Komm, lass uns miteinander reden
Bevor das Schweigen beginnt,
Offenheit ist mehr als beten
Wenn wir erst stumm geworden sind
Komm, lass uns miteinander reden
Wir können lernen dabei
Vielleicht entdecke ich an dir und du an mir
Manche längst verblassten Farben neu
So beginnt ein längst vergessenes Lied der längst vergessenen Sängerin Hanne Haller.
Schön, nicht? Das ist ja so wichtig, das Reden miteinander. Und gerade in letzter Zeit vermissen wir das ja so.
So redet ja die Bundesregierung nicht mit despotischen, diktatorischen, gemeinen, fiesen und undemokratischen Regimen. Wie zum Beispiel Russland. Nun war man doch etwas erstaunt, als eine Gruppe von abgelehnten Asylbewerbern abgeschoben wurde – nach Afghanistan. Es mussten hier ja intensive Gespräche mit einer despotischen, diktatorischen, gemeinen, fiesen und undemokratischen Meute vorangegangen sein, mit den Taliban.
Nun wurde aber klargemacht, dass man nicht geredet hätte, sondern man hätte mit anderen geredet und die dann wieder mit den Taliban.
Aha.
Das Ganze erinnert mich ein bisschen an eine Art Spiel, das wir als Teenager spielten: Person A und B verkrachten sich (also nicht echt, sondern so spielerisch) und Person C fungierte als «Moderator», besonders bei einem Essen machte das viel Spass:
A: Kann ich das Salz haben?
C: A fragt dich, ob er das Salz haben kann?
B: Er hat selber einen Salzstreuer in der Nähe.
C: B meint, du habest selber ein Streuer in der Nähe.
A: Der ist leer.
C: A sagt, der sei leer.
B: OK, gut, aber ich will es wieder zurückhaben. Und ich brauche Senf.
C: B sagt OK, aber will es wieder zurückhaben. Und er brauche Senf.
A: Er hat selber eine Tube neben sich.
C: A sagt, du hast selber eine Tube neben dir.
B: Die ist leer.
C: B sagt, die sei leer.
…
…
Die Frage ist doch nun, ob man diese bescheuerte Methode, mit despotischen, diktatorischen, gemeinen, fiesen und undemokratischen Regimen umzugehen, nicht auf alle anwenden kann. Wenn man «nicht» mit den Taliban redet, könnte man auch «nicht» mit Putin reden, könnte man «nicht» mit der Hamas und «nicht» mit den Huthis reden.
Man könnte nun aber das geniale A-B-C-System vielleicht auch auf die Innenpolitik anwenden. Nach einer Landtagswahl ist es ja normalerweise so, dass der Wahlsieger allen anderen Parteien Gespräche anbietet. Wenn dann keine Koalitionen zustande kommen, dann kommt Nummer zwei dran, und redet nun wieder mit allen.
Nun redet aber niemand mit der AfD und die CDU redet nicht mit der Linken (zumindest über mögliche Bündnisse…) Dabei wäre eine Koalition zwischen CDU und AfD ja gar nicht so undenkbar, wenn die AfD sich von den radikalen Teilen trennen würde und heilig, hochheilig, dreimalheilig verspricht, dass Höcker kein Minister- und erst recht kein Ministerpräsidenten-Amt bekommt. Ein Modell wie in den Niederlanden: Wilders-Partei ohne Wilders. In Sachsen übrigens waren die beiden Kandidaten in den Diskussionen ja gar nicht so weit voneinander entfernt. Und im Asylrecht kann inzwischen sogar ein Grüner «mehr abschieben» sagen, ohne dass sich jemand beschwert. OK, ich lehne mich jetzt weit aus dem Fenster, aber eine Koalition CDU-BSW ist ja genauso abwegig wie alles andere, total absurd.
Um der AfD nun die Formel «Nazis raus und Höcke weg» schmackhaft zu machen, müsste man aber…
Man müsste…
Man müsste…
Ja, man müsste reden. Und das tun man ja nicht. Also unser A-B-C-Modell. Umständlich, aber irgendwie geht es. CDU redet mit einem Unterhändler, der dann mit den Rechten, der wieder mit der CDU usw. Genauso könnte auch die SPD mit allen reden, usw.
Komm, lass uns miteinander reden
Wir können lernen dabei
Vielleicht entdecke ich an dir und du an mir
Manche längst verblassten Farben neu
Und um Farben wird es ja gehen. Schade, dass die Gelben (und einmal auch die Grünen) nicht mehr dabei sind. Denn in dem Schwarz – Lila – Blau – Hellrot – Dunkelrot, dabei verliert man ja den Überblick.
Ich biete mich übrigens als Unterhändler an. Denn – wer mich kennt, kann sich das gut vorstellen – in besagtem Spiel war ich immer C.
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