben, und Sie streben dem Ausgang zu, dann stehen da manchmal Leute, die Zettel für andere Konzerte verteilen. «Flyern» nennt man das im Jargon, und es ist sehr üblich.
Es mag Ihnen zunächst komisch vorkommen, nach einem Mozart gleich wieder einen Flyer für einen Beethoven in die Hand gedrückt zu kriegen und nach einer «Schöpfung» gleich wieder eine Werbung für die «Jahreszeiten», aber die Flyer-Verteiler machen genau das, was Ihnen im Internet ständig begegnet: Wenn Sie eine Badehose bestellen, werden Sie die nächsten Tage mit Werbung für Badepants und T-Shirts überschüttet.
Wo findet man die interessiertesten Konzertgänger? Natürlich vor einem Konzertgebäude, nach einem Konzert.
Es wäre natürlich viel publikumserweiternder, diese Flyer nach einem Boxwettkampf zu überreichen, aber die meisten Leute würden die ja gleich wegwerfen.

Ich nehme – weil ich ein netter Mensch bin – die Flyer immer an.
In letzter Zeit bekomme ich aber immer mehr Bedenken. Was, wenn man so viele Zettel bei mir findet? Zettel mit…
Ich traue mich das jetzt kaum hinzuschreiben: Zettel mit Kinderbildern. Eine Sammlung von aktuellen Konzertflyern wirkt dermassen pädophil, dass es einem angst und bange wird.

Und ich meine hier gar nicht die traditionellen Knaben- und Mädchenchöre, die Jugendmusiken und Jugendkapellen, ich meine nicht die singenden Schulklassen und spielenden Kinder, ich meine nicht Ensembles, die aus vielen unter 18jährigen bestehen, ich rede von den Solisten.
Da ist Yan Yung (11), der mit Beethoven Violinkonzert debütiert.
Da sind Iwan und Nadia Borowski (7 und 9), die Mozart-Sonaten spielen.
Da ist Mitsuko Tamaguta (10), die sämtliche Préludes von Debussy spielt.
Und das ist das «Sehr junge usbekische Streichquartett», das auf ein Durchschnittsalter (!!!) von zwölf Jahren kommt. Und welches – natürlich, was denn sonst? – die «Grosse Fuge» spielt.

Ich nehme also diese Zettel nur noch selten an, aber ich wundere mich.
Ich wundere mich.
Ich wundere mich: Wann hat das angefangen?
Der Stuttgarter Pianist Stefan Sprung, der Anfang der 80er Jahre bei Dennemarck in Karlsruhe studierte – das ist jetzt nicht erfunden – schloss sein Grundstudium mit einem Konzert ab, bei dem er sämtliche Etüden op. 10 spielte. (Für Nicht-Klassikfans: Das ist Chopin.) Damals war das eine absolute Sensation, nicht eine, nicht zwei, nicht die Schwarze-Tasten-Etüde ODER die Revolutionsetüde, oder – was schon toll gewesen wäre – Schwarze Tasten- PLUS Revolution, nein alle 12 Stück, inklusive Schwarze Tasten, Revolution und jener lyrischen E-Dur-Etüde, die der Banause nur als Schlager «In mir klingt ein Lied» kennt…
Heutzutage bieten die Kids sämtliche Etüden Chopins (also die zwölf op. 10 UND die zwölf op. 25) zur Aufnahmeprüfung an.
Zur Aufnahmeprüfung!
Zur Aufnahmeprüfung!

Angeblich – aber das sind nur Gerüchte – haben die Konservatorien in Asien zwei verschiedene Arten von Wickelräumen, in dem einen wickeln die Studenten und Studentinnen ihre Kinder, im anderen werden Studentinnen und Studenten von ihren Eltern gewickelt.
Das ist natürlich ein böses Gerücht, aber bei anderen Dingen ist es ja schon schwierig mit dem jugendlichen Alter der Künstler. Sehr oft wird in der Schweiz nach einem Auftritt zu einem Apéro geladen, man steht herum und trinkt Weisswein und isst Knabbersachen, man stösst mit dem Künstler oder der Künstlerin an. – Aber wer passt auf, dass Nadia Borowski oder Yan Yung nur Coca-Cola trinken und nicht etwa Champagner wie die Erwachsenen?

