Und hier kommt die letzte Runde unserer Impressionen von unserer Juli-Reise.
Wer ist der Mann?
Einkaufen im Augsburger Land macht Spass. Also: Nahrung einkaufen. Voraussetzung ist, dass man eine Freundin hat, die dort 30 Jahre lebt und weiss, wo es die besten Weisswürste, die besten Kartoffeln, die besten Eier und die beste Butter gibt. Die weiss, dass man in einer Fischzucht sich die Saiblinge für den Abend selber aussuchen darf und beim Bauer ein Milchautomat zum Selberzapfen steht – mit Milch, die vor drei Stunden noch in der Kuh war. An unserem letzten Tag machen wir die Runde für ein abschliessendes Weisswurst-Frühstück (Sie wissen ja: Die dürfen das 11 Uhr-Läuten nicht hören…) Auf dem Neusässer Markt ist meine Schulfreundin natürlich bekannt und jede Standbesitzerin und jeder Standbesitzer wundern sich, wer der Mann neben ihr ist. «A Poggissl?», fragt der eine, und wir lachen, wir lachen und ich wundere mich, was «Poggissl» wohl bedeuten mag, ich denke so an etwas Unanständiges, ein Neben-Mann, Lover, Seitensprung oder ähnliches. Die andere Standfrau hält mich für ihren Bruder – eine Ähnlichkeit war mir nicht aufgefallen. Ein weiterer Verkäufer hält mich für den Bruder ihres Mannes, ob der Aramäischen Herkunft dessen eine Frage, die mich schon verwundert. Also: Ich hätte nichts dagegen, wie ein Aramäer auszusehen, ich tue es einfach nicht. Aber wir klären alle auf, ich bin ein Schulfreund aus alten Tagen (40 Jahre Abi, so alt sind wir geworden.)
Irgendwann begreife ich auch, was «Poggissl» bedeutet. Das ist kein Neben-Mann, Lover oder Seitensprung, das heisst auf Hochdeutsch – dessen die Menschen dort nicht mächtig sind – einfach «Packesel». Und zu schleppen habe ich ja auch genug.
Weil der Stadt
Kennen Sie Weil der Stadt? Wahrscheinlich nicht. Aber das ist erstaunlich. Denn diese kleine Stadt ist nicht nur ein echtes Schmuckstück mit ihren Kirchen, Türmen und unzähligen Fachwerkhäusern, sie ist Heimatstadt Keplers und ehemalige Reichsstadt. Der Kahlschlag in den 70er Jahren hat hier ganze Arbeit geleistet: Weil der Stadt wurde in den Kreis Böblingen integriert, und man setze es als Endpunkt der S-Bahn-Linie 6, während man die geschichtsträchtigen Gleise weiter nach Calw herausriss.
So bleibt das Städtchen ein Geheimtipp – und das kann es auch bleiben. Die engen Gassen brauchen keine Busladungen. Übrigens braucht der pittoreske Marktplatz auch keine Sommer-Beach mit Sand und Liegestühlen (was wir dort antreffen, was für eine Geschmacksentgleisung).
Weil der Stadt liegt an der Würm, und auch das absolut malerische Flüsschen hat (wie die Stadt) das Pech (oder Glück) ein bisschen abgehängt zu sein: Sie ist kein Nebenfluss des wichtigsten schwäbischen Stromes, sondern muss erst in die Nagold, und diese dann in die Enz, und erst dann geht es in den Neckar.
Treuchtlingen
Wie plant man eine Reise von Schwäbisch Hall nach Ottmarshausen (bei Augsburg), wenn die folgenden Bedingungen bestehen:
Wir müssen im Hotel Scholl in Hall um 11.00 auschecken.
Wir fahren mit dem Deutschlandticket (Nahverkehr) Hessental – Ansbach – Treuchtlingen – Augsburg-Oberhausen – Ottmarshausen (Ortsbus).
Die Umsteigezeiten in Ansbach und Treuchtlingen betragen je 5 Minuten.
Wir sind bei gutem Verlauf um 15.13 in Ottmarshausen, unsere Freunde arbeiten aber bis 17.00.
Die Lösung ist nun einfach; wir planen je eine Stunde Wir-haben-den-Zug-verpasst-Aufenthalt ein, läuft alles wie geschmiert, dann machen wir in Treuchtlingen zwei Stunden Kaffeepause, irgendetwas Nettes wird es da schon geben.
