Es gab ein wundernettes Chanson, in dem Katja Ebstein sich bei ihrem fiktivem Mann beschwerte, er sei nie daheim:
Dann heirat' doch dein Büro
Dann heirat' doch dein Büro
Stell dir ein Bett dort hinein
Und schlaf mit den Akten und Computern ein
Dann heirat' doch dein Büro
Du liebst es doch sowieso
Dort hast du deine Show
Drum geh' und heirat' doch dein Büro
Ein Freund von mir hat jetzt genau das gemacht. Er hat sich in seinem Büro ein Bett hineingestellt und schläft zwischen Akten und Computern ein. Aber nicht, weil er ein Workaholic ist oder weil er nicht heim zu seiner Freundin will (er hat gar keine), sondern aus simplen finanziellen und taktischen Gründen.
Und das kam alles so:
Vor drei gründete Nino in Zürich eine Ich-AG, also eine Firma, die zunächst nur aus ihm bestand und sich erst einmal etablieren musste. Im Herbst 2024 hatte die Firma, die sich hauptsächlich im Metier Coaching und Beratung tummelte, sieben Angestellte. Bis zu diesem Zeitpunkt arbeiteten alle seine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, nämlich Nina, Nena, Nemo, Mona, Moni, Momo und Memo, von zuhause aus, wenn sie nicht gerade unterwegs waren und coachten und schulten. Besprechungen machte man mit Zoom und alles Schriftliche mit Messengerdiensten.
Nun fand man aber irgendwann, dass es toll wäre, wenn Nino, Nina, Nena, Nemo, Mona, Moni, Momo und Memo sich regelmässig sehen würden und man für DARFUTIONS® (man darf ja und soll nicht, Nino war schon immer ein Spassvogel…) ein Headquarter hätte, in dem Nino, Nina, Nena, Nemo, Mona, Moni, Momo und Memo je einen Schreibtisch hätten.
Gleichzeitig wurde Nino gekündigt, also wohnungstechnisch. Nino war also in der blöden (oder guten?) Situation, zwei Objekte gleichzeitig zu suchen.
In einer normalen Welt – aber welche Welt ist noch normal? – würde man von einer 3-Zimmer-Wohnung mit ca. 80 qm2 und einem Workspace mit vielleicht 150 qm2 ausgehen, und das ist ja schon sehr üppig, Nino, Nina, Nena, Nemo, Mona, Moni, Momo und Memo sind ja sehr viel unterwegs, und wenn nicht, möchten sie ja zusammentreffen, es geht also nicht um ein Objekt mit sieben Einzelbüros, sondern eher um einen offenen, loftigen und luftigen Grundriss.
Nino suchte nun.
Und suchte.
Und suchte.
Aber es war wie verhext: Alle Wohnungen, die man ihm anbot, waren entweder ein Wohnklo mit Tisch, oder sie waren nicht renoviert, oder sie waren im Rotlichtbezirk, oder sie hatten kein Tageslicht.
Oder:
Sie waren unbezahlbar. Nino war einfach nicht bereit, für eine schöne, helle und gut geschnittene Wohnung 8500 Sfr hinzublättern.
Ganz anders bei den Büros: Man warf ihm – sofern das sprachlich geht – die Quadratmeter förmlich hinterher. In den vergangenen Jahren hatte man in Wiedikon, Witikon und Wipkingen (ich erfinde das nicht, googlemapsen Sie es) dermassen viele Bürohäuser gebaut, dass Wiedikon, Witikon und Wipkingen von Workspaces überquollen:
300 qm2 für 2000 Sfr in Wiedikon
400 qm2 für 1800 Sfr in Witikon
500 qm2 für 1900 Sfr in Wipkingen.
Und Nino tat das Richtige: Er mietete ein Wohnklo mit Tisch für 500 Franken (als Adresse) und den Workspace in Wipkingen, er bietet nicht Arbeitsraum für Nino, Nina, Nena, Nemo, Mona, Moni, Momo und Memo, sondern auch noch 200 Meter Wohnraum für Nino, mit Fitnessraum, Billardtisch, Fernsehzimmer usw., und natürlich dürfen auch Nina, Nena, Nemo, Mona, Moni, Momo und Memo die Räume benutzen.
Selbstverständlich ist das völlig illegal. Nino darf offiziell nicht in seinem Büro übernachten (deshalb habe ich auch alle Namen geändert, und das ganze ist auch nicht in Zürich…), aber was soll der Arme machen?
Es müsste ein Umdenken geben – und ein Umwidmen, wenn wir leerstehende Büros haben und zu wenig Wohnungen.
So gesehen hatte Katja ziemlich recht:
Dann heirat' doch dein Büro
Dann heirat' doch dein Büro
Stell dir ein Bett dort hinein
Und schlaf mit den Akten und Computern ein
Dann heirat' doch dein Büro
Du liebst es doch sowieso
Dort hast du deine Show
Drum geh' und heirat' doch dein Büro
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