Es gibt doch so etwas wie Reife…

Wir reden zurzeit ja immer über KI und was der Mensch ihr voraushat. Nun, eine KI spielt eine Etüde rein technisch sicher genauso gut wie ein 11jähriger, nein besser, denn sie macht keine Fehler. Sie interpretiert auch genauso gut, wenn sie sich alle Aufnahmen des Lehrers des 11jährigen anhört. Das Genuine, das Reife, das Genialische, das Wunderbare, das erreicht sie nicht.
Nie. Niemals.
Und der Kinderstar noch nicht.

Wenn Sie ein Konzert besucht haben, und Sie streben dem Ausgang zu, dann stehen da manchmal Leute, die Zettel für andere Konzerte verteilen. «Flyern» nennt man das im Jargon, und es ist sehr üblich.
Ich nehme – weil ich ein netter Mensch bin – die Flyer immer an.
In letzter Zeit bekomme ich aber immer mehr Bedenken. Eine Sammlung von aktuellen Konzertflyern wirkt dermassen pädophil, dass es einem angst und bange wird.











 

 

 

 

 

 

 

  

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dienstag, 19. November 2024

Man kann Zettel nicht gelesen aufhängen

Das neu- bzw. wiedereröffnete Schwimmbad Rialto ist ein Bijou. Ein Juwel, ein Schmuckstück. Was früher ein muffiger und dunkler Kabuff war, ist jetzt eine weisse, helle und fröhliche Halle, alles ist hübsch und sauber, rein und edel.
Mir gefallen auch die Umkleideräume, obwohl diese immer von sich reden machen, und eben von diesen soll nun auch die Rede sein.

Wenn man seine Kleidung, seine Tasche und seine Habseligkeiten im Kästchen verstaut hat, geht es ans Schliessen – das ist immer so. Nun haben die Macher des neu- bzw. wiedereröffneten Schwimmbades auf etwas verzichtet, was stets sehr störend war: Schlüssel.
Die Schrankschlüssel im Schwimmbad sind ja nun immer ein Thema, entweder muss man sie sich ums Handgelenk binden, was viele als unbequem empfinden, oft ist hier das Band zerschlissen und man pfriemelt ewig herum, oder man hat einen Karabiner, der auch immer lose ist. Gelungene Menschen – wie ich – haben Badehosen mit Taschen, wunderbar, solange dieselben keine Löcher haben.
Weh uns, wenn dann ein Schlüssel verloren geht! Man muss tauchen, tauchen, tauchen, durch den Tag, durch die Nacht, durch den Tag, tauchen, tauchen, tauchen, und wenn man ganz grosses Pech hat, ist der Boden ein Rost (braucht man, wenn man den Boden verstellen will), dann ist der Schlüssel für immer verloren.
Solche Erfahrung scheinen ja schon die Menschen im Mittelalter gemacht haben, und sicher ist Walther von der Vogelweide vor seinem Schwimmbadschrank gestanden und sprach zu seiner enganliegenden gestreiften Ritter-Hose:

verlorn ist das sluzzellîn:
dû muost ouch immêr darinne sîn.

Aber Spass beiseite. Wie gesagt, das neu- bzw. wiedereröffnete Schwimmbad Rialto ist ein Bijou. Ein Juwel, ein Schmuckstück. Was früher ein muffiger und dunkler Kabuff war, ist jetzt eine weisse, helle und fröhliche Halle, alles ist hübsch und sauber, rein und edel.
Und bei den Schränken hat man sich für ein Zahlen-System entschieden. Ein Zahlensystem, das auf ca. 50 Aushängen erklärt wird:

ERSTER SCHRITT: SCHLOSS AUF «AUF» STELLEN.
(darunter ein Bild, das mit dem einem Pfeil die Drehung des Riegels nach rechts zeigt.)
ZWEITER SCHRITT: CODE BEI GEÖFFNETER TÜRE EINGEBEN (Z.B. 1234)
(darunter ein Bild, auf dem eine Hand einen Zahlencode eingibt)
DRITTER SCHRITT: SCHLOSS AUF «ZU» STELLEN.
(darunter ein Bild, das mit dem einem Pfeil die Drehung des Riegels nach links zeigt.)
VIERTER SCHRITT: CODE VERSTELLEN
(darunter ein Bild, auf dem eine Hand die Zahlen verwischt)

Es ist nun völlig logisch, was passieren kann, wenn man diese Aushänge nicht liest, man dreht den Riegel nach links und beginnt «4567» oder «0000» oder «2929» einzugeben, dann verstellt man die Zahlen – und wird sein Kästchen nie wieder aufbekommen, denn das Schloss hat sich die Kombination gemerkt, die VOR dem Verschliessen eingestellt war, und die hat man natürlich keines Blickes gewürdigt.

Gut, man kann den Bademeister holen. Was die meisten tun – die wenigsten rennen in der Badehose auf die Strasse, gerade bei Novembertemperaturen ist das auch nicht so ratsam. Der Bademeister erzählt mir, dass er am Tag ca. 40 Male geholt wird und dass die Menschen dann immer furchtbar fluchen:
«Neumodisches Klump…»
«Moderner Scheiss…»
«Furzidee…»
usw.
usw.

Dabei wäre es so einfach. Man müsste den an allen vier Seiten (!) sämtlicher (!) Säulen sowie innen in allen (!) Kästchen hängenden Zettel genau durchlesen. Nicht denken, wie es sein könnte (eine Frau sagte mir lächelnd «Ich habe halt gedacht…»), sondern LESEN.
Mehr Info geht nicht.

Ein Bekannter, dem ich die Story erzähle, spricht grinsend: «Ja, man müsste die Zettel GELESEN aufhängen können.» Und er erzählt mir von Mails, die er schreibt, in denen er Zeit und Ort eines Treffens ansagt und dennoch wird er von Leuten angegangen: «Gibt es noch Infos für morgen?»
Ja, er hat vollkommen recht, man müsste
Mails gelesen verschicken
WhatsApp gelesen senden
Zettel gelesen aufhängen
Briefe gelesen einwerfen und
Flugblätter gelesen verteilen können.
Kann man aber leider nicht.

Das neu- bzw. wiedereröffnete Schwimmbad Rialto ist ein Bijou. Ein Juwel, ein Schmuckstück. Was früher ein muffiger und dunkler Kabuff war, ist jetzt eine weisse, helle und fröhliche Halle, alles ist hübsch und sauber, rein und edel.
Mir gefallen auch die Umkleideräume, und mir gefällt das Schliesssystem. Und als ich zum ersten Male dort war, habe ich dreimal hintereinander den aufgehängten Zettel durchgelesen.



  

 

Freitag, 15. November 2024

Olaf, Chris und Robby, geht in Rente!


Nachdem Horst als CEO die SONOMIL AG in den Konkurs getrieben hat, bei der TOJUP AG wegen sexueller Belästigung gefeuert wurde und auch die FTR AG (wieder Pleite) und ZUSTO AG (wieder Arsch fassen – sit venia verbo), bewirbt er sich bei Tochter-Pfaff-Tripper AG um den Posten des CEO. Beim Bewerbungsgespräch, bei dem natürlich auch die diversen Entlassungen zur Rede kommen, immerhin hat er die SONOMIL und die FTR Insolvenz gemacht und bei TOJUP und ZUSTO seinen PAs irgendwo hingelangt, kann er nur immer den einen Satz wiederholen:
«Ich bin ein guter CEO.»

Peter und Paul fahren mit dem Auto ins Wochenende. Nachdem die Strasse etwas rutschig ist und auch das Tempo zu schnell, landet das Auto im Graben, Peter war am Steuer. Nach dem ersten Schreck und dem Vergewissern, dass nichts passiert ist, will Paul das Steuer übernehmen. Das scheint ihm logisch, denn immerhin ist Freund Peter auf regennasser Fahrbahn 190 km/h gefahren und hat den Wagen in die Grube gesetzt.
Aber Peter lässt sich das Steuer nicht abnehmen, er sei der bessere Fahrer, Punkt und aus.

