Ich habe am Pfingstsamstag in unserem WC einige Veränderungen vorgenommen:
a) Ich habe das Lavabo, den Spiegel, das Klo und den Boden geputzt (wie ich es regelmässig mache).
b) Ich habe das Handtuch gewechselt und ein rotes Tüchlein gegen ein blaues ausgetauscht.
c) Ich habe die grossen Muscheln, die auf dem Sims hinter dem WC (also quasi auf dem verkleideten Spülkasten) liegen, anders angeordnet.
d) Ich habe im Kästlein unter dem Waschbecken die Klopapierrollen ergänzt.
e) Ich habe die Zeitschriften, die auf dem Hocker lagen, ins Altpapier gegeben und durch neue/alte, neu-alte ersetzt.
Bevor wir weiterdenken: Ich finde es – das als kleiner Exkurs – grossartig, dass man über das WC-Putzen und WC-Gestalten inzwischen so frei schreiben und reden kann. Das war ja in meiner Jugend ganz anders, das war verklemmt, verschämt, man hatte x Ausdrücke für das Klo, das man nicht beim Namen nennen durfte, man sagte «irgendwohin» oder «woandershin», man versteckte auch Einkäufe von WC-Papier und das ganze gipfelte im gehäkelten Klopapierhut (ein völliges Quatschding, weil ja jeder weiss, dass da Scheisspapier (s.v.v.) drunter ist.) Alles also verklemmt und verspiessert, dabei ist der Stuhlgang und sein Ort etwas völlig Normales, jede und jeder hat diesen Stoffwechsel und jede und jeder braucht ein WC.
Nun aber weiter im Text:
Als mein Mann aufstand, stellte ich ihn vor die Frage, was sich in unserer Toilette verändern habe. Er kam auf a), das war nicht unbedingt zu sehen, denn bei uns ist es immer sauber, aber er wusste natürlich, dass Samstag war und ich da immer putze. Er sah sehr schnell b) und c); er konnte nicht auf d) kommen, dazu muss man die Tür des Kästchens öffnen.
e) sah er nicht.
Nun muss ich kurz ein paar Worte über die Heftlein verlieren. Jene Heftchen, Periodika wie «Schweizer Familie», «Gala» oder «Glückspost» erhalten wir von einer ehemaligen Nachbarin. Daher habe ich von «neu-alt» bzw. «neu/alt» geschrieben. Sie werden dann auf die Toilette gelegt und dienen als Klolektüre. Für einen kurzen Besuch des Örtchens ist nichts idealer als eine Reportage über die Dramen des Hochadels oder die Freuden der Popstars.
Warum aber war das Austauschen der Hefte nicht sichtbar, warum konnte e) nicht bemerkt werden?
Weil alles immer gleich aussieht, das musste ich jetzt feststellen.
War im obersten Heft des entsorgten Stapels ein Bild der niederländischen Kronprinzessin mit der Überschrift
AMALIA VON DER NIEDERLANDE – NUN MUSS SIE SEHR TAPFER SEIN
zu sehen, prangte nun auf dem jetzigen Stapel ein Bild der Schwedin:
VIKTORIA VON SCHWEDEN – JETZT BRAUCHT SIE VIEL KRAFT
Hätte man je das zweite Heft nach oben gelegt, wäre im entsorgten Stapel ein Bild eines mir nicht bekannten Volksmusikers mit einem flachen Mondgesicht neben einer Blondine mit dem Text
RALPH PIENHAUSER – IST SEINE EHE SCHON AM ENDE?
zu erblicken, nun hätte, wenn man erstes und zweites Heft getauscht hätte, man das Bild eines mir nicht bekannten Fussballers mit einer runden Visage gefunden – neben einer Brünetten:
TOBIAS MECKEL – EHE-AUS NACH NUR ZWEI JAHREN!
Es ist wirklich merkwürdig, wirklich bemerkenswert, aber alle diese Hefte, Hefte wie «Schweizer Familie», «Gala» oder «Glückspost» sind ständig gleich. Sie bestehen zu 30% aus Werbung, zu 20% aus Rätseln, zu 20% aus Rezepten und zu 30% aus Berichten. Die Werbung ist immer die gleiche, die Rätsel sind immer die gleichen, die Rezepte sind immer die gleichen und die Berichte auch. Sie glauben mir nicht? Ich bin neulich auf die Werbung eines Fernheilers gestossen, der seine Fotos in den 80er Jahren gemacht hat, an Farbqualität und Frisur eindeutig zu erkennen. Die Rätsel sind eh immer gleich, da wird zum Beispiel nach dem «Vornamen der Glas» gefragt oder nach «Mutter der Nation», als ob noch irgendjemand von Miminnen namens Uschi Glas oder Inge Meysel gehört hat. Und die Rezepte? «Frühlingshafte Aufläufe mit jungen Zwiebeln» oder «Sommerkuchen mit Obst» oder «Herbstgulasch mit Maronen» oder «Weihnachtskekse mit Zimt», das hat schon meine Mutter in ihre Rezeptsammlung geheftet. (die ich noch habe…) Und die Berichte sind eben auch immer gleich, entweder Traumhochzeit in Weiss oder Scheidung nach furchtbarem Streit, Königinnen und Prinzessinnen im Glück oder in Sorgen.
Ich habe am Pfingstsamstag Klo-Veränderungen vorgenommen:
a) Ich habe alles gewienert (wie ich es regelmässig mache).
b) Ich habe das Handtuch gewechselt und ein rotes gegen ein blaues getauscht.
c) Ich habe die Muscheln anders angeordnet.
d) Ich habe die Klopapierrollen ergänzt.
e) Ich habe die Zeitschriften, die auf dem Hocker lagen, ins Altpapier gegeben und durch neue/alte, neu-alte ersetzt.
Die Nummer e) war als Änderung nicht zu erkennen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen