Freitag, 1. November 2024

Herbstreise (4): Frankfurt wäre DIE Hauptstadt!

Zum Abschluss der Herbstreise-Posts möchte ich nochmal einen Seufzer tun, den ich schon ein paar Mal getan habe:

Es ist jammerschade, dass Frankfurt nach der Wende nicht Hauptstadt geworden ist.

Mit der Wende, mit dem Mauerfall war es ja klar, dass für Bonn die Endzeit eingeläutet wurde. Es war zu klein, es war zu schnuckelig, es war zu sehr Mini-Stadt, es hatte zu wenig Wohnraum, zu wenig Anbindung, zu wenig Bekanntheitsgrad und zu wenig…
Nachtleben.
Ja, es ging sogar der Spruch von der B(undeshauptstadt) O(hne) N(ennenswertes) N(achtleben). Denn einerseits braucht man für ausländische Gäste, für Präsidenten und Diktatoren Cabarets, Strip-Schuppen und Bars, anderseits brauchen die (männlichen) Abgeordneten, die ja fern von ihren Gattinnen leben, schlicht und einfach genügend Prostitution. So simpel ist das. Und so verlogen ist die Diskussion zurzeit, die man – wieder einmal! wieder einmal! wieder einmal! – über die Prostitution führt. Man möchte hier jedem Redner übers Maul fahren, denn warum sind die werten Herren nach Berlin gezogen? Um genügend Nutten zu haben.
Bonn war also out – und Berlin war in.

Dabei wäre es so schön gewesen, Frankfurt am Main zur Hauptstadt zu küren.
Es ist jammerschade, dass Frankfurt nach der Wende nicht Hauptstadt geworden ist.

Schon allein die Verkehrsfrage hätte hier den Ausschlag geben müssen. Wir haben das erlebt, Frankfurt war als perfekter Knotenpunkt Ausgangsbasis für Ausflüge nach Mainz (Neue Synagoge und Chagall-Fenster), Wiesbaden (Museum Reinhard Ernst – ein absoluter Tipp!), Darmstadt (Mathildenhöhe – UNESCO-Erbe) und Bad Nauheim (Sprudelhoftherme, ein wenig Relaxen muss ja auch sein…).
Und vom Fliegen will ich gar nicht reden. Vom Fliegen will ich gar nicht reden. Man wundert sich ja stets am Main über die Massen von Asiaten, die in der Stadt herumschlurfen. Man wundert sich solange, bis man begreift, dass sie natürlich nicht da rumschlurfen, um FRANKFURT anzusehen, sondern weil sie schlicht und einfach dort landen, weil sie ihren Deutschlandtrip (ganze BRD in 5 Tagen) eben am Rhein-Main-Flughafen beginnen und auch dort beenden.
Gut. Berlin hat inzwischen (nach gefühlten 50 Jahren) auch seinen Airport, aber FRA ist halt auf der Liste (nach Passagieren) auf Platz 6 in Europa, und BER ist sonstwo. Punkt.

Es ist schade, dass Frankfurt am Main nicht Hauptstadt ist.
Sehr schade.

Frankfurt wäre selbstverständlich auch noch aus einem anderen Grunde prädestiniert:
Geld.
Money.
Dass Geld die Welt regiert, dass Money makes the World go around, dass zum Golde alles drängt und am Golde alles hängt, dass die Banker und Broker die wahren Könige sind, das ist ja eine Binsenwahrheit. Und das Geld sitzt halt in Frankfurt, man muss ja nur auf die Skyline schauen, die der Stadt den Spitznamen «Mainhatten» verliehen haben, da ragen die Zentralen der Deutschen Bank, der Commerzbank, der Sparkassen, der Allianz und der IHK in den Himmel, und ein bisschen verschämt abseits finden wir dann auch noch die Deutsche Bundesbank und die Europäische Zentralbank mit ihrer manchmal inkompetenten, aber immer, immer, immer und stets und alleweil exzellent gekleideten Chefin.
Und wenn man in die Oper geht, dann blickt man die ganze Pause aus dem Fenster auf ein überlebensgrosses Euro-Denkmal, das einem die Rangordnung schon klar macht.
By the way: Die Aufführung, die wir besuchten (Händels «Hercules», Cummings/Kosky) war derart fantastisch, dass man sagen muss, dass die Oper Frankfurt jedes der drei Berliner Häuser in die Tasche steckt.

Dass Frankfurt nach dem Mauerfall nicht Hauptstadt wurde, ist eine üble Sache.
Frankfurt am Main wäre eine tolle Kapitole geworden.

Aber neben den Themen genügend Verkehrsanbindung, genügend Geld, genügend Kultur, (genügend Nutten…), wäre doch das Entscheidende gewesen, dass Frankfurt noch ein anderes Signal gewesen wäre:
1848 traf sich in der Paulskirche das erste gewählte Parlament Deutschlands. Frankfurt hätte also bedeutet, man knüpft an eine gute, alte, schöne demokratische Tradition an und lässt Berlin mit seinen monarchistischen und autoritären Zeiten hinter sich. Paulskirche statt Reichstag! Natürlich wäre das Gebäude für das jetzige Parlament viel zu klein. Aber die Grösse des Bundestages ist ja eh ein Thema, die BRD leistet sich eine der riesigsten Versammlungen der Welt, wäre ganz nett, wenn man genügend Geld hätte, aber genau das hat man ja gerade nicht…

So. Das war mein Gejammer für heute.
Und das waren meine Gedanken, die durch die Herbstreise inspiriert waren.
Inzwischen stecke ich schon längst wieder in der täglichen Arbeit und auch der Blog wird sich wieder dem «Tagesgeschäft» zuwenden.

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