Dienstag, 9. Mai 2023

Urs der Schweizer bei der Krönung


Und tatsächlich hat Urs noch einen Flug nach London gefunden.

Und das kam so: Er wurde Zeuge, wie ein Passagier (booked on BA Flight 34536345 to Heathrow) im Flughafen Kloten zusammenbrach. Rupert Smith (eben dieser Mann booked on BA Flight 34536345 to Heathrow) ist 96 und es war sein grösster Wunsch, die Krönung des Nachfolgers von Lizzie zu erleben. Ja, und dort in London wollte der Mann (booked on BA Flight 34536345) die Stimme erheben und wie weiland Simeon singen:

Nunc dimittis servum tuum Domine,
secundum verbum tuum in pace:
quia viderunt oculi mei salutare tuum,
quod parasti ante faciem omnium populorum:
lumen ad revelationem gentium,
et gloriam plebis tuae Israel.

oder vielleicht in Englisch:

Now thou dost dismiss thy servant, O Lord, according to thy word in peace;
Because my eyes have seen thy salvation,
Which thou hast prepared before the face of all peoples:
A light to the revelation of the Gentiles, and the glory of thy people Israel.

Was nicht geplant war, war, dass Rupert Smith, der Passagier, der auf BA 34536345 gebucht hatte, in Kloten zusammenklappt – bevor (!) er den Heiland sah, ganz antisimeonisch. Jedenfalls gab seine Nichte das Ticket an Urs, und es klappte auch mit der Umbuchung.
Urs war auf dem Weg zur Krönung.

Wie kam Urs zurück?
Als glühender Monarchist.

Nicht, dass er irgendetwas von den Zeremonien gesehen hätte.
Die Westminster Abbey war ja hermetisch abgeschlossen, und die wirkliche Krönung, das Segnen und Aufsetzen der Krone, das Versprechen und Beten und Singen und Jubeln hätte er daheim viel besser verfolgen können, weil SRF1 die wirkliche Krönung, das Segnen und Aufsetzen der Krone, das Versprechen und Beten und Singen und Jubeln live übertrug und kommentierte.

Aber Urs sah auch keinen Umzug und keine Kutsche.
Denn um eine Platz vorne an den Abschrankungen zu bekommen, hätte man viel, viel, viel, viel, viel früher kommen müssen. Genauso sagte das ihm ein Brite bei einem Glas Stout in der Kneipe: «…much, much, much, much, much earlier…» Es gab Leute, die seit April (also seit dem Sonntag davor, dem 30. 4.) an den Abschrankungen «wohnten». Sie hatten eine Woche frei genommen, waren von Birmingham oder Manchester an die Themse gereist und hatten an den Zäunen Lager mit Schlafsäcken eingerichtet. Am besten zu viert, so konnten je zwei losziehen und sich die Beine vertreten und Essen und Bier (important!) holen, und die anderen beiden konnten den Platz verteidigen…
Nein, um wirklich die Kutsche zu sehen, und vielleicht sogar einen Blick von Charles oder Camilla aufzufangen, da hätte man nicht erst am Freitag einen Flug (BA Flight 34536345) nehmen müssen, das hätte viel verlangt.

Aber Urs bekam die Freude mit, den Taumel, den Rausch, die Begeisterung, er erlebte eine Ekstase, die ihm in der Eidgenossenschaft völlig unmöglich schien. Für ein, zwei, drei Tage war alles vergessen, was die Briten beängstigen könnte. Wichtig war nur der neue Monarch:
Der nicht überstandene Brexit?
We have a King!
Die immer noch astronomisch hohe Arbeitslosigkeit?
We have a King!
Die genauso astronomisch hohe Inflation?
We have a King!
Ein Gesundheitssystem, das durch die kostenlose Behandlung vieler zwar überaus sozial, aber kurz vor dem Kollaps steht?
We have a King!
By the way: Eine Gesellschaftsstruktur, die durch die überbordenden Sozialleistungen eigentlich nicht klappen kann?
We have a King!

Und so trieb Urs bis Montag im royalen Taumel und rief, als er in Kloten in der Gepäckhalle stand, aus:

Herr, nun lässest du deinen Diener im Friede fahren,
wie du gesagt hast.
Denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen,
welchen du bereitet hast für allen Völkern,
ein Licht zu erleuchten die Heiden,
und zum Preis deines Volks Israel.

Und Urs wird in der Schweiz für die Wiedereinführung der Monarchie kämpfen – halt das ist Quatsch, für die EINführung, denn es gab noch nie eine.
Und wen soll man krönen?
Das ist ihm klar:
Urs der Erste steht bereit.



 

 

 

 

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