Die 80jährige Chanteuse Daria bietet dem Sender ihres Heimatlandes an, beim ESC in Basel für XY anzutreten. Sie habe Erfahrung. Erschrocken recherchiert der junge Redakteur und liest baff die Ergebnisse, die Daria bisher (es waren zwei Male) eingefahren hat.
1990 / Daria für XY mit «I Will Love You» / 0 Punkte – Zero Points
1998 / Daria für XY mit «Summer in Paris» / 0 Punkte – Zero Points
Der Redakteur rechnet kurz nach, D. ist 1970 geboren, war also 1990 zwanzig und 1998 achtundzwanzig, heute dann nach Adam Riese 54, geliftet, Botox, gefärbte Haare und 25 Kilo mehr, und die Stimme kann ja auch nicht besser geworden sein.

Was haben Horst, Peter und Daria gemeinsam? Genau. Die Uneinsichtigkeit ins eigene Versagen.
Horst müsste sich eingestehen, dass er eine Null ist und in Rente gehen – es rächt sich hier, dass er in den BWL- und VWL-Vorlesungen über Märkte und Bilanzen immer nur auf die Titten der Frauen vor ihm und nicht auf die Tafel geschaut hat. Er sollte in Rente gehen, die ja mit vier (!!!!) goldenen Fallschirmen gut genug ausfällt.
Peter müsste Paul ans Steuer lassen, aus vier Gründen: Dieser kann Nässe erkennen. Er fährt nicht 190 auf der Landstrasse. Er fährt eh besser. Er steht nicht so unter Schock wie der Fahrer.
Und Daria müsste zugeben, dass sie noch nie singen konnte, sondern einfach hübsch war, eine Qualität, die nun auch nicht mehr besteht…

Christian, Robert und Olaf reihen sich nun mühelos in diese Serie ein.
Nach dem Scheitern der Ampel hatte man doch nun eine Art Grosses Schuldbekenntnis erwartet:

Wir bekennen dem Volk, dem Souverän, dass wir Gutes unterlassen und Böses getan haben.
Wir haben gesündigt in Gedanken, Worten und Werken
Durch unsere Schuld.
Durch unsere Schuld.
Durch unsere grosse Schuld.
Darum gibt es nun bald Neuwahlen.
Und wir gehen Rosen züchten (oder Pilze oder Nelken).

Aber diese blöden Protestanten haben hier wohl keine Ahnung, wissen nicht, was ein anständiges «Mea Culpa» ist und haben auch das Auf-die-Brust-schlagen» nicht gelernt. Hier zeigt sich, dass es wohl ein Fehler ist, alle Konfessionen zu den Wahlen zuzulassen.

Die drei genannten Herren wollen alle wieder in die Politik. Weitermachen. Haben sie nicht begriffen, dass sie ausgespielt haben?
Lindner ist der Lustigste, er faselt vom erneuten Ministeramt und dabei muss die FDP zittern, ob sie überhaupt in den Bundestag kommt. Schon die Oppositionsbank wäre ein Erfolg.
Und Habeck als Kanzler? Wirbt er mit dann mit «Abschwung und Armut statt Wachstum und Wohlstand»? Immerhin ist er seit Jahren der erste Wirtschaftsminister mit negativem Wachstum. Und wie viel Prozent wird seine Partei einfangen? 
Und Scholz? Kanzler war einmal, das ist klar. Allenfalls Teil einer GroKo, einer GroKo, die uns hoffentlich erspart bleibt.

Zu seinen Fehler zu stehen, das ist wohl eine Tugend, die uns immer mehr abhanden kommt Wenn man ein Loser war, muss man gehen. Und wenn man noch einmal antritt, dann muss man klar sagen können, was man besser macht. Geschieht das nicht, wird
die Tochter-Pfaff-Tripper AG auch Insolvenz anmelden
Peter und Paul, nein, nicht im Graben, am Baum landen
XY in Basel wieder 0 Punkte machen
und Pappnasen-Politiker Deutschland weiterhin an die Wand fahren

By the Way:
«Weitermachen» ist ja der Schluss von «Geschlossene Gesellschaft» und die Parallele zu Christian, Robert und Olaf ist natürlich wunderbar, drei Menschen, die sich auf offener Bühne zerfleischen, und so könnte man die Ampel auch mit dem einen herrlichen Satz beschreiben:

DIE HÖLLE, DAS SIND DIE ANDEREN.


