Freitag, 17. Februar 2023

Die Firma ORKO und die Baustellen

Am Huttenplatz und am Zwinglikreisel und in der Calvinstrasse und in Oekolampadallee sind wieder grosse Baustellen.
Am Huttenplatz wird ein Kiosk um 5 Meter versetzt, am Zwinglikreisel werden 20 Meter Tramschienen verlegt, in der Calvinstrasse gräbt die Telefongesellschaft und in der Oekolampadallee ist der Strassenbelag auf 50 Quadratmetern zu erneuern. Klar, dass es pro Baustelle ca. 10 grosse Geräte, ca. 20 Arbeiterinnen und Arbeiter und mindestens 7 Arbeitstage braucht.
Und natürlich braucht es am Huttenplatz und am Zwinglikreisel und in der Calvinstrasse und in Oekolampadallee viele, viele, viele, viele, viele Sicherheitsleute. Diese müssen verhindern, dass das Tram in die nicht verlegten Schienen fährt, dass Menschen von einem herabstürzenden Kiosk erschlagen werden, dass Leute in den frisch verschmierten Teer rennen, dass Hunde in die Kabelgrube stürzen. Natürlich sind solche Kioskerschlagungen, solche Schienenunglücke, solche Teerberennungen und solche Hundefälle selten, aber man weiss ja nie.

Und hier kommt ORKO® ins Spiel.
Die Firma ORKO® bietet Security auf höchstem Niveau. Sie verhindert, dass die Strassenbahn in die nicht verlegten Schienen fährt, dass Menschen von herabstürzenden Kiosken erschlagen werden, dass Leute in den Teer rasen, dass Katzen und Hunde und Kühe in die Kabelgrube stürzen.
Wenn nun also ein ORKO®-Mitarbeiter oder eine ORKO®-Mitarbeiterin (wir nennen ihn oder sie ab jetzt als nettes Wortspiel ORK), wenn nun ein oder eine ORK sieht, dass eine kleine Möglichkeit der Gefährdung bestünde, wird der oder die ORK aktiv, sehr aktiv, äusserst aktiv.

Nun muss man, um als ORK zu arbeiten, alle Menschen der Stadt für komplette Idioten halten. Denn normale Tramführer fahren nicht in Schienen, die nicht verlegt sind, normale Menschen halten sich nicht unter Kioskhäuschen auf, die in der Luft schweben, normale Leute rennen nicht in frischen Teer und halten ihre Hunde an der Leine, wenn eine Grube droht. Aber den ORKs hat man eingeschärft, dass alle Bewohner der Stadt Vollidioten und Geisteskranke sind, und so verhalten sich die ORKs auch.
Und nun greift ein Paradoxon: Wer sich stets so verhält, als ob sein oder ihr Gegenüber ein Totalschwachsinniger ist, wirkt selber wie einer oder wie eine.

Beispiele? Wenn ich mit der Schere zugange bin und Sie hüpfen die ganze Zeit mit einem Verbandskasten um mich herum, dann wird man Sie mit komischen Augen ansehen und nicht mich. Wenn Sie Ihr Gegenüber ständig zwingen, in die Luft zu sehen, weil ja eine Taube oder eine Drohne lauern könnte, dann holt man wegen IHNEN die Ambulanz und nicht wegen der anderen.

Um nun auf die ORKs zurückzukommen:
Da wird nun eine Fläche geteert und man sollte verhindern, dass jemand reinrennt. Und weil der Mensch ein Gewohnheitstier ist, macht man das vielleicht auch schon vorher – und hinterher, weil Teer ja 3 Tage braucht um zu trocknen. Klarer gesagt: Am Mittwoch wird geteert, das heisst, die ganze Woche werden Passantinnen und Passanten um die Stelle umgeleitet. Das stösst natürlich auf Unverständnis, und so versuchen am Montag etliche, rechts am Pfosten und nicht, wie die ORKs es wollen, links am Pfosten vorbeizulaufen. Genauso am Dienstag und genauso am Donnerstag und Freitag. Die ORKs – und das ist hier das Besondere – reden aber nicht mit den Leuten, sondern stupfen sie nur an und stossen Laute wie «Hrmpf», «Grmmk» und «Trsgb» aus. Dies führt zu diversen sehr grotesken, manchmal lustigen und manchmal sehr nervigen Szenen.

Wer sich stets so verhält, als ob sein oder ihr Gegenüber ein Totalschwachsinniger ist, wirkt selber wie einer oder wie eine.

Da ist ein Arbeiter an den Schienen und er muss aufhören, wenn ein Tram kommt. Normalerweise könnte man ja davon ausgehen, dass sowohl der Arbeiter als auch die Person, die das Tram chauffiert, Augen im Kopf haben.
Die ORKs gehen nicht davon aus. Ein(e) ORK pustet wie wild in eine Art Tröte, ein Stierhorn oder ein Schofar, während ein(e) andere(r) ORK den Arbeiter von den Schienen drängt. Zwei weitere ORKs wedeln währenddessen mit roten Fahnen, damit das Tram nicht weiterfährt. Wenn Sie eine solche Szene beobachten, zweifeln sie an der Menschheit.

Nun könnte man natürlich denken, dass die Firma ORKO® eine Art karitativer Einrichtung ist, die sich um Menschen bemüht, die auf dem ersten Arbeitsmarkt keine Chance haben. So eine Art «Geschützte Werkstatt». Ein Besuch auf www.orko.ch lehrt aber das Gegenteil: ORKO® legt Wert darauf, voll ausgebildete, fähige und topmotivierte Kräfte zu haben…

Am Huttenplatz und am Zwinglikreisel und in der Calvinstrasse und in Oekolampadallee sind wieder grosse Baustellen.
Am Huttenplatz wird ein Kiosk um 5 Meter versetzt, am Zwinglikreisel werden 20 Meter Tramschienen verlegt, in der Calvinstrasse gräbt die Telefongesellschaft und in der Oekolampadallee ist der Strassenbelag auf 50 Quadratmetern zu erneuern. Klar, dass es pro Baustelle ca. 10 grosse Geräte, ca. 20 Arbeiterinnen und Arbeiter und mindestens 7 Arbeitstage braucht.

Und natürlich Hunderte von ORKs.

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