Denkt man. Also, also, Treuchtlingen ist nun wirklich der unnötigste Ort auf Gottes Erdboden. Nein, das stimmt so nicht ganz. Es teilt sich seine Unnötigkeit mit vielen anderen Umsteigebahnhöfen. Mit Eutingen im Gäu zum Beispiel. Oder mit Buchs (SG). Oder Ziegelbrücke (GL).
Unser Aufenthalt ist ein Bäckerei-Café mit einem durch Weidenzäune abgetrenntem Aussenbereich, wo wir zwei Stunden zubringen. Hässlichkeit pur, der Kuchen aber ist gut und der Kaffee auch. Mein Partner liest eine Weile, und ich suche in der Innenstadt noch ein wenig nach schönen Flecken – finde aber keine. Selbst die Altmühl, sonst Inbegriff von Flussromantik ist in dieser Gemeinde langweilig.
Zu unserer Belustigung hat die Stadt Treuchtlingen sogar ein bisschen Unterhaltung bestellt. Ein Baum wird vor unseren Augen gefällt; da er aber völlig gesund ist und nur einem Parkplatz weichen muss, ist unsere Begeisterung so gross wie die der Königin im 1. Akt des Don Carlos: Dort verspricht man ihr für den Winter in Madrid ein Autodafé.
So, das waren meine Eindrücke von der Reise.
Ab dem nächsten Post wieder andere Dinge.
Freitag, 8. August 2025
Dienstag, 5. August 2025
Julireise 2025 (2)
Und weiter geht es mit Impressionen von unserer Juli-Reise, und wie am Freitag querbeet, und wie am Freitag unsortiert und nicht chronologisch.
Stuttgart baut am ÖV
Eine Kita-Leiterin steht mit ihren Schützlingen an der Haltestelle in der U-Bahn, sie steht vor einem Screen, der die Nummern
40 41 42 43 44 51 53 57 58 60 62 64 66 68 71 72 73
zeigt. «Guckt mal», so die Frau, «das sind alles Buslinien, die jetzt anders fahren. Weil gebaut wird.» Recht hat sie. Überall wird gebaut und umgeleitet. Als ewige Baustelle ist da natürlich der Bahnhof, der die DB-Gleise und die U-Bahn und die Busse durch einen gefühlt 4 Kilometer breiten Graben trennt, dann ist (wie jedes Jahr) die Stammstrecke der S-Bahn zu, die Strecke HBF-Schwabstrasse, die alle Linien fahren, dazu kommen die Sperrung der U2 und der U9, sowie alle oben genannten Busse. Diese Buslinien sind nun aber zum Teil an mehreren Punkten umgeleitet (oder sollte man «fehlgeleitet» sagen?). Der 43er, der uns vom Charlottenplatz zum Marienplatz bringt, startet vor dem Alten Waisenhaus und nicht im Bohnenviertel, um dann an der Markuskirche noch einmal einen Umweg zu fahren.
Es ist ja schön, sehr schön, wenn gebaut wird. Aber geht da alles mit rechten Dingen zu? Der Bahnhof sollte ja seit Jahren fertig sein, und die Stammstrecke ist JEDEN Sommer gesperrt…
Hall ist immer noch asiatenfrei
Ich weiss, das klingt jetzt sehr, sehr, sehr rassistisch. Ich meine aber nicht einen Chinesen, der in Schwäbisch Hall bei der Bausparkasse meinen Vertrag bearbeitet («auf diese Steine können Sie bauen»), ich meine auch nicht einen Japaner, der in Diakoniekrankenhaus in der Pflege schafft – das sind übrigens interessanterweise die beiden grössten Arbeitgeber. Ich meine erste recht nicht den Inder, der das wunderbare Restaurant am Ende der Gelbinger Gasse betreibt. Ich meine, die zig-tausend Japaner und Chinesen, die sich in Busladungen über die deutschen Fachwerkstädte ergiessen, zum Glück noch nicht über alle, sondern nur über einige. Und diese einige sind dann für jeden normalen Menschen im Eimer. Rothenburg ob der Tauber hat 2 Millionen Besucher im Jahr, das sind 5500 Leute, die sich jeden Tag durch die engen Gassen quetschen. Nur so als Beispiel. Und immer, wenn dann das Bild von St. Michael und der Treppe oder das Panorama vom Kocher aus gesehen im Internet auftaucht, wird mir ganz anders. «Eine der der schönsten Städte Deutschlands liegt in Baden-Württemberg» fand ich neulich, und ich kann immer nur beten, dass der Geheimtipp Hall auch ein Geheimtipp bleibt…
Nicht benutzter Museumspass
Wir haben den Oberrheinischen Museumspass, der uns im Elsass, in der Nordschweiz und in Süddeutschland freien Eintritt in Museen und Galerien beschert.