Dienstag, 12. November 2024

So viel Gleichzeitigkeit geht gar nicht! Ampel und Trump!


Also Leute, das geht und ging jetzt gar nicht.
Da hatte der Glossator, der Blogger und Satiriker am 5. 11. einen Beitrag zum Thema «faire Wahlen» gemacht, und nun dachte natürlich jeder, dass am Freitag, 7. 11. ein Beitrag zum Thema US-Wahl kommt. War aber nicht geplant, nicht geplant aus zwei Gründen: Es war zu befürchten, dass die Stimmzettel noch gar nicht richtig ausgezählt sind und ich hatte einfach auch keine Zeit. Deshalb hatte der Glossator, der Blogger und Satiriker einen etwas zeitlosen Text zum Thema «Apps» bereitgestellt.
Und nun…
Hatte es am 7. 11. – etwas, das sicher niemand für möglich gehalten hätte – gleich zwei wichtige Punkte, die dann unbehandelt blieben:

Trump stand schon am Mittwoch als Wahlsieger fest.
Die Deutsche Regierung war am Ende.

Also Leute, das geht und ging jetzt gar nicht.
Man kann doch nicht zwei so wichtige und entscheidende Themen einfach so aufeinanderfallen lassen. Das geht doch nicht, da muss man sich doch absprechen. Es gab doch sicherlich Hilferufe aus der Presse- und TV- und Medienwelt, in der sie ausdrücklich bat: Liebe Bundesregierung, zerbrich nicht gerade Anfang November, nicht gerade zur Präsidentenwahl in den USA.
Die Medienschaffenden haben es ja nicht leicht, da passiert oft wochenlang gar nix, alles dümpelt so vor sich hin, nix ist los, man nennt das Saure-Gurken-Zeit, vor allem im Sommer, wenn die Parlamente geschlossen sind und die Staatsoberhäupter am See, und dann könnte man ja eigentlich wieder etwas über Afrika machen, etwas in Erinnerung rufen, die hungern da nämlich immer, die ganze Zeit, aber das will im Sommer aber dann auch keiner sehen und lesen, und so macht man dann eben was über die Sommerfrische des belgischen Königshauses oder die Ferien von GZSZ-Star Soundso, das will zwar auch niemand, aber es gibt – im Gegensatz zur Sahelzone – wenigstens nette Bilder.

Und dann kommt wieder alles auf einmal. Es war – um mal ein Exempel zu nehmen – oft so, dass ganz, ganz, ganz wichtige Menschen zur gleichen Zeit starben. Zum Beispiel zwei Wohltäterinnen der Menschheit: Lady Di und Mutter Theresa. Gerade diese beiden Engel nahmen sich die Schlagzeilen weg. Oder eigentlich nahm Diana der Theresa sie weg, denn ganz ehrlich: Der Teint war bei der Princess schon besser.
Nein, manchmal kommt alles gleichzeitig und dann kommt man ins Schwimmen.

Trump stand schon am Mittwoch als Wahlsieger fest.
Die Deutsche Regierung war am Ende.

Oder – um jetzt einmal ein wenig verschwörungstechnisch unterwegs zu sein – war das alles geplant?
Das wäre doch eine Möglichkeit, das eigene Versagen wunderbar zu kaschieren: Scholz und Habeck und Lindner treffen sich im Sommer und Scholz spricht die entscheidenden Worte: «Ihr wisst, es geht mit der Ampel nicht mehr lange, das ist jedem klar, du Christian wirst uns verlassen oder ich werde dich rausschmeissen, oder du, Robert, wirst uns verlassen oder ich werde dich rausschmeissen, jedenfalls sollten wir uns überlegen, wann es zum grossen Knall kommen sollte.» Und nach einigem Überlegen und Hirnen ruft Habeck plötzlich: «Ich hab es! Um den 5. November. Da ist US-Wahl, da laufen und fliegen wir praktisch unter dem Radar durch.»

