Dienstag, 13. Dezember 2022

Mag ich Schnee?

Endlich ist der Schnee da.

Sagen die einen. Wenn man am Morgen aus dem Fenster schaut, ist der Park gegenüber weiss, die papierfarbene Last lastet auf den Zweigen, wenn ein Vogel auffliegt, staubt es puderig und die ganze Welt ist irgendwie stiller, friedlicher, heimeliger. Es ist einfach schön.

Igitt, nun hat es doch geschneit.

Sagen die anderen. Der Matsch an den Schuhen, die Glätte, die Kälte, so stöhnen viele und spannen den Schirm auf, um sich vor den nassen Flocken zu schützen und wünschen sich ganz, ganz, ganz, ganz weit weg, nach Gran Canaria oder Teneriffa oder Fuerteventura, auf eine Baleare oder Kanare oder gleich in die Antillen…

Es gibt kaum ein Wetter oder ein Wetterphänomen, das so sehr polarisiert wie der Schnee.
Die meisten Menschen sind sich bei Sonnenschein und blauem Himmel einig, 90% der Leute werden das positiv bewerten, nicht umsonst haben wir Lieder wie Wochenend und Sonnenschein oder Let the Sun Shine in oder Die güldene Sonne (um hier mal ganz unterschiedliche Songs zu erwähnen).
Umgekehrt finden die meisten Menschen Regen blöd. Was ja interessant ist, denn ohne Regen würden wir ja alle verhungern, ohne Regen würde nichts wachsen, kein Halm und kein Gras, würden weder Tomaten noch Gurken gedeihen. Aber niemand will den Regen auf dem eigenen Kopf haben, mit dem Regen ist es also wie mit Autobahnen oder Atommüllagern, um hier mal ganz drastische Beispiele zu nennen…
Aber bei Schnee ist man sich uneins, entweder Sehnsucht oder Igitt.

Endlich ist der Schnee da.
Igitt, nun hat es doch geschneit.
Und was meine ich?

Ich selbst bin da sehr situationsbezogen. Ich finde es wundervoll, am Abend heimzukommen und wenn ich meine Schuhe aus- und mein Homedress angezogen habe, wenn ich bei einer Tasse Tee auf dem Sofa sitze, dann geht der Schneesturm los. Das ist wunderschön, das ist traumhaft. Und noch wundervoller und noch traumhafter ist es, wenn dann am nächsten Tag die Sonne scheint und man ohne Schirm durch die wundervolle Winterwelt loslaufen kann.
Leider ist es nicht immer so.
Leider hört der Schneesturm gerade auf, wenn ich nach Hause komme, wenn ich meine Schuhe aus- und mein Homedress angezogen habe, wenn ich bei einer Tasse Tee auf dem Sofa sitze, die ganze Nacht ist es dann ruhig und klar und man könnte eine herrliche Wanderung machen, wenn man im Winter auf Nachtwanderungen stünde, und genau am Morgen, wenn ich aus dem Haus will oder muss, dann geht das Schneegestöber wieder los…

Kann man es nicht so machen, dass der Schnee nach meinen Wünschen fällt?
Klar, kann man.

Ich finde im Internet – zu meinem grossen Erstaunen, das muss ich sagen – eine Riesenauswahl an Schneekanonen.
Zum Beispiel die
Turbonivelonix XXPL 3452 der Firma Schneekönig®

Sie liefert nicht nur den gewünschten Schnee auf Knopfdruck, sie kann das Schneegestöber auch noch in 17 verschiedenen Farben ausleuchten, kann Musik dazu spielen und sogar Düfte dazumischen.
Gut, mit 17679,95 Euro ist das ein stolzer Preis, aber das muss schon sein, man gönnt sich ja sonst nix.
Aber dann kommen mir doch Bedenken: Was hat denn die Turbonivelonix XXPL 3452 der Firma Schneekönig® für einen CO2-Abdruck? Weil – ohne Energie, ohne Strom geht da ja nichts, und das ist angesichts der Energiekrise vielleicht nicht ganz der richtige Weg.

Eventuell sollte ich mit Frau Holle Kontakt aufnehmen. Sie könnte ja ihr Kopfkissen immer zum richtigen Zeitpunkt aufschütteln. Nur wie nimmt man Kontakt mit Frau Holle auf. Das Schweizer Telefonbuch online zeigt mir 1104 Einträge für «Holle». Alle anschreiben? Anrufen? So nach dem Motto «Hallo, bist du die Frau Holle aus dem Märchen?»

Endlich ist der Schnee da.
Sagen die einen. Wenn man am Morgen aus dem Fenster schaut, ist der Park gegenüber weiss.
Igitt, nun hat es doch geschneit.
Sagen die anderen. Der Matsch an den Schuhen, die Glätte, die Kälte.
Ich selbst hätte gern, dass es dann schneit, wann ich will.
Aber das ist nicht so einfach.









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