Erdogan hat
schon Merkel…
Erdogan hat
schon die Niederländer...
Der Sprecher
von Trump hat schon Assad…
Putin hat
schon den Westen…
Schäuble hat
schon Putin…
Der Westen
hat schon Gaddafi…
Hier könnte stehen: geschlagen, getreten
oder gebissen. Auch geliebt, geküsst oder gestreichelt. Erst recht
mit Sahnetorten beworfen oder mit Schlamm beschmissen. Erst gehört aber natürlich
hinein
…mit Hitler
verglichen.
Der
Hitler-Vergleich gehört zu den beliebtesten Spielen in der internationalen
Politik. Und wie viele Spiele ist er ein Spiel mit dem Feuer. Der HV – wir
kürzen jetzt mal ganz nett ab – ist zwar unglaublich reizvoll, kann aber dem
HVer nur schaden. Mit einem HV sägt man an dem eigenen Stuhl, man befördert
sich auf den politischen Schleudersitz und übergiesst sich selbst mit Jauche.
Deswegen stellt sich die Frage, warum es so viele juckt, sich des HVs zu
bedienen.
Der HV ist
immer und grundsätzlich falsch. Und zwar nicht nur aus dem Grund, dass ein
Vergleich mit diesem Übermonster, mit diesem singulären Totalschwein die Opfer
verhöhnt – vor allem, wenn man wie der Vollpfosten Spicer noch sagt, Hitler
habe kein Giftgas eingesetzt – sondern aus einem einfachen und simplen Grund.
Tolstoi
schrieb am Anfang seiner Anna Karenina
Alle glücklichen Familien gleichen einander, jede unglückliche Familie ist
auf ihre eigene Weise unglücklich.
In Abwandlung dieses wunderbaren Bonmots möchte ich schreiben:
Alle wahren Demokraten gleichen einander, jeder Tyrann ist auf seine
eigene Weise tyrannisch.
Sie glauben mir nicht? Ist aber so; jede Demokratin und jeder Demokrat
hat einen engen Spielraum, enge Grenzen, enge Möglichkeiten, sich auszuleben.
Die Grenze, das Limit, das man nicht überschreitet, ist das Gesetz, die
Verfassung. Man kann einem Amt wie dem des Bundeskanzlers oder des Präsidenten
in geringem Masse eine persönliche Note verleihen, ist aber an ca. 4000
Paragraphen gebunden. Einem Diktator steht die Welt offen, und so kann jeder
auf ganz eigene Weise seine Schweinereien ausleben. Man kann die eigenen Städte
bombardieren oder die des Nachbarlandes, man kann seine eigene Metropole
anzünden und dazu zur Harfe singen, man kann Ethnien einsperren, erschiessen, vergasen, man
kann Gegner foltern, verhaften und töten, der Phantasie sind da keine Grenzen
gesetzt. Man kann jeden Tag vor dem Frühstück eine Jungfrau vernaschen oder vor
dem Abendessen einen Jungmann, man kann sich Märsche oder Hymnen schreiben
lassen, zu denen man dann durch die Hauptstadt zieht, man kann sich Denkmäler
setzen oder befehlen, dass in jedem Zimmer des Landes das eigene Bild hängt.
Alle wahren Demokraten gleichen einander, jeder Tyrann ist auf seine
eigene Weise tyrannisch.
Jede noch so perverse Vorliebe, jeder noch so gestörte Tick kann hier
zur Vollendung kommen, denn wer soll mich daran hindern? Wenn ich mein gesamtes
Hauspersonal (30 Kammerdiener, 50 Leute Küche, 20 Gärtner, 25 Chauffeure und 80
Mensch Putzkolonne) eigenhändig mit Brandzeichen versehen möchte, wer fällt mir
in den Arm? Wenn ich alle 67 Kirchen der Hauptstadt (egal ob katholisch,
protestantisch oder orthodox) sprengen lassen will, wer entschärft die Bomben?
Wenn ich sämtlichen Nachbarstaaten den Krieg erklären will, einfach weil mir so
unendlich langweilig ist und mich meine Computerspiele (War of States, War of Worlds, Civil War, War of Planets…) doch
nicht mehr befriedigen, welcher meiner Generäle wird sich weigern, die
Mobilmachung zu vollziehen?
Alle wahren Demokraten gleichen einander, jeder Tyrann ist auf seine
eigene Weise tyrannisch.
Insofern ist der HV das dümmste und infamste Spiel, das die
internationale Bühne erfunden hat. Erstaunlich ist, dass so wenige HVer ihren
Hut nehmen mussten. Und man kann nur hoffen, dass in Zukunft jeder – ja, jeder,
Frauen machen den HV so selten wie sie Tyranninnen werden, gibt uns das nicht
zu denken – gehen muss, der dieses Spiel spielt.
Erdogan hat
schon Merkel…
Erdogan hat
schon die Niederländer...
Der Sprecher
von Trump hat schon Assad…
Putin hat
schon den Westen…
Schäuble hat
schon Putin…
Der Westen
hat schon Gaddafi…
Bitte hört
auf, bitte!