Freitag, 19. Mai 2023

Namen verwechseln?

Sicher kennen Sie Dialoge wie diesen:

«Hast du mitbekommen, dass der Schäublin aus Human Resources schwul ist?»
«Der Urs Schäublin?»
«Ja, genau der.»
«Schäublin mit ä und u?»
«Genau.»
«Der ist nicht schwul, ich hätte kein Problem damit und du – hoffentlich! – auch nicht, aber der Urs Schäublin mit ä und u aus der HR ist nicht schwul.»
«Aber, ich bin neulich durch Binningen gefahren und der kommt mit einem Mann aus dem Haus und die verabschieden sich mit Kuss. Mit Zungenkuss, nicht mit Bruderkuss.»
«Schäublin wohnt aber nicht in Binningen, der wohnt in Muttenz. Mit seiner Freundin.»
«Aber…»
«Aber…»



Sie ahnen es längst: Es gibt in der Abteilung Human Resources, obgleich sie nur 40 Nasen zählt, zwei Urs Schäublins.
Fiktion? Natürlich. Aber möglich? Durchaus.

In einer Basler Primarschule haben Sie Probleme, wenn Sie die Schulleiterin sprechen wollen und nur den Nachnamen wissen. Beide heissen gleich, und obwohl es vom Namen vier Schreibweisen gibt, werden Sie auch gleich geschrieben. Allerdings unterscheidet sich ihr Vorname…

Es gab im Raum Basel zwei Kirchenmusiker gleichen Vor- und gleichen Nachnamens, allerdings einen katholischen und einen evangelischen. Der eine nahm dann noch den einen anderen familiären Namen als Doppelnamen-Teil dazu, weil die beiden mehrere Stunden pro Woche damit beschäftigt waren, falsch angekommene Post, Mails und Anrufe auszutauschen.

Besondere Schwierigkeiten scheinen ja Briefträger zu haben. Wenn ein Horst Schmid im Haus 34 und ein Horst Schmid im Haus 36 wohnt, dann ist es immer so, dass die Hälfte der Post falsch landet, obwohl die Adresse ja different ist, das Gleiche passiert bei einem Horst und einem Hans Schmid im gleichen Haus. In Stuttgart sahen wir einmal das folgende Schild:

LIEBE POST! WENN NOCH EINMAL DIE POST FÜR CLAUDIA MEIER AUS HAUS 2 IN UNSEREM BRIEFKASTEN LANDET, DANN WERDEN WIR UNSEREN RECHTSANWALT EINSCHALTEN. UNSERE GEDULD IST AM ENDE.
ROBERT UND CLAUDIA MEIER (HAUS 8)

Da musste sehr viel Genervtsein vorausgegangen sein.

Interessant ist es aber auch, wie oft man angesichts solcher Namensgleichheit an einander vorbeiredet, wenn nur der Nachname und die Profession gleich ist.

So lese ich zum Beispiel, dass sowohl das Kunstmuseum Basel als auch die Fondation Beyeler Videos in Anderson-Ästhetik veröffentlicht haben. Ich habe dann grosse Schwierigkeiten, mir das vorzustellen. Ist das nicht ein wenig Anti-Werbung? Der Film Eine Taube sitzt ist auf einem Zweig und denkt über das Leben nach beginnt in einem Museum, in einem Naturkundemuseum, in dem alles altbacken und verstaubt ist, der Teppich, die Wände, die Glaskästen mit ausgestopften Tieren. Ein gelangweiltes Paar schlendert dort durch den Raum. Das soll Werbung sein? Ich brauche eine Weile, bis ich kapiere, dass hier WES AnderSon (Grand Budapest Hotel) und nicht der skurrile Schwede ROY AnderSSon gemeint ist.

Wenn – um ein weiteres Beispiel zu nennen – vom Schriftsteller Walser die Rede ist, kann es auch zu Verwechslungen kommen. Wobei es eigentlich klar sein müsste: Robert Walser war ein Genie und Martin Walser war es nicht, Robert hat geniale Bücher verfasst und Martin hat es nicht, aber das ist vielleicht eine andere Geschichte.

Die einfachste Sache wäre nun doch, das weltweit zu vereinheitlichen.
Erschrecken Sie nun nicht: Wir haben meterlange IBAN und kilometerlange IP-Adressen, aber eigentlich würden 7 Zeichen genügen, um jeden Menschen zu erfassen. (26 Buchstaben, 9 Ziffern, 4 Operationszeichen gibt 40 Zeichen, hoch 7 sind das über 100 Milliarden).
Also:
In Zukunft werden Dialoge so beginnen:
«Hallo, 98uz //4»
«Hallo, hg44 7-k»
«Hast du mitbekommen, dass gf7+ z*u aus der HR schwul ist?»
«Natürlich, der ist doch mit t**6 if5 aus dem Marketing zusammen»

Schöne neue Welt.
Aber nun die Bitte: Dann nicht mehr handschriftlich schreiben, nur noch per PC oder App.

Sonst kommt es vielleicht bei il/l i/l und bei //li l/i und bei ii// l/l doch zu Verwechslungen…

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