Und weiter geht es mit Impressionen von unserer Juli-Reise, und wie am Freitag querbeet, und wie am Freitag unsortiert und nicht chronologisch.
Stuttgart baut am ÖV
Eine Kita-Leiterin steht mit ihren Schützlingen an der Haltestelle in der U-Bahn, sie steht vor einem Screen, der die Nummern
40 41 42 43 44 51 53 57 58 60 62 64 66 68 71 72 73
zeigt. «Guckt mal», so die Frau, «das sind alles Buslinien, die jetzt anders fahren. Weil gebaut wird.» Recht hat sie. Überall wird gebaut und umgeleitet. Als ewige Baustelle ist da natürlich der Bahnhof, der die DB-Gleise und die U-Bahn und die Busse durch einen gefühlt 4 Kilometer breiten Graben trennt, dann ist (wie jedes Jahr) die Stammstrecke der S-Bahn zu, die Strecke HBF-Schwabstrasse, die alle Linien fahren, dazu kommen die Sperrung der U2 und der U9, sowie alle oben genannten Busse. Diese Buslinien sind nun aber zum Teil an mehreren Punkten umgeleitet (oder sollte man «fehlgeleitet» sagen?). Der 43er, der uns vom Charlottenplatz zum Marienplatz bringt, startet vor dem Alten Waisenhaus und nicht im Bohnenviertel, um dann an der Markuskirche noch einmal einen Umweg zu fahren.
Es ist ja schön, sehr schön, wenn gebaut wird. Aber geht da alles mit rechten Dingen zu? Der Bahnhof sollte ja seit Jahren fertig sein, und die Stammstrecke ist JEDEN Sommer gesperrt…
Hall ist immer noch asiatenfrei
Ich weiss, das klingt jetzt sehr, sehr, sehr rassistisch. Ich meine aber nicht einen Chinesen, der in Schwäbisch Hall bei der Bausparkasse meinen Vertrag bearbeitet («auf diese Steine können Sie bauen»), ich meine auch nicht einen Japaner, der in Diakoniekrankenhaus in der Pflege schafft – das sind übrigens interessanterweise die beiden grössten Arbeitgeber. Ich meine erste recht nicht den Inder, der das wunderbare Restaurant am Ende der Gelbinger Gasse betreibt. Ich meine, die zig-tausend Japaner und Chinesen, die sich in Busladungen über die deutschen Fachwerkstädte ergiessen, zum Glück noch nicht über alle, sondern nur über einige. Und diese einige sind dann für jeden normalen Menschen im Eimer. Rothenburg ob der Tauber hat 2 Millionen Besucher im Jahr, das sind 5500 Leute, die sich jeden Tag durch die engen Gassen quetschen. Nur so als Beispiel. Und immer, wenn dann das Bild von St. Michael und der Treppe oder das Panorama vom Kocher aus gesehen im Internet auftaucht, wird mir ganz anders. «Eine der der schönsten Städte Deutschlands liegt in Baden-Württemberg» fand ich neulich, und ich kann immer nur beten, dass der Geheimtipp Hall auch ein Geheimtipp bleibt…
Nicht benutzter Museumspass
Wir haben den Oberrheinischen Museumspass, der uns im Elsass, in der Nordschweiz und in Süddeutschland freien Eintritt in Museen und Galerien beschert.
Eigentlich. Denn dieses Mal haben wir Pech, und zwar in der einen wie in der anderen Richtung.
In Künzelsau (Würth Museum 1, und Würth Museum 2), sowie in Schwäbisch Hall (Kunsthalle Würth und Johanniterkirche) brauchen wir unseren Pass nicht zu zücken, denn der gute Reinhold verlangt keinen Eintritt, alles ist gratis. Kann er sich als sechsreichster Deutscher mit 19000000000 Dollar Vermögen auch leisten, aber gut, es gibt auch Milliardäre, die knausern.
In der Fuggerei breche ich eine längere Diskussion mit der Frau an der Kasse vom Zaun, die dadurch erschwert wird, dass die Gute schlecht Deutsch kann: «Gilt hier der Oberrheinische Museumspass?» «Oberschwein?» «Der Oberrheinische Museumspass.» «Wein-Museum ist woanders.» (Ich zeige das Kärtchen.) «Das ist nur für staatlich, das hier ist privat.» Totaler Unsinn, aber ich kapituliere. Im Brecht-Haus fange ich ob des fast geschenkten Preises von 2,50 Euro die Diskussion erst gar nicht an…
In Stuttgart nun wieder die gleiche Situation wie in Hall: Alles ist gratis. Warum auch immer, wir finden es nicht heraus, weder das Kunstmuseum Stuttgart noch die Staatsgalerie verlangen Geld. Die Staatsgalerie macht es nun aber sehr nett, man muss zum Ticketschalter, bekommt dort eine Karte, und diese Karte (auf der 0,00 Euro gedruckt ist) wird beim Hineingehen auch kontrolliert. Wir fragen uns nun heftig, nach welchen Kriterien hier gehandelt wird. Warum lässt man – wie bei Reinhold Würth – nicht alle einfach hinein? Gibt es Leute, denen das Ticket verweigert wird? Und was wäre so ein Ausschlusskriterium?
Das Kepler-Museum in Weil der Stadt (sein Geburtshaus) lässt uns mit Museumspass wieder nicht hinein, es lässt uns gar nicht hinein, es ist nur samstags und sonntags für je 2 Stunden offen…
Trocken durchs Schmuttertal
Bevor Sie jetzt wie wild googeln müssen: Die Schmutter ist ein Nebenfluss der Donau, der nach 96 Kilometern Lauf bei Donauwörth in die Donau mündet. Sie kennen ja sicher den Spruch
Iller, Isar, Lech und Inn
Fliessen zu der Donau hin.
Und Sie haben sich sicher stets gefragt, warum die Flüsse in der verkehrten Reihenfolge genannt werden, von West nach Ost müsste es ja heissen
Iller, Lech, Isar, Inn
Fliessen zu der Donau hin.
Aber im Original heisst es natürlich
Iller, Schmutter, Lech und Inn
Fliessen zu der Donau hin.
Die Isar braucht kein Mensch. Und ein Spaziergang im Schmuttertal ist ein wunderbares Erlebnis, und obwohl ich meine Freundin bei Augsburg schon öfters besucht habe, konnte ich dieses Mal zum ersten Mal trockenen Fusses durch dieses Tal, bisher war es immer eine nasse, sumpfige und matschige Sache.
So viel für heute, am Freitag die letzte Runde.
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