So war es wahrscheinlich nicht, und selbst wenn es so war, geklappt hat es auf jeden Fall nicht. Der Zusammenbruch der Regierung in der BRD toppte, sobald er feststand, den Sieg von Donny sofort. Hätte man also den grossen Wumms wirklich so exakt getimt, dann ging das in die Hose.

Und warum das so war, ist auch glasklar: Die Ampel-Geschichte ist die grössere Sensation. Ein Idiot wird Staatsoberhaupt in Übersee? Hundert mal passiert. Ein Idiot wird Präsident der USA? Auch schon ein paar Mal passiert, von Reagan bis Bush. Aber dass der Kanzler seinen Finanzminister rauswirft, dass ein Koalition so heftig, so brutal, so gemein zerbirst, das gab es doch wohl noch nie.

Aber dennoch ging und geht das gar nicht.
Man sollte einen Schutz der Glossatoren, der Satiriker und Blogger erlassen. Und sich um die Kabarettisten und Karikaturisten kümmern. Es müsste einfach verboten sein, dass Ereignisse so fies aufeinanderfallen. Ich schlage die CCC vor, die

Comedy Care Conference

Auf dieser Konferenz einigen sich die Mächtigen der Welt, ihre Termine abzustimmen:
«Ich würde gerne meinen Vize rauswerfen. Am 16. 3.?»
«Geht nicht, da wird bei uns gewählt.»
«Dann am 15. 4.?»
«Da überfallen wir gerade das Nachbarland.»
Dies würde doch die Sache sehr vereinfachen.

Da hatte ich in meiner jugendlichen Unschuld am Freitag, 7. 11. nix Aktuelles geschrieben, und dann war Trump und gleichzeitig geht die Ampel kaputt.
Also – geht gar nicht.



Freitag, 8. November 2024

App gleich Tamagotchi

Lieber Leser, liebe Leserin, wissen Sie eigentlich noch, was ein Tamagotchi ist? Wenn Sie ein Gruftie sind, also über 50, dann wahrscheinlich ja. Für die Jungen, die Generationen Z, Z plus und Z zwei plus, hier noch einmal der Wikipedia-Eintrag:

Das Tamagotchi (Wortschöpfung aus tamago ‚Ei‘ und wottchi zu Englisch watch ‚Uhr‘; in Japan ursprünglich als „Tamagotch“ romanisiert) ist ein aus Japan stammendes Elektronikspielzeug von Bandai, das ab 1997 weltweit populär war
Die Tamagotchi stellen eine Rasse von Ausserirdischen dar, vom weit entfernten Planeten Tama, der angeblich „Millionen Meilen“ von der Erde entfernt ist, um die man sich vom Zeitpunkt des Schlüpfens an wie um ein echtes Haustier kümmern muss. Es hat Bedürfnisse wie Schlafen, Essen, Trinken, Zuneigung und entwickelt auch eine eigene Persönlichkeit. Zu unterschiedlichen Zeitpunkten meldet sich das Tamagotchi und verlangt nach der Zuwendung des Besitzers. Bei Vernachlässigung stirbt es, kann jedoch durch Drücken eines Reset-Schalters zurückgesetzt werden, und das Spiel geht von vorne los. Dies ist in allen Versionen möglich, außer den ersten japanischen, die nur einen einzigen Lebenszyklus hatten und dann entsorgt werden mussten. Es wurden extra dafür auch eigene Friedhöfe und Telefon-Hotlines eingerichtet.

Ich hatte nie ein Tamagotchi. Ich hielt auch alle Typen, die ständig vom Gepiepse gestört wurden, und dann ihr Pseudo-Tier fütterten oder mit ihm kommunizierten, für bescheuert. Für absolut bescheuert.
Nun habe ich aber festgestellt, dass sich auf meinem Smartphone ca. 60 Neo-Tamagotchis tummeln.
Sie nennen sich Apps.

