Freitag, 14. Januar 2022

Post 999: Bitte heute nicht auf dem Kopf lesen

Post 999

Liebe Leserin, lieber Leser

Wie lesen Sie eigentlich meine Posts? Das ist doch eine Frage, die mich seit langer Zeit bewegt. Es gibt da ja viele Möglichkeiten, und ich habe Ihnen da immer die volle Freiheit gelassen, ganz wie Italo Calvino, der am Beginn seines unglaublichen Buches Wenn ein Reisender in einer Winternacht schreibt:

Such dir die bequemste Stellung, sitzend, langgestreckt oder liegend. Auf dem Rücken, auf der Seite, auf dem Bauch. Im Sessel, auf dem Sofa, auf dem Schaukelstuhl, auf dem Liegestuhl, auf dem Puff. In der Hängematte, wenn du eine hast. Natürlich auf dem Bett oder im Bett. Du kannst auch Kopfstand machen, in Yogahaltung. Dann selbstverständlich mit umgedrehtem Buch.

Bei einem Posts ist es nun ein wenig anders, die Möglichkeiten sind da nicht ganz so mannigfaltig. Zum Beispiel könnte man – obwohl Calvino das nicht erwähnt – auch in der Badewanne ein Buch lesen, bei elektronischer Lektüre verbietet sich das wohl. Übrigens – das haben Sie hoffentlich richtig gelesen – schreibt er «auf dem Puff» und nicht «im Puff», gemeint ist natürlich ein Pouf, ein grosses Sitzkissen.

Wie also lesen Sie meine Posts? Auf dem Tablet? Auf dem Handy? Auf dem Computer? Daheim? Im Zug? Im Auto? (Das doch hoffentlich nicht…) Rauchen Sie dabei? Trinken Sie dabei? Essen Sie dabei? In dem Fall sollten Sie aufpassen, dass keine Sauce oder Konfitüre auf die Tastatur tropft.

Ach so, Sie wollen wissen, wie ich meine Posts schreibe? Da gibt es eigentlich nur drei Möglichkeiten: An meinem heimischen Schreibtisch im Homedress (Trainingshose und Hoodie), im Zug oder im Aufgaben-machen-Raum unserer Schule (im Arbeits-Outfit, casual).

Einmal habe ich als Experiment einen Post nackt geschrieben, da sass ich auf meinem Bett im Hotel in Kiel. Es ging darum, ob Sie herausfinden, welcher Post im Juli 2014 nackt entstanden sei, das heisst, ob das Nacktschreiben einen Einfluss auf den Text hat. Hat es übrigens nicht. Sie konnten den Post nicht herausfinden. (Es war der vom 24. Juli 2014 mit dem Titel «Bin ich unsichtbar?».)

Wenn Sie nun meinen Blog sonst auf dem Kopf lesen, dann sollten Sie das heute nicht tun.
Es gibt zwei Möglichkeiten des Auf-dem-Kopf-Lesens, die eine beschreibt Calvino in obigem Ausschnitt, das ist die Yogastellung mit umgedrehten Buch.
Die andere ist die Arte und Weise, dass man ein Buch vor sich auf dem Tisch hat und dieses von der anderen Seite aus liest. Finden Sie komisch? Nun, dann sind Sie kein Leseförderer, keine Leseförderin, sind Sie keine DAZ-Lehrkraft (Deutsch als Zweitsprache), sind Sie keine Nachhilfelehrerin, kein Nachhilfelehrer, sind Sie kein Heilpädagoge und keine Heilpädagogin. Denn bei diesen Berufen, bei diesen Arbeitsfeldern, bei Leseförderern und Leseförderinnen, bei DAZ-Lehrkräften, denn bei Nachhilfelehrerinnen und Nachhilfelehrern, bei Heilpädagogen und Heilpädagoginnen gibt es eine Déformation professionnelle, sie alle haben so oft mit einer Schülerin oder einem Schüler vor sich gelesen, dass sie gar nicht mehr in der Lage sind, ein Buch normal zu lesen. Ja, auch wenn sie daheim lesen, legen sie das Buch verkehrt herum vor sich.

Sowohl an die Yogalehrerinnen und Yogalehrer als auch an die Leseförderer, Leseförderinnen, DAZ-Lehrkräfte, Nachhilfelehrerinnen, Nachhilfelehrer, Heilpädagogen und Heilpädagoginnen geht nun die Warnung:
Heute nicht auf dem Kopf!
Denn was erscheint, wenn Sie die Überschrift auf dem Kopf lesen?

666

Die Zahl des Tieres. Die Zahl des Antichrist. Die Zahl, ohne die – so schreibt die Johannesapokalypse in ihrem 13. Kapitel – niemand mehr auskommen wird:

(16) Und es bringt alle dahin, die Kleinen und die Grossen, und die Reichen und die Armen, und die Freien und die Knechte, dass sie ein Malzeichen annehmen an ihre rechte Hand oder an ihre Stirn;
(17) und dass niemand kaufen oder verkaufen kann, als nur der, welcher das Malzeichen hat, den Namen des Tieres oder die Zahl seines Namens. Hier ist die Weisheit.

Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie weit der Apokalypter der heutigen Situation nahekommt, und das vor 2000 Jahren. Denn technisch – und ich sage nur technisch – kann man heute schon jedem Menschen auf der Welt einen Chip mit einer Zahl implantieren, der ihn zu Dingen befähigt – oder sie verhindert.
Wie lesen Sie meinen Post? Im Liegen im Stehen? In der Küche? Im Bus? Ganz egal, wie, einfach heute nicht auf dem Kopf.

P.S. Ich habe nachgesehen, wann mein 666. Post war. (Er ist thematisch völlig unbedenklich und hiess "Was trägt man zu Wohnungsübergaben? Grüsst man in der Dusche? Wo sind die Chats?"). Er war am 14.8.2018. Das ergibt in der Quersumme 24 also 4x die 6. Und die Zahl des Tieres ist 3x die 6. Das sollte einem doch zu denken geben.





























 

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