Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal an einer Stadtrundfahrt teilnehmen werde, bei der zweimal ausgestiegen wurde, um Fussballstadien anzuschauen. Aber tatsächlich war das so: In Buenos Aires schauten wir (von aussen) auf das Stadion River Plate und auf das Stadion La Boca – und meine Jungs deckten sich in den Fanshops mit den entsprechenden T-Shirts ein. Ich hätte nie gedacht, dass das passiert, aber es geschah.
Denn Fussball ist wichtig in Brasilien, Uruguay und Argentinien.
Ich bin ja kein grosser Fussballfan, ich denke, das hat sich schon herumgesprochen. An der Zahl der Posts, in denen «Fussball» vorkommt, ist das nicht abzulesen, das sind nämlich erstaunlich viele, aber dennoch: Fussball interessiert mich nicht besonders. Natürlich freue ich mich aus Lokalpatriotismus, wenn der FCB Tore schiesst, und ich freue mich aus Heimatpatriotismus, wenn Stuttgart in der Ersten Bundesliga bleibt, aber wirklich, ganz wirklich habe ich nie verstanden, warum 20 Männer (oder Frauen) hinter einem Ball herrennen, wo doch jeder (oder jede) einen haben könnte.
Dass aber Fussball wichtig ist in Brasilien, Uruguay und Argentinien, das war mir dennoch sicher klar.
Die Brasilianer haben mich mit ihrer Ballakrobatik immer fasziniert, aber vielleicht eben weil sie so un-fussballerisch spielen, so ballettös, so – jetzt sind wir mal ganz unwoke – schwul. Wie die mit dem Ball jonglieren, wie er vorne und hinten bei ihnen herunterrollt, wie das tanzt auf dem Fuss und wieder in die Luft fliegt, wie beim ganzen Jonglieren und Tanzen es völlig unerheblich scheint, ob man Tore schiesst, und wie man trotz (und wegen!) der Ballakrobatik dann doch ganze viele Goals erzielt, das hat etwas Wunderbares.
Ja, und Argentinien ist mir natürlich als Austragungsort im Gedächtnis.
Immerhin war da 1978 die WM, und die deutschen Jungs sangen – mit Udo Jürgens! – den Song «Buenos Dias, Argentina», und die wenigstens wagten leise, ganz leise, ganz piano zu sagen, dass man ja eigentlich eine Militärdiktatur nicht unterstützen sollte, ganz wenige flüsterten das (und kamen gegen den Song «Buenos Dias» nicht an).
Ich wurde ganz stark an das erinnert, denn wir waren ja nicht nur an zwei Stadien, sondern auch auf der Plaza de Mayo, auf dem die Frauen schweigend ihre Schilder hochhielten, die Schilder mit den Bildern der Männer, den Ehegatten, Söhnen, Brüdern, Enkeln, schweigend, aber doch stumm schreiend: Wo sind sie? Auf dieser Plaza standen wir ja auch…
Und dann hiess es, dass Sport immer unpolitisch sei, und dass man deshalb eben fahren würde, Udo und die Elf und der Song hatten das ja schon klargemacht.
Dass dann nur zwei Jahre, nur 24 Monate später, dass nach nur 104 Wochen der Spruch nicht mehr galt und Olympia in Russland selbstverständlich boykottiert wurde, das gehört zu den sehr ironischen Sachen.
Aber ich bin völlig abgeschweift, wir waren ja in Buenos Aires, wir waren im Stadion der Reichen, im River Plate und im Stadion der Armen, in La Boca.
Ich bin ja generell kein Fussballfan – ich erwähnte es – und so musste ich mir am Morgen noch einmal die wichtigen Stars in Erinnerung rufen, um keine Fehler zu machen, und vor allem musste ich mein Wissen kontrollieren:
Neymar
Messi
Maradona
Pelé
Zum Glück habe ich alle die Herren noch einmal auf Wikipedia nachgeschlagen.
Neymar ist Brasilianer, also ganz pfui, ganz out, ganz böse und wird auf einer argentinischen Tour verschwiegen, bitte schön.
Messi ist Argentinier und wäre Präsident, wenn er kandidieren würde. Von tausenden Wänden prangt sein Bild und alle beten ihn an.
Maradona steht kurz vor seiner Seligsprechung, wenn nicht sogar Heiligsprechung, man versucht das durchzusetzen, solange ein Argentinier (!) Papst ist.
Pelé wiederum war Brasilianer, also ganz pfui, ganz out, ganz böse und wird auf einer argentinischen Tour verschwiegen, bitte schön.
Man kann das sich so merken: Die mit «m» sind die Guten.
Mir blieb also der grosse Fettnapf erspart.
Ich bin ja kein riesiger Fussballfan, ich denke, das hat sich herumgesprochen.
Natürlich freue ich mich aus Lokalpatriotismus, wenn der FCB Tore schiesst, ich freue mich aus Heimatpatriotismus, wenn Stuttgart in der Ersten Liga bleibt, aber ich habe nie verstanden, warum 20 Männer (oder Frauen) hinter einem Ball herrennen.
Und ich hätte nie gedacht, dass ich einmal an einer Stadtrundfahrt teilnehmen werde, bei der zweimal Halt gemacht wurde, um Stadien anzuschauen. Aber tatsächlich war das so: In Buenos Aires schauten wir (von aussen) auf das Stadion River Plate und auf das Stadion La Boca – und meine Jungs deckten sich in den Fanshops mit bunten Shirts ein. Ich hätte nie gedacht, dass das passiert, aber es geschah.
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