Und wird nicht genommen.
Was ihn denn für diesen Posten qualifiziere, so wird er gefragt, man suche entweder jemand mit Banklehre oder eine(n) Sozialarbeiter(in). Ihn qualifiziere, so Duddl, dass er eben genau das gemacht – und überragend gekonnt hätte, was die Leute brauchen: Schulden bewältigen.
Zählt aber nicht.
Mitsuko Hasegawa ist in Zürich aufgewachsen. Sie spricht nicht nur Deutsch, Züritüütsch, Englisch, Französisch und Italienisch, sondern natürlich Japanisch, denn das ist ihre Muttersprache und das sprach sie zuhause. Mitsuko hat einen Beruf, von dem sie weiss, dass sie ihn nicht bis zur Rente in einer 100%-Stelle ausüben wird: Sie ist OP- und Intensivschwester. Und Corona hat ihr gezeigt, wie man an seine Grenzen kommt. Also sieht sie sich nach der Möglichkeit um, ihre Japanischkenntnisse weiterzugeben. Ihre erste Bewerbung ist bei der Volkshochschule in Küsnacht (Schillerfans Achtung: Da kommt niemand durch die Hohle Gasse, da führen auch andere Wege hin, das ist Küsnacht am Zürichsee und nicht Küssnacht am Rigi…). Die VHS also.
Und sie wird nicht genommen.
Was sie denn für diesen Posten qualifiziere, so wird sie gefragt, man suche jemand mit sprachlich-didaktischer-methodischer Ausbildung. Sie qualifiziere, so Mitsuko, dass sie fliessend und ohne Akzent Japanisch könne, was viele Schweizer mit japanologischer Didaktik oft so nicht könnten.
Zählt aber nicht.
Regula Bitterli ist genervt. Wieder einmal hat das Fräulein (sorry, Regula denkt wirklich «Fräulein», da kann ich nichts dafür…) an der Käsetheke falsch abgeschnitten. 200g Emmentaler hatte Regula gewollt, 200g, nicht mehr und nicht weniger, aber als das Fräulein (siehe oben) das Messer ansetzte, da sagte Regula: «Das sind 247 Gramm.» Aber das Fräulein (siehe oben) schnitt und es waren 248 Gramm. Und als das Fräulein (siehe oben) dann noch mit einem obersüsslichen Lächeln sagte: «Darf ein bisschen mehr sein?», da platze Regula Bitterli der Kragen. Erst einmal rief sie ein entscheidendes «Nein», liess also 48 Gramm in den Kübel wandern und dann marschierte sie zur Geschäftsleitung. Am Eingang hatte sie nämlich ein Schild
VERKÄUFER(IN) GESUCHT (30%)
FÜR FLEISCH- ODER KÄSETHEKE
gesehen und für diese Stelle bewarb sie sich sofort.
Und sie wurde nicht genommen.
Was sie denn für diesen Posten qualifiziere, so wurde sie gefragt, man suche eine(n) Detailhändler(in) Lebensmittel EFZ oder EBA. Sie qualifiziere, so Regula, dass sie als Hausfrau seit Jahren einkaufe, oft zweimal am Tag, dass sie eine 10köpfige Familie versorge und dass sie eben ein Käse- oder Wurststück fast aufs Gramm einschätzen könne.
Zählte aber nicht.
Was die drei Fälle verbindet, was die Gemeinsamkeit von Duddl Dubenbold, Mitsuko Hasegawa und Regula Bitterli ist, ist, dass hier Kompetenzen keine Rolle spielen. Es geht nicht darum, dass Duddl Dubenbold weiss, wie man Schulden abbaut, es geht darum, dass er kein Diplom hat. Es geht nicht darum, dass Mitsuko Hasegawa weiss, wie man japanische Wörter ausspricht, es geht darum, dass sie kein Diplom hat. Es geht nicht darum, dass Regula weiss, wie man Käse schneidet, es geht darum, dass sie kein EFZ-Zeugnis hat.
Und hier sind wir bei den zukünftigen Ministerposten in der BRD.
Denn hier geht es auch nicht um Kompetenzen, es geht um Parteibücher. Wenn es darum ginge, von irgendetwas eine Ahnung zu haben, dann hätten wir Landwirte als Landwirtschaftsminister und Ärztinnen als Gesundheitsministerinnen, dann hätten wir Offiziere als Verteidigungsminister und Juristinnen als Justizministerinnen, dann hätten wir Künstler als Kulturminister und Verkehrsplanerinnen als Verkehrsministerinnen.
Aber Kompetenz spielt im Parteischacher um Posten natürlich keine Rolle.
Dubenbold ist übrigens dazu übergegangen, seine Schuldentilgmethode im Internet anzubieten, das Gleiche macht Mitsuko mit Japanischkursen, und Regula hat einen kleinen Laden aufgemacht:
GENAULADEN
Wurst und Käse aufs Gramm genau geschnitten.
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