Freitag, 2. Mai 2025

Köln-Reise 2

So, jetzt geht es weiter mit Impressionen von meiner Köln-Reise.

Das Frühstückslokal

Wir hatten in unserem Hotel kein Frühstück dazugebucht, und mit 25 Euro pro Kopf empfanden wir das als sehr, sehr teuer. Das mag sich lohnen für Menschen, die morgens für den ganzen Tag essen können, ich kann das nicht.
Also brauchten wir ein Frühstückscafé, eines wie das «Gnosa» in Hamburg oder das «Kaiserbau» in Stuttgart. Nun, das sollte ja nicht so schwierig sein. Immerhin bin ich Böll-Kenner und der gute Heinrich empfiehlt ja einiges: Grosse Kaffeehäuser mit elegantem Interieur, Bäckereien, in denen man im Hinterzimmer billig frische Brötchen bekommt und modische Cafés. Bei der Recherche im Internet musste ich aber feststellen, dass die grossen Kaffeehäuser mit elegantem Interieur, die Bäckereien, in denen man im Hinterzimmer billig frische Brötchen bekommt und die modischen Cafés nicht mehr existierten. Kein Wunder, die Tipps sind 60 Jahre alt. Also doch aktuell suchen…
Die ersten beiden Frühstücks-Versuche überzeugten uns nicht ganz, dann aber fanden wir es: Das Oma-Café mit geflochtenen Stuhllehnen, Kuchenbuffet, gedrechselten Tischbeinen, Lampenschirmen und allem, was dazugehört. Und wenn ich Ihnen jetzt verraten würde, wie das Lokal Ecke Untenarestüre und Arestürenstrasse heisst, dann wäre es ja kein Geheimtipp mehr…

Der Schweizer fühlt sich zuhause

Ja, werden Sie jetzt sagen, klar, der Basler ist ja vom Rhein an den Rhein gefahren. Wobei: Der Rhein sieht schon ganz, ganz anders aus. Und damit meine ich nicht nur die Grösse, die ist natürlich imposant, immerhin hat Vater Rhein bis Colonia den Neckar, den Main, die Mosel und die Lahn aufgenommen und die haben immens viel H2O mitgebracht; aber es ist nicht nur die Menge, auch sonst sieht der Fluss anders aus, irgendwie ernster, weniger wässrig, irgendwie gefährlicher, und das ist ja auch so.
Aber es gab noch andere Dinge, die uns heimisch fühlen liessen: Im Wallraf-Richartz-Museum gab es die Ausstellung «Schweizer Schätze», die Impressionisten aus der Stiftung Langmatt in Baden mit eigenen Werken von Monet, Degas und Renoir kombinierte. (Da die Langmatt, das Wohnhaus des Ehepaares Brown, gerade renoviert wird, sind die Bilder auf Reisen.) Passend dazu konnten wir bei einem Besuch in Duisburg im (absolut sensationellen und sehenswerten) Lehmbruck-Museum zusätzlich zu vielen Werken der Sammlung die Ausstellung «Mechanik und Menschlichkeit» sehen – sie zeigte Jean Tinguely und Eva Aeppli.
Das Heimischste und Witzigste war aber dies: Wir sind Seilbahn gefahren. Ja, es gibt sie: Die Kölner Seilbahn. Sie überspannt den Rhein und führt von der Augustustherme bei der Messe in Deutz zum Kölner Zoo.
Ach ja, und Schokolade gab es auch, im Kölner Schokoladenmuseum. Gegründet vom Inhaber von Stollwerck kooperiert es heute mit Lindt & Sprüngli.
Die Frage, die man ausführlich erörtern müsste, wäre, warum der Mensch sich immer so freut, wenn er oder sie im Ausland, in der Fremde, in der anderen Stadt etwas Bekanntes sieht. Denn eigentlich fährt man ja weg, um etwas Neues zu sehn. Das wäre aber nun schon wieder einen eigenen Post wert…

Kölner Mentalität

Ich liebe die Kölner, überhaupt die rheinische Mentalität. Sie ist so weit entfernt vom preussisch-militärischen, vom deutsch-bürokratischen, vom germanisch-verbissenen, dass es eine wahre Freude ist. Immerhin ist ja auch deshalb Köln (und nicht etwa die Spreemetropole) die heimliche schwule Hauptstadt der BRD. Die Denkweise manifestiert sich in den wunderbaren Sprüchen:
Et es wie et es. («Es ist, wie es ist.»)
Et kütt wie et kütt. («Es kommt, wie es kommt.»)
Et hätt noch emmer joot jejange. («Es ist bisher noch immer gut gegangen.»)
Wat fott es, es fott. («Was fort ist, ist fort.»)
Was für ein herrlicher Gleichmut! In der Innenstadt stossen wir dann noch auf ein kleines Denkmal: Auf einem Steinsockel steht da eine Bronzefigur von Jupp Schmitz, Karnevalssänger und Liederschreiber, zahllose Songs sind von ihm überliefert. Einige stehen als nachgeahmte Schriftrollen bei der Skulptur. Und der bekannteste ist hochaktuell, eigentlich höchstaktuell:

Wer soll das bezahlen?
Wer hat das bestellt?
Wer hat so viel Pinkepinke?
Wer hat so viel Geld?

Fernsehen mit Untertiteln

Im Hotel ist der Fernseher so eingestellt, dass er eine minimale Lautstärke nicht übersteigt. Ist das immer so? Oder weil Karwoche ist? Egal, es gibt ja Untertitel.
Die Untertitel nun sind sehr spassig, wenn man «heute» oder «heute journal» schaut, denn hier werden sie live produziert, und da gibt es manchmal herrliche Verschreiber. Mein absoluter, absolutester, extremer Liebling:
Donald Trump hat angekündigt, eine Trollpause zu machen.
Das wäre doch schön, einmal eine Weile keine fiesen Internet-Dinge von dieser Seite. Aber hat er das wirklich gesagt? Natürlich nicht. Gundula Gause hatte gesagt:
Donald Trump hat angekündigt, eine Zollpause zu machen.

So viel von der Reise.
Nächste Woche werden wir uns wohl (oder übel?) wieder mit der deutschen Regierungsbildung beschäftigen müssen.

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