Die meisten meiner Apps sind situationsbezogene Werkzeuge.
So benütze ich den DB-Navigator, wenn ich eine Verbindung in Deutschland brauche, die VVS-App, wenn ich in meiner Heimatstadt unterwegs bin, die BVB-App, wenn ich wissen will, wann in Basel das nächste Tram kommt und für weitere Strecken in der Schweiz die App der SBB. Und für die Niederlande tippe ich auf NS – was nicht Nationalsozialismus, sondern Nationale Spoorwegen heisst.
Ich benütze eine Taschenlampen-App, wenn ich in einem dunklen Treppenhaus unterwegs bin. Ich benütze die Metronom-App, wenn ich das absolut genaue Tempo eines Musikstücks brauche.
Ich benütze die Stimmgabel-App, wenn ich einen bestimmten Ton haben muss (ich habe kein absolutes Gehör).
Ich komme nun aber, wenn ich in einem öffentlichen Bus sitze, nicht auf die Idee: «Hey, ich habe meine Taschenlampen-App schon lange nicht mehr benutz, und meine Metronom-App und meine Stimmgabel-App auch nicht, ich möchte ein bisschen Party machen.» Und dann schalte ich die Lampe an, leuchte meinem Gegenüber ins Gesicht, klimpere auf den Ton C, und das 100x hintereinander und lasse parallel das Metronom auf 150 ticken. (Für Nichtmusiker: Das ist sehr schnell, 150 Schläge pro Minute.)

Es kann also sein, dass ich eine App eine Weile, eine Woche, einen Monat, ja sogar ein Jahr nicht benutze. Das gefällt meinen Apps aber überhaupt nicht!
Wie die Tamagotchis, die gefüttert und liebgehabt werden wollten, melden sich meine Apps mit genau dem Gestus: Rolf, du hast mich einen Monat nicht mehr angeklickt! Rolf, hast du mich überhaupt noch lieb? Rolf, was ist los?
Die Tamagotchi-Masche zerfällt in drei Phasen:

Die Kreis-am-Quadrat-Phase
An dem Quadrat der App erscheint in der rechten oberen Ecke ein Kreis, der sich ein wenig mit dem Viereck überlappt. Bei SMS, WhatsApp und Mail heisst es natürlich, dass etwas angekommen ist, eine Nachricht, ein Dokument usw. Was aber heisst es bei einem Metronom oder bei einer Taschenlampe? Einfach, dass man meine Aufmerksamkeit will. Rolf, bemerke mich!

Die Neue-Funktionen-Phase
Ich erhalte eine Mail, eine SMS, was auch immer, die mir mitteilt, dass «neue Funktionen» zu haben sind. So könnte ich zum Beispiel das Licht der Taschenlampe auch in blau leuchten lassen. Oder die Stimmgabel von 1 bis 100000 Hertz gehen lassen. Völliger Schwachsinn, ich möchte es ja im dunklen Treppenhaus hell haben, und die Hertzzahlen liegen ausserhalb des Hörbereiches, aber darum geht es ja nicht. Es geht um meine Aufmerksamkeit.

Die Deinstallations-Phase
Ich erhalte die Meldung, dass man eine App, die man nicht benutzt, auch deinstallieren kann. Das ist ein bisschen wie die beleidigte Ehefrau in Filmen aus den 50er-Jahren, die «wieder zur ihrer Mutter» fährt.
So sagt die App: Ich kann ja auch gehen, wenn du mich nicht mehr brauchst…

Das Tamagotchi war ein Spielzeug des ausgehenden letzten und beginnenden neuen Jahrhunderts.
Ich hatte nie ein Tamagotchi. Ich hielt auch alle Typen, die ständig vom Gepiepse gestört wurden, und dann ihr Pseudo-Tier fütterten oder mit ihm kommunizierten, für bescheuert. Für absolut bescheuert.
Nun habe ich aber festgestellt, dass sich auf meinem Smartphone ca. 60 Neo-Tamagotchis tummeln.

Sie nennen sich Apps.