Unsere Juli-Reise führte uns dieses Mal nach Schwäbisch Hall (mal wieder), nach Stuttgart (mal wieder) und nach Augsburg (wo ich schon sehr lange nicht mehr war). Und wieder einmal gibt es Impressionen, aber nicht wie sonst chronologisch, sondern in lockerer und diffuser Reihenfolge.
Die Fuggerei
Augsburger(in), katholisch und bedürftig – das muss man sein, wenn man in einer der 150 Wohnungen in der Fuggerei, der ältesten noch bewohnten Sozialsiedlung, eine Bleibe finden will. Gestiftet vom reichen Kaufmann Jacob Fugger, der Kaiser und Könige mit Geld versorgte, ist sie heute noch eine wunderbare Anlage: Ausser den Nebenkosten zahlen die Leute nur eine Jahresmiete von 88 Cent, und verpflichten sich, jeden Tag für den Stifter drei Gebete zu sprechen. (ein Ave Maria, ein Vater unser und ein Glaubensbekenntnis, ob ein Nicänisches oder Apostolisches konnte nicht in Erfahrung gebracht werden.) Die Kontrolle, ob wirklich gebetet wird, ist aber anscheinend sehr lax…
Das wäre doch nun eine Sache für Mäzene, mal nicht ein Kunstwerk, kein Museum und kein Stadion spenden, auch nicht für eine Opernaufführung oder ein Konzert, nein, einfach mal 100 Wohnungen bauen. Denn das ist ja das, was gebraucht wird und gebraucht werden wird: Bezahlbarer Wohnraum.
Die Schlüsselnummerfindungsanlage
Im Mineralbad Berg in Stuttgart bekommt man beim Eintreten ein Gummiarmband, das man an den Schrank halten muss und damit diesen verschliessen kann. Wunderbare Technik, man muss sich nur die Nummer des Schrankes merken. Dann kann man getrost schwimmen gehen, auch wenn man das Armband verlieren sollte, ist der Schrankinhalt sicher, denn ein potentieller Dieb oder eine potentielle Diebin (auch Frauen klauen!) weiss ja nicht, zu welchem Kasten der Gummi gehört.
Was aber tun, wenn man die Nummer vergass? Kein Problem, es gibt ein Kästchen, das einem die Schrankziffer mühelos anzeigt. Und es zeigt einem auch noch die verbliebene Badezeit, wichtig, wenn man nicht nachzahlen will. Dieses Kästchen ist natürlich jetzt ein Schildbürgerstreich, denn es führt die Sicherheit gegen Null. Jeder Dieb und jede Diebin kann nun nicht nur lesen, zu welchem Schrank das Gummiarmband gehört, nein, man erfährt auch noch, wie viel Zeit für den Diebstahl bleibt.
Also doch besser, das Armband nicht zu verlieren.
Frühstücksfoto
In Augsburg gehen wir zunächst frühstücken. Im BINOYO® gibt es wunderbare Dinge, leckere Dinge und gesunde Dinge: Ich nehme ein Birchermüesli (und jetzt bitte keinen blöden Spruch über Schweizer im Ausland und so) und mein Partner eine Erdbeer-Smoothie-Bowl. Das BINOYO® serviert nun diese gesunden und leckeren Dinge nun auch noch optisch extrem ansprechend: Das Müesli ist mit einer Reihe Cranberrys, einer Reihe Mandelsplitter, einer Reihe Schokoböhnchen und einer Reihe Kiwistückchen bedeckt und am Rande stecken zwei Apfelspalten und etwas Minze. Die Erdbeer-Smoothie-Bowl wird von Erdbeerscheiben, Schokosplittern, Bananenscheiben und Kokosraspel, sowie von zwei Brom-, zwei Himbeeren und Minze gecovert.
Ich tue etwas, was ich – ich schwöre es bei allem, was mir heilig ist – noch nie getan habe: Ich fotografiere mein (unser) Frühstück. Das ist total daneben, aber die beiden Schalen sehen einfach zu ansprechend aus.
Was ich nicht tue: Ich stelle (natürlich) die Fotos nicht ins Netz. Sie sind fürs Familienalbum und kommen weder auf Instagram, noch auf Facebook, Snapchat oder sonst einen Kanal. So weit sind wir dann doch nicht…
Regen auf der Treppe
In den 40 Jahren, in denen ich die Freilichtspiele kenne (und damit kenne ich sie immerhin 40% ihrer Lebenszeit, sie feiern dieses Jahr den 100sten), hatte ich wenig Pech mit dem Wetter, Petrus war meistens gnädig, es schauerte selten, und auch, wenn es den ganzen Tag geregnet hatte, klärte es am Abend auf. Dieses Mal schienen die Prognosen aber übel: Am Sonntag, den 20. Juli betrat der Abendspielleiter vor dem «Besuch der Alten Dame» (bitte wieder keine Bemerkung über Schweizer im Ausland!) die Treppe und verkündete die folgende Botschaft:
Man starte jetzt, in ca. 20 Minuten gebe es eine kleine Nieselhusche, da spiele man weiter und das Publikum könne sitzenbleiben, in einer Stunde gebe es dann ein kurzes Gewitter, da unterbreche man und die Zuschauer könnten im Rathaus oder im «Haus der Bauern» Schutz suchen. Jeder dachte: «Wow, diese exakten Prognosen heutzutage!»
Man fing also an, nach 10 Minuten brach dann ein Unwetter los, das nicht nur tonnenweise Regen brachte, sondern auch einen Sturm, der die Requisiten über die Stufen fegte. Man brach das Spektakel komplett ab – Wetter lässt sich halt nie 100% vorhersagen.
Am 22. Juli sahen wir dann den Dürrenmatt bei schönstem Wetter.
So viel für heute, am Dienstag mehr.
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