Dienstag, 29. September 2020

Schonagonnen 2: Menschen, die mir auf den Keks gehen

 Ich habe das schöne Wort eingedeutscht: schonagonnen:
(schonagonnen = eine Liste mit Dingen aufschreiben, Kopfkissenbuch führen, kunstvoll notieren
Stammformen regelmässig: schonagonnen – ich schonagonne – ich schonagonnte – geschonagonnt
Einzige Ausnahme: Imperativ heisst Schonaginn!

Gut, dann wollen wir wieder einmal nach Herzenslust schonagonnen:

Menschen, die mir wirklich – aber wirklich richtig – auf den Geist gehen:

Menschen, die der Meinung sind, es sei wichtig, dass ihre Umgebung nicht nur ihren Part eines Gespräches mitbekommt, sondern selbstverständlich auch den anderen und die daher nicht nur in ihr Huawei oder Samsung brüllen, sondern dieses auch auf Lautsprecher stellen. Diese Menschen haben natürlich insofern recht, dass es komisch ist, wenn man z.B. mitbekommt, dass der Huawei-Brüller oder Samsung-Schreier einen Rhododendron will und nicht erfährt, ob die Gegenseite (Ehepartner? Gärtner?) Rosen oder eine Tanne möchte, aber sie vergessen völlig, dass ich an der Gartengeschichte überhaupt nicht interessiert bin.

Menschen, die es nicht schaffen, beim Aussteigen im Zug «aufzuschliessen». Da kein Mensch um die Ecke sehen kann, fängt natürlich die Kolonne, die vor dem Zug wartet, hineinzuströmen, weil sie glaubt, alle Personen seien ausgestiegen. Nun wird man von wütenden Typen fast umgerannt, geboxt, getreten und gebissen, die einem ein erbostes «Erst aussteigen lassen! Erst aussteigen lassen!» entgegenschleudern. Warum passiert ständig diese Lücke und warum ist es so schwer, direkt hinter dem Vordermann oder der Vorderfrau den Wagen zu verlassen? Das wissen die Götter.

Menschen, die bei mir Kenntnisse über Nischen-Wissenschaften und Seltenheits-Fächer voraussetzen und mich deshalb wegen meiner Unkenntnis in diesen Nischen-Wissenschaften und Seltenheits-Fächern wie einen Idioten dastehen lassen. Da sagt mir mein Gegenüber, er sei Dozent für Mebbologie und fügt dann noch mit dröhnendem Gelächter hinzu: «Aber wenn Sie meinen, ich sei ein Verfechter der Appersheim-These, gewiss nicht, da kennen Sie mich schlecht.» ich kenne ihn überhaupt nicht, aber auch nicht den Begriff Mebbologie, und ich habe keine Ahnung, welche These von einem Herrn Appersheim (oder gar IM Ort Appersheim?) formuliert wurde. Und weil aber mein Gesprächspartner davon ausgeht, dass ein Mensch mit Allgemeinbildung das weiss, stehe ich wie der letzte Trottel da.

Menschen, die es nicht schaffen, eine aufgehaltene Türe selbst in die Hand zu nehmen und dem nächsten zu übergeben. So wäre es nämlich gedacht, so, dass die Tür gar nicht mehr zugeht. Weil aber diese Leute (und es sind viele, mannigviele, es sind Kohorten und Legionen!) das nicht fertigbringen und einfach durchrennen, habe ich – der Türaufhalter, das haben Sie schon begriffen, oder? – nur zwei Optionen: 1.) Ich bleibe Stunde um Stunde stehen, wie der Portier vom Ritz und kann ja eventuell meine Hand aufhalten, vielleicht ergibt sich eine kleine Trinkgeldmenge… 2.) ich lasse die Tür irgendwann los und knalle sie dem nächsten einfach auf die Nase Beide Optionen sind nicht wirklich gut.

Menschen, die einen Sprachgebrauch bezüglich der Uhrzeit haben, den ich nicht verstehe und den ich nicht akzeptieren kann. Bei mir heisst «um Vier» 16.00, «zwischen Vier und Fünf» 16.00 bis 17.00 und «gegen Fünf» ca. 16.50 bis ca. 17.10. Bei diesen Leuten heisst «um Vier» 16.20, «zwischen Vier und Fünf» 16.59–17.30 und «gegen Fünf» 18.00. Es gibt den schönen Spruch Pünktlichkeit ist die Höflichkeit der Könige und der gilt für mich immer noch. Und weil ich eben immer noch Sicherheit einplane, weil ich eben, wenn man «um Vier» ausgemacht hat um 15.50 da bin, und ich dann auf den oder die, für die oder den «um Vier» 16.20 heisst, eine halbe Stunde warte, bis ich dann, wenn der oder die erscheint – nach seiner oder ihrer Meinung «um Vier», nach meiner Meinung ZU SPÄT – relativ sauer, nein, stocksauer, nein sauer in dem Ausmass des Augustus nach der Varusschlacht.

Menschen, die Verständnis von mir erwarten, und zwar Verständnisse für Dinge, die mich dann wieder wahnsinnig nerven. ich soll Verständnis aufbringen, dass die Haut meines Gegenübers hochempfindlich ist und weder Duschgel noch Deo verträgt. Das muss ich doch verstehen, oder? Nein tue nicht. Der andere stinkt. Basta. Ich müsste doch verstehen – so der Vater – dass die Kleine Angst allein in der Garderobe hat und er sie deshalb mit zu den Männern nimmt. Nein. Das Problem muss er lösen. Es gibt Spielregeln. Mädchen ab schulpflichtigem Alter besuchen die Damengarderobe. Und die junge Dame ist 11.

Ich hoffe für Sie, dass Sie nicht zu einer der Menschenkategorien gehören. Sonst hätten wir ein Problem.
Zur letzten gehören Sie sicher und logischerweise nicht:

Menschen, die meine Posts nicht lesen.

 

 

 

 

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