Dienstag, 30. August 2022

Alois und Mildred

Ich habe die beiden Personen im letzten Post Paul und Rina genannt.

«Du benutzt immer die gleichen Namen in deinen Posts.»
Das wirft mir ein Kumpel vor die Füsse, als wir über das Personal in meinen Texten reden. «Das stimmt überhaupt nicht», werfe ich zurück, und so werfen wir eine Zeit lang hin und her, bis wir auf die Idee kommen, via mein Dashboard und dessen Suchfunktion eine Kontrolle zu machen.
Und siehe da: So Unrecht hat mein Kumpel nicht. Karl, nur so als Beispiel, kommt x-mal vor, das liegt nun aber auch an diesem unsäglichen Lauterbach, ohne Corona und die Folgen hätte ich den Namen Karl wahrscheinlich nie verwendet. Aber bei anderen Namen ist es merkwürdig, komischerweise kommt Paul relativ häufig vor, Peter aber viel weniger. Dabei müssten doch Peter und Paul, die auf eine heilige Weise zusammengehören, die sogar einen Feiertag zusammen haben, paritätisch verteilt sein…
«Gut», sage ich zu meinem Kumpel, «gut, im nächsten Post brauche ich eine Frau und einen Mann, und wenn ich mich recht entsinne, habe ich Alfred und Mia noch nie benutzt.» Die Suchfunktion belehrt uns eines Besseren. Alfred kam 4x und Mia erstaunliche 14x dran. «Gut», so ich, «testen wir doch ähnliche Namen, also Al- und Mi-.»

Das Ergebnis sieht folgendermassen aus:

Alfred 4
Albrecht 3
Alfons 1
Alois 0

Mia 14
Milena 1
Michaela 2
Mildred 0

Das Paar wird also Alois und Mildred heissen.

Aber schon eine halbe Stunde später kommen mir Bedenken. Namen sind ja immer sprechend, Namen haben immer einen Touch, einen Geschmack, und es ist entscheidend, wie man die Figuren in einer Geschichte benennt. Könnten Sie sich vorstellen, dass ein weicher, femininer, schwuler (!) Hans Hansen der Fan von einem blonden, starken, blauäugigen Tonio Kröger ist? Sicher nicht. Es ist bei Mann natürlich auch umgekehrt. Büchner hat eine Weile umgestellt, bis die Geliebte Wozzecks Marie und die Nachbarin Margret hiess, zuerst war es umgekehrt. Der Name einer Figur ist also wichtig.
Nun aber: Alois und Mildred?
Es ist noch kein Wort geschrieben, aber schon geben wir dem Paar irgendwie keine Chance…

Alois, das klingt nach Tanzboden und Schuhplattler, nach Krachlederner und Seppelhut, das stinkt ein wenig nach Kuhstall, auf jeden Fall und ganz sicher süddeutsch (oder österreichisch). Mildred, das klingt norddeutsch, bebrillt und ein wenig verschnupft. Alois isst sicher zu viel und spricht auch dem Alkohol und der Pfeife zu, während Mildred zu ihren veganen Menüs eher Wasser – oder sogar Kamillentee – trinkt. Alois ist Bauer, oder Polizist oder Briefträger, Mildred Lehrerin, für Handarbeit und Französisch.
usw.
usw.

Hinzu kommt ja, dass wir bei allen Namen Bezugspunkte haben. Die können sehr persönlich sein, wenn sie sich gerade mit vielen Tränen und viel Streit von einem Horst oder einer Brigitta getrennt haben, werden Sie keinen Text lesen wollen, in dem ein Horst oder eine Brigitta eine wichtige Rolle spielt, die Hauptfigur wird Ihnen von vornherein unsympathisch sein.
Kann man von einem Oskar lesen, ohne dass man im Hintergrund eine kleine Trommel rattern und klingen hört?
Kann man von einer Lucrezia lesen, ohne dass ein goldgeschmücktes Bett mit einer Giftphiole daneben vor dem geistigen Auge auftaucht?
Kann man von einer Emilia lesen, ohne dass man Appiani und Marinelli mitliest?

Und so haben Alois und Mildred nun auch Leute im Schlepptau, für mich als Kind der 60er, das mit Preussler aufwuchs natürlich den Alois Dimpfelmoser, den etwas unterbelichteten Wachtmeister aus der Hotzenplotz-Trilogie, und Mildred Scheel, die Frau des «singenden Bundespräsidenten», die die Deutsche Krebshilfe gegründet hat.

Nein, Alois und Mildred sind keine gute Idee.

Vielleicht muss ich mehr das machen, was ich auch immer wieder schon praktiziert habe: Namen einfach erfinden, wenn Karl schon 30x vorkam, warum dann keinen Kral, Klar oder Lark?, Wenn Anne schon 40x erschien, warum dann keine Enna, Nena oder Nane? Und wenn ich bei Plorg oder Mula rote Linien bekomme, damit kann ich leben…

«Du benutzt immer die gleichen Namen in deinen Posts.»
Das wirft mir ein Kumpel vor die Füsse, als wir über das Personal in meinen Texten reden.

Gut, wir werden das ändern.

Haben Sie einen hübschen Vornamen?



 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  

 

 

 

 

 

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