Eigentlich. Denn dieses Mal haben wir Pech, und zwar in der einen wie in der anderen Richtung.
In Künzelsau (Würth Museum 1, und Würth Museum 2), sowie in Schwäbisch Hall (Kunsthalle Würth und Johanniterkirche) brauchen wir unseren Pass nicht zu zücken, denn der gute Reinhold verlangt keinen Eintritt, alles ist gratis. Kann er sich als sechsreichster Deutscher mit 19000000000 Dollar Vermögen auch leisten, aber gut, es gibt auch Milliardäre, die knausern.
In der Fuggerei breche ich eine längere Diskussion mit der Frau an der Kasse vom Zaun, die dadurch erschwert wird, dass die Gute schlecht Deutsch kann: «Gilt hier der Oberrheinische Museumspass?» «Oberschwein?» «Der Oberrheinische Museumspass.» «Wein-Museum ist woanders.» (Ich zeige das Kärtchen.) «Das ist nur für staatlich, das hier ist privat.» Totaler Unsinn, aber ich kapituliere. Im Brecht-Haus fange ich ob des fast geschenkten Preises von 2,50 Euro die Diskussion erst gar nicht an…
In Stuttgart nun wieder die gleiche Situation wie in Hall: Alles ist gratis. Warum auch immer, wir finden es nicht heraus, weder das Kunstmuseum Stuttgart noch die Staatsgalerie verlangen Geld. Die Staatsgalerie macht es nun aber sehr nett, man muss zum Ticketschalter, bekommt dort eine Karte, und diese Karte (auf der 0,00 Euro gedruckt ist) wird beim Hineingehen auch kontrolliert. Wir fragen uns nun heftig, nach welchen Kriterien hier gehandelt wird. Warum lässt man – wie bei Reinhold Würth – nicht alle einfach hinein? Gibt es Leute, denen das Ticket verweigert wird? Und was wäre so ein Ausschlusskriterium?
Das Kepler-Museum in Weil der Stadt (sein Geburtshaus) lässt uns mit Museumspass wieder nicht hinein, es lässt uns gar nicht hinein, es ist nur samstags und sonntags für je 2 Stunden offen…
Trocken durchs Schmuttertal
Bevor Sie jetzt wie wild googeln müssen: Die Schmutter ist ein Nebenfluss der Donau, der nach 96 Kilometern Lauf bei Donauwörth in die Donau mündet. Sie kennen ja sicher den Spruch
Iller, Isar, Lech und Inn
Fliessen zu der Donau hin.
Und Sie haben sich sicher stets gefragt, warum die Flüsse in der verkehrten Reihenfolge genannt werden, von West nach Ost müsste es ja heissen
Iller, Lech, Isar, Inn
Fliessen zu der Donau hin.
Aber im Original heisst es natürlich
Iller, Schmutter, Lech und Inn
Fliessen zu der Donau hin.
Die Isar braucht kein Mensch. Und ein Spaziergang im Schmuttertal ist ein wunderbares Erlebnis, und obwohl ich meine Freundin bei Augsburg schon öfters besucht habe, konnte ich dieses Mal zum ersten Mal trockenen Fusses durch dieses Tal, bisher war es immer eine nasse, sumpfige und matschige Sache.
So viel für heute, am Freitag die letzte Runde.
Stuttgart baut am ÖV
Eine Kita-Leiterin steht mit ihren Schützlingen an der Haltestelle in der U-Bahn, sie steht vor einem Screen, der die Nummern
40 41 42 43 44 51 53 57 58 60 62 64 66 68 71 72 73
zeigt. «Guckt mal», so die Frau, «das sind alles Buslinien, die jetzt anders fahren. Weil gebaut wird.» Recht hat sie. Überall wird gebaut und umgeleitet. Als ewige Baustelle ist da natürlich der Bahnhof, der die DB-Gleise und die U-Bahn und die Busse durch einen gefühlt 4 Kilometer breiten Graben trennt, dann ist (wie jedes Jahr) die Stammstrecke der S-Bahn zu, die Strecke HBF-Schwabstrasse, die alle Linien fahren, dazu kommen die Sperrung der U2 und der U9, sowie alle oben genannten Busse. Diese Buslinien sind nun aber zum Teil an mehreren Punkten umgeleitet (oder sollte man «fehlgeleitet» sagen?). Der 43er, der uns vom Charlottenplatz zum Marienplatz bringt, startet vor dem Alten Waisenhaus und nicht im Bohnenviertel, um dann an der Markuskirche noch einmal einen Umweg zu fahren.
Es ist ja schön, sehr schön, wenn gebaut wird. Aber geht da alles mit rechten Dingen zu? Der Bahnhof sollte ja seit Jahren fertig sein, und die Stammstrecke ist JEDEN Sommer gesperrt…
Hall ist immer noch asiatenfrei
Ich weiss, das klingt jetzt sehr, sehr, sehr rassistisch. Ich meine aber nicht einen Chinesen, der in Schwäbisch Hall bei der Bausparkasse meinen Vertrag bearbeitet («auf diese Steine können Sie bauen»), ich meine auch nicht einen Japaner, der in Diakoniekrankenhaus in der Pflege schafft – das sind übrigens interessanterweise die beiden grössten Arbeitgeber. Ich meine erste recht nicht den Inder, der das wunderbare Restaurant am Ende der Gelbinger Gasse betreibt. Ich meine, die zig-tausend Japaner und Chinesen, die sich in Busladungen über die deutschen Fachwerkstädte ergiessen, zum Glück noch nicht über alle, sondern nur über einige. Und diese einige sind dann für jeden normalen Menschen im Eimer. Rothenburg ob der Tauber hat 2 Millionen Besucher im Jahr, das sind 5500 Leute, die sich jeden Tag durch die engen Gassen quetschen. Nur so als Beispiel. Und immer, wenn dann das Bild von St. Michael und der Treppe oder das Panorama vom Kocher aus gesehen im Internet auftaucht, wird mir ganz anders. «Eine der der schönsten Städte Deutschlands liegt in Baden-Württemberg» fand ich neulich, und ich kann immer nur beten, dass der Geheimtipp Hall auch ein Geheimtipp bleibt…
Nicht benutzter Museumspass
Wir haben den Oberrheinischen Museumspass, der uns im Elsass, in der Nordschweiz und in Süddeutschland freien Eintritt in Museen und Galerien beschert.
Eigentlich. Denn dieses Mal haben wir Pech, und zwar in der einen wie in der anderen Richtung.
In Künzelsau (Würth Museum 1, und Würth Museum 2), sowie in Schwäbisch Hall (Kunsthalle Würth und Johanniterkirche) brauchen wir unseren Pass nicht zu zücken, denn der gute Reinhold verlangt keinen Eintritt, alles ist gratis. Kann er sich als sechsreichster Deutscher mit 19000000000 Dollar Vermögen auch leisten, aber gut, es gibt auch Milliardäre, die knausern.
In der Fuggerei breche ich eine längere Diskussion mit der Frau an der Kasse vom Zaun, die dadurch erschwert wird, dass die Gute schlecht Deutsch kann: «Gilt hier der Oberrheinische Museumspass?» «Oberschwein?» «Der Oberrheinische Museumspass.» «Wein-Museum ist woanders.» (Ich zeige das Kärtchen.) «Das ist nur für staatlich, das hier ist privat.» Totaler Unsinn, aber ich kapituliere. Im Brecht-Haus fange ich ob des fast geschenkten Preises von 2,50 Euro die Diskussion erst gar nicht an…
In Stuttgart nun wieder die gleiche Situation wie in Hall: Alles ist gratis. Warum auch immer, wir finden es nicht heraus, weder das Kunstmuseum Stuttgart noch die Staatsgalerie verlangen Geld. Die Staatsgalerie macht es nun aber sehr nett, man muss zum Ticketschalter, bekommt dort eine Karte, und diese Karte (auf der 0,00 Euro gedruckt ist) wird beim Hineingehen auch kontrolliert. Wir fragen uns nun heftig, nach welchen Kriterien hier gehandelt wird. Warum lässt man – wie bei Reinhold Würth – nicht alle einfach hinein? Gibt es Leute, denen das Ticket verweigert wird? Und was wäre so ein Ausschlusskriterium?
