Dienstag, 2. Februar 2021

Warum haben wir 2020 nicht gestrichen?

Seit ein paar Wochen sind wir nun im 2021, und das, was man am meisten jetzt gerade hört, ist der Satz, dass das Neue Jahr nur besser werden kann als das alte…

Was ich nicht verstehe, ist, warum man das Jahr 2020 nicht einfach ausgelassen hat, also ich meine wiederholt, oder besser gesagt jetzt ein 2020/2.0 macht. Das letzte Jahr hätte dann einfach nicht stattgefunden, es wäre eine Fiktion, es wäre das Ergebnis einer Verschwörungstheorie.

Unmöglich?
Nun, es gibt ja immer wieder Historiker, die behaupten, dass die Äbte und Mönche des Mittelalters, dass die Jungs in St. Gallen und St. Goar, dass die Benediktiner und Barfüsser einfach mal ein Jahr gestrichen oder hinzugefügt haben. Wäre theoretisch möglich, viel Quellen hat man ja nicht und die die Äbte und Mönche, Prioren und Novizen, die Jungs in St. Gallen und St. Goar, St. Cluny und St. Pölten, die Benediktiner und Barfüsser, Zisterzienser und Kapuziner waren einfach die einzigen, die schreiben konnten. Klammer auf: Es gibt sogar einen Publizisten – wenn man einen so schrägen Typen überhaupt noch als Publizisten bezeichnen kann – namens Illig, der die Jahre zwischen 614 nach Christus und 911 nach Christus, also die Spanne zwischen DCIV a. D. und CMXI a. D. komplett erfunden sind. Die «Theorie vom erfundenen Mittelalter» auch «Phantomzeit-Theorie» ist eine der Verschwörungstheorien, die richtig Spass macht.
Nun, 300 Jahre zu erfinden ist viel, aber ein Jährchen? Kann es nicht sein, dass es das Jahr 756 nach Christus, sprich anno Domini DCCLVI zweimal gab, einmal als Mistjahr mit Krankheit und Missernte und Plagen und Sorgen und dann noch einmal ohne das alles und die Mönche konnten dann schreiben: 755 haben wir um Glück gebetet und das nächste Jahr wurde gut…

Im 20. Jahrhundert – gemäss Illig natürlich erst das 17. Jahrhundert, aber lassen wir das – wäre das Wegstreichen ganzer 365 Tage sicher sehr, sehr, sehr schwierig gewesen. Aber nun, im einundzwanzigsten – gemäss Illig das achtzehnte – wäre das ganz einfach. Bei alle der Vernetzung, der Verschaltung, bei all dem Net und www und bei all dem Funk und all den Wellen und Strömen, bei der Monopolisierung bei einigen Hübschen im Silikon Valley, wäre es doch ein Klacks gewesen, vom 31.12.2020, 23.59 Uhr auf den 1.1.2020, 0.00 Uhr umzustellen.

Natürlich wäre man verdutzt gewesen.
Sehr verdutzt.
Der Laie hätte gestaunt und der Fachmann hätte sich gewundert.
Zunächst hätte natürlich jeder gedacht, dass sein Laptop (zum Beispiel) ein Problem mit der Zeit hätte, aber wenn auch das Handy… und die Funkuhr… und das Tablet… Und dann hätte man das Radio angemacht oder den Fernseher und hätte gehört: «Es ist der 1. Januar 2020 – Sie hören (sehen) die Nachrichten. Und irgendwann hätte man es geglaubt.

Und was hätte man mit den Erinnerungen gemacht?
Ich bitte Sie: Erinnerungen an was? An die zwei Tage Kurzferien zwischen zwei Lockdowns? Die drei Verwandtenbesuche? Die eine kleine Sommerparty?
Es ist ja so wenig passiert, dass man ja eh das Gefühl hat, das Jahr habe nicht stattgefunden.

Bei allen kulturellen Dingen läuft es anders. Da auch dort der Kalender zurückgestellt wird, kann nun alles genau zu dem Zeitpunkt stattfinden, der auf den Plakaten steht:

GOYA – DAS GRAFISCHE WERK
20. März bis 14. Juni 2020 / Kunstmuseum Brugg

LUDWIG VAN BEETHOVEN: SINFONIE NR. 8 / VIOLINKONZERT
Ludwig Monn, Violine / Orchester der Stadt Helzberg / Leitung: Dietmar Mumm
15. Mai 2020 / 20.00 / Stadthalle Helzberg

Das ist doch wunderbar. Das ist doch schön.
Man wird sich zwar wundern, warum einem die Plakate so bekannt vorkommen, warum man das Gefühl hat, die hingen da schon Ewigkeiten, die hingen da schon über ein Jahr, aber das ist ja manchmal so komisch mit der Zeit…

Seit ein paar Wochen sind wir nun im 2021, und das was man am meisten jetzt gerade hört, ist der Satz, dass das Neue Jahr nur besser werden kann als das alte…
Was ich nicht verstehe, ist, warum man das Jahr 2020 nicht einfach ausgelassen hat, also ich meine wiederholt, oder besser gesagt jetzt ein 2020/2.0 macht. Das letzte Jahr hätte dann einfach nicht stattgefunden, es wäre eine Fiktion, es wäre das Ergebnis einer Verschwörungstheorie.

Technisch wäre es möglich gewesen.









 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen