Dienstag, 15. März 2022

Der Galerie-Text / Blogpause

Wenn es einen Preis für absolut redundante und überflüssige Texte gäbe, dann wäre die Nirasas-Galerie im Slapenquartier mit ihrer aktuellen Ausstellungs-Ankündigung sicher ganz oben auf der Liste.
Ich erhalte und lese und studiere ihre neuste Publikation und bin baff:

Mix Dael hält momentane Situationen fest, die wir alle schon einmal erlebt haben und doch sind sie in seinen Bildern einzigartig.

Wenn man kurz über diesen Satz nachdenkt, dann merkt man, wie belanglos er ist. Gehört es nicht zum Handwerk aller Maler, genau das zu tun? Ein Geograph über den Globus gebeugt, ein Anatomieprofessor, der Studenten eine Leiche erklärt, ein Bibliothekar an der Bücherwand, Frauen auf dem Felde am Abend, ist es nicht immer so, dass Maler eine Situation zu einer einmaligen Komposition gestaltet haben und einzigartige Kunstwerke schufen? Haben nicht Vermeer, Rembrandt, Spitzweg, und Millet genau das getan?

Wenn wir Bilder von Dael schauen, denken wir plötzlich über uns selber nach, wir spiegeln uns sozusagen in seinen Bildern.

Auch hier ist man ein wenig erstaunt. Ist das nicht die Grundlage aller Rezeption, dass ich mich mit den Bildern eines Malers in Beziehung setze, mich «spiegele», und dass ich anfange, über mich und meine Dinge nachzudenken? Aber Herr Nirasas hat sich wohl noch nie mit Rezeptionswissenschaften auseinandergesetzt.

Dael hält Momente fest, indem er diese «einfriert».

Gut, aber machen das nicht alle Maler? Ein Gemälde ist ja immer der eingefrorene Moment einer Bewegung. Es muss ja so sein, denn sonst hätten die Künstler ja Videos erstellen müssen. Und da die Maler und Zeichner der vergangenen Jahrhunderte eben nicht in der Lage waren, Filme und Videos zu erstellen, schlicht und einfach, weil es diese Techniken noch nicht gab, sind alle Bilder solche eingefrorene Momente…

Das Bild Muschel/Buch 2021 kombiniert zwei Elemente, die auf den ersten Blick nicht zusammengehören, aber in Stillleben durchaus kombiniert werden.

Ach, du liebe Zeit! Hat Herr Nirasas sich auch nur ein wenig mit Kunstgeschichte beschäftigt? Wahrscheinlich nicht. Denn dann wüsste er, dass es ja gerade zu den Eigenheiten eines Stilllebens gehört, Dinge unterschiedlichster Art zu kombinieren. Obst und Spinne, Flasche und Totenschädel, Uhr und Omelett, Zirkel und Pudding, alles ist möglich.

Was macht die Muschel auf dem Buch und was für ein Buch ist es? Hier kommen die Betrachter ins Spiel, die sich ihre eigene Geschichte denken mögen.

Ach, jetzt kommen die Betrachter ins Spiel? Was haben sie denn bisher gemacht? Zu Boden geguckt? Blindekuh gespielt? Zumal ja schon oben davon die Rede war, was das Bild mit einem macht…

Herr Nirasas hat es geschafft, einen Haufen Allgemeinplätze und Selbstverständlichkeiten zu einem pseudointellektuellen Geschreibe zu vereinen. Wenn man das nur mutig und couragiert macht, dann hält jeder auch den grössten Blödsinn für die philosophischste Wahrheit. So könnte jeder den grössten Unsinn verbrämen und veredeln:

«In seinen Texten bedient sich Manfred Murmel der Sprache als Mittel gesteigerten Ausdrucks…»

Gute Güte! Welches Mittel sollte Murmel denn sonst benutzen, wenn das Ganze ein Text und kein Bild und kein Musikstück ist?

«Der Einleitung der Komposition steht gekonnt am Anfang…»

Gute Güte! Wo soll eine Einleitung denn sonst stehen?

Hinterfragen wir doch viel mehr, was einer oder eine überhaupt sagen will, und entlarven wir Geschwätz als das, was es ist.

Wenn es einen Preis für absolut redundante und überflüssige Texte gäbe, dann wäre die Nirasas-Galerie im Slapenquartier mit ihrer aktuellen Ausstellungs-Ankündigung sicher ganz oben auf der Liste.
Aber die Liste ist sehr, sehr, sehr lang.

Wir machen eine Pause bis Ende April und melden uns am 3. Mai wieder.



































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