Das Kepler-Museum in Weil der Stadt (sein Geburtshaus) lässt uns mit Museumspass wieder nicht hinein, es lässt uns gar nicht hinein, es ist nur samstags und sonntags für je 2 Stunden offen…
Trocken durchs Schmuttertal
Bevor Sie jetzt wie wild googeln müssen: Die Schmutter ist ein Nebenfluss der Donau, der nach 96 Kilometern Lauf bei Donauwörth in die Donau mündet. Sie kennen ja sicher den Spruch
Iller, Isar, Lech und Inn
Fliessen zu der Donau hin.
Und Sie haben sich sicher stets gefragt, warum die Flüsse in der verkehrten Reihenfolge genannt werden, von West nach Ost müsste es ja heissen
Iller, Lech, Isar, Inn
Fliessen zu der Donau hin.
Aber im Original heisst es natürlich
Iller, Schmutter, Lech und Inn
Fliessen zu der Donau hin.
Die Isar braucht kein Mensch. Und ein Spaziergang im Schmuttertal ist ein wunderbares Erlebnis, und obwohl ich meine Freundin bei Augsburg schon öfters besucht habe, konnte ich dieses Mal zum ersten Mal trockenen Fusses durch dieses Tal, bisher war es immer eine nasse, sumpfige und matschige Sache.
So viel für heute, am Freitag die letzte Runde.
Freitag, 1. August 2025
Julireise 2025 (1)
Unsere Juli-Reise führte uns dieses Mal nach Schwäbisch Hall (mal wieder), nach Stuttgart (mal wieder) und nach Augsburg (wo ich schon sehr lange nicht mehr war). Und wieder einmal gibt es Impressionen, aber nicht wie sonst chronologisch, sondern in lockerer und diffuser Reihenfolge.
Die Fuggerei
Augsburger(in), katholisch und bedürftig – das muss man sein, wenn man in einer der 150 Wohnungen in der Fuggerei, der ältesten noch bewohnten Sozialsiedlung, eine Bleibe finden will. Gestiftet vom reichen Kaufmann Jacob Fugger, der Kaiser und Könige mit Geld versorgte, ist sie heute noch eine wunderbare Anlage: Ausser den Nebenkosten zahlen die Leute nur eine Jahresmiete von 88 Cent, und verpflichten sich, jeden Tag für den Stifter drei Gebete zu sprechen. (ein Ave Maria, ein Vater unser und ein Glaubensbekenntnis, ob ein Nicänisches oder Apostolisches konnte nicht in Erfahrung gebracht werden.) Die Kontrolle, ob wirklich gebetet wird, ist aber anscheinend sehr lax…
Das wäre doch nun eine Sache für Mäzene, mal nicht ein Kunstwerk, kein Museum und kein Stadion spenden, auch nicht für eine Opernaufführung oder ein Konzert, nein, einfach mal 100 Wohnungen bauen. Denn das ist ja das, was gebraucht wird und gebraucht werden wird: Bezahlbarer Wohnraum.
Die Schlüsselnummerfindungsanlage
Im Mineralbad Berg in Stuttgart bekommt man beim Eintreten ein Gummiarmband, das man an den Schrank halten muss und damit diesen verschliessen kann. Wunderbare Technik, man muss sich nur die Nummer des Schrankes merken. Dann kann man getrost schwimmen gehen, auch wenn man das Armband verlieren sollte, ist der Schrankinhalt sicher, denn ein potentieller Dieb oder eine potentielle Diebin (auch Frauen klauen!) weiss ja nicht, zu welchem Kasten der Gummi gehört.
Was aber tun, wenn man die Nummer vergass? Kein Problem, es gibt ein Kästchen, das einem die Schrankziffer mühelos anzeigt. Und es zeigt einem auch noch die verbliebene Badezeit, wichtig, wenn man nicht nachzahlen will. Dieses Kästchen ist natürlich jetzt ein Schildbürgerstreich, denn es führt die Sicherheit gegen Null. Jeder Dieb und jede Diebin kann nun nicht nur lesen, zu welchem Schrank das Gummiarmband gehört, nein, man erfährt auch noch, wie viel Zeit für den Diebstahl bleibt.
Also doch besser, das Armband nicht zu verlieren.
Frühstücksfoto
In Augsburg gehen wir zunächst frühstücken. Im BINOYO® gibt es wunderbare Dinge, leckere Dinge und gesunde Dinge: Ich nehme ein Birchermüesli (und jetzt bitte keinen blöden Spruch über Schweizer im Ausland und so) und mein Partner eine Erdbeer-Smoothie-Bowl. Das BINOYO® serviert nun diese gesunden und leckeren Dinge nun auch noch optisch extrem ansprechend: Das Müesli ist mit einer Reihe Cranberrys, einer Reihe Mandelsplitter, einer Reihe Schokoböhnchen und einer Reihe Kiwistückchen bedeckt und am Rande stecken zwei Apfelspalten und etwas Minze. Die Erdbeer-Smoothie-Bowl wird von Erdbeerscheiben, Schokosplittern, Bananenscheiben und Kokosraspel, sowie von zwei Brom-, zwei Himbeeren und Minze gecovert.
Ich tue etwas, was ich – ich schwöre es bei allem, was mir heilig ist – noch nie getan habe: Ich fotografiere mein (unser) Frühstück. Das ist total daneben, aber die beiden Schalen sehen einfach zu ansprechend aus.
Was ich nicht tue: Ich stelle (natürlich) die Fotos nicht ins Netz. Sie sind fürs Familienalbum und kommen weder auf Instagram, noch auf Facebook, Snapchat oder sonst einen Kanal. So weit sind wir dann doch nicht…
Regen auf der Treppe
In den 40 Jahren, in denen ich die Freilichtspiele kenne (und damit kenne ich sie immerhin 40% ihrer Lebenszeit, sie feiern dieses Jahr den 100sten), hatte ich wenig Pech mit dem Wetter, Petrus war meistens gnädig, es schauerte selten, und auch, wenn es den ganzen Tag geregnet hatte, klärte es am Abend auf. Dieses Mal schienen die Prognosen aber übel: Am Sonntag, den 20. Juli betrat der Abendspielleiter vor dem «Besuch der Alten Dame» (bitte wieder keine Bemerkung über Schweizer im Ausland!) die Treppe und verkündete die folgende Botschaft:
Man starte jetzt, in ca. 20 Minuten gebe es eine kleine Nieselhusche, da spiele man weiter und das Publikum könne sitzenbleiben, in einer Stunde gebe es dann ein kurzes Gewitter, da unterbreche man und die Zuschauer könnten im Rathaus oder im «Haus der Bauern» Schutz suchen. Jeder dachte: «Wow, diese exakten Prognosen heutzutage!»
Man fing also an, nach 10 Minuten brach dann ein Unwetter los, das nicht nur tonnenweise Regen brachte, sondern auch einen Sturm, der die Requisiten über die Stufen fegte. Man brach das Spektakel komplett ab – Wetter lässt sich halt nie 100% vorhersagen.
Am 22. Juli sahen wir dann den Dürrenmatt bei schönstem Wetter.
So viel für heute, am Dienstag mehr.
Die Fuggerei
Augsburger(in), katholisch und bedürftig – das muss man sein, wenn man in einer der 150 Wohnungen in der Fuggerei, der ältesten noch bewohnten Sozialsiedlung, eine Bleibe finden will. Gestiftet vom reichen Kaufmann Jacob Fugger, der Kaiser und Könige mit Geld versorgte, ist sie heute noch eine wunderbare Anlage: Ausser den Nebenkosten zahlen die Leute nur eine Jahresmiete von 88 Cent, und verpflichten sich, jeden Tag für den Stifter drei Gebete zu sprechen. (ein Ave Maria, ein Vater unser und ein Glaubensbekenntnis, ob ein Nicänisches oder Apostolisches konnte nicht in Erfahrung gebracht werden.) Die Kontrolle, ob wirklich gebetet wird, ist aber anscheinend sehr lax…
Das wäre doch nun eine Sache für Mäzene, mal nicht ein Kunstwerk, kein Museum und kein Stadion spenden, auch nicht für eine Opernaufführung oder ein Konzert, nein, einfach mal 100 Wohnungen bauen. Denn das ist ja das, was gebraucht wird und gebraucht werden wird: Bezahlbarer Wohnraum.
Die Schlüsselnummerfindungsanlage
Im Mineralbad Berg in Stuttgart bekommt man beim Eintreten ein Gummiarmband, das man an den Schrank halten muss und damit diesen verschliessen kann. Wunderbare Technik, man muss sich nur die Nummer des Schrankes merken. Dann kann man getrost schwimmen gehen, auch wenn man das Armband verlieren sollte, ist der Schrankinhalt sicher, denn ein potentieller Dieb oder eine potentielle Diebin (auch Frauen klauen!) weiss ja nicht, zu welchem Kasten der Gummi gehört.
Was aber tun, wenn man die Nummer vergass? Kein Problem, es gibt ein Kästchen, das einem die Schrankziffer mühelos anzeigt. Und es zeigt einem auch noch die verbliebene Badezeit, wichtig, wenn man nicht nachzahlen will. Dieses Kästchen ist natürlich jetzt ein Schildbürgerstreich, denn es führt die Sicherheit gegen Null. Jeder Dieb und jede Diebin kann nun nicht nur lesen, zu welchem Schrank das Gummiarmband gehört, nein, man erfährt auch noch, wie viel Zeit für den Diebstahl bleibt.
Also doch besser, das Armband nicht zu verlieren.
Frühstücksfoto
In Augsburg gehen wir zunächst frühstücken. Im BINOYO® gibt es wunderbare Dinge, leckere Dinge und gesunde Dinge: Ich nehme ein Birchermüesli (und jetzt bitte keinen blöden Spruch über Schweizer im Ausland und so) und mein Partner eine Erdbeer-Smoothie-Bowl. Das BINOYO® serviert nun diese gesunden und leckeren Dinge nun auch noch optisch extrem ansprechend: Das Müesli ist mit einer Reihe Cranberrys, einer Reihe Mandelsplitter, einer Reihe Schokoböhnchen und einer Reihe Kiwistückchen bedeckt und am Rande stecken zwei Apfelspalten und etwas Minze. Die Erdbeer-Smoothie-Bowl wird von Erdbeerscheiben, Schokosplittern, Bananenscheiben und Kokosraspel, sowie von zwei Brom-, zwei Himbeeren und Minze gecovert.
Ich tue etwas, was ich – ich schwöre es bei allem, was mir heilig ist – noch nie getan habe: Ich fotografiere mein (unser) Frühstück. Das ist total daneben, aber die beiden Schalen sehen einfach zu ansprechend aus.
Was ich nicht tue: Ich stelle (natürlich) die Fotos nicht ins Netz. Sie sind fürs Familienalbum und kommen weder auf Instagram, noch auf Facebook, Snapchat oder sonst einen Kanal. So weit sind wir dann doch nicht…
Regen auf der Treppe
In den 40 Jahren, in denen ich die Freilichtspiele kenne (und damit kenne ich sie immerhin 40% ihrer Lebenszeit, sie feiern dieses Jahr den 100sten), hatte ich wenig Pech mit dem Wetter, Petrus war meistens gnädig, es schauerte selten, und auch, wenn es den ganzen Tag geregnet hatte, klärte es am Abend auf. Dieses Mal schienen die Prognosen aber übel: Am Sonntag, den 20. Juli betrat der Abendspielleiter vor dem «Besuch der Alten Dame» (bitte wieder keine Bemerkung über Schweizer im Ausland!) die Treppe und verkündete die folgende Botschaft:
Man starte jetzt, in ca. 20 Minuten gebe es eine kleine Nieselhusche, da spiele man weiter und das Publikum könne sitzenbleiben, in einer Stunde gebe es dann ein kurzes Gewitter, da unterbreche man und die Zuschauer könnten im Rathaus oder im «Haus der Bauern» Schutz suchen. Jeder dachte: «Wow, diese exakten Prognosen heutzutage!»
Man fing also an, nach 10 Minuten brach dann ein Unwetter los, das nicht nur tonnenweise Regen brachte, sondern auch einen Sturm, der die Requisiten über die Stufen fegte. Man brach das Spektakel komplett ab – Wetter lässt sich halt nie 100% vorhersagen.
Am 22. Juli sahen wir dann den Dürrenmatt bei schönstem Wetter.
So viel für heute, am Dienstag mehr.
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