Ich habe mir eine Lizenz für Privatermittlung besorgt, also quasi einen Privatdetektiv-Ausweis.
Und zwar nicht, weil ich irgendwelchen Leuten hinterherspionieren möchte, sondern für eine spezielle Situation:
Den Kaffeekauf.
Ich hatte mich neulich mit meinem Partner um 14.15 an der MIGROS am Bankverein verabredet, um unseren Wocheneinkauf zu erledigen. Gleichzeitig war ein Besuch des Nespressoladens angesagt, denn wir hatten keine Kapseln mehr.
Als ich um 13.55 am Nespresso vorbeikam, war ich mir nun nicht sicher, ob ich den Kaffeekauf tätigen sollte. Es gab nämlich die Möglichkeit, dass mein Partner schon dagewesen war, und dann hätten wir solche Unmassen von Kapseln, dass unser Schrank platzen würde.
Wie also herausfinden, ob er schon eingekauft hatte? Er hat kein Handy, war nicht erreichbar, und natürlich zu Hause schon weg.
Eins wusste ich: Hineinlaufen und fragen, ob eine bestimmte Person schon dagewesen sei, das konnte ich getrost vergessen, auch wenn ich nachweislich die gleiche Adresse habe. Es hatte schon bei der Ummeldung nach unserem Umzug nur mit halbstündigem Bitten funktioniert, damals verlangte die Verkäuferin, als ich unsere beiden Accounts ändern wollte, eine Vollmacht und liess sich nur mit Tränen erweichen…
Nein, also einfach fragen würde nicht gehen, man würde mir das allfällige DATENSCHUTZ entgegenschmettern, nein, unmöglich.
Würde der Swisscom-Trick gehen? Der Swisscom-Trick geht so: Wenn ich irgendwas mit der Swisscom besprechen muss, und es betrifft nicht meine Anschlüsse, dann sage ich nicht, ich sei der Partner, dann geht nämlich nix mehr, sondern ich sage, ich sei er und rufe vom Handy des Partners an. Ich werde dann immer nach der Wohnadresse gefragt, kein Problem, das ist meine eigene. Dann fragen sie nach meinem Geburtstag, hier muss ich aufpassen, nicht den 14. 2. 1965 zu nennen, sondern das andere Wiegenfest, auch dieses Datum habe ich natürlich im Kopf…
Der Swisscom-Trick beruht auf der Erkenntnis, dass, wenn Sie in einem normalen Laden behaupten, Sie seien XY, Sie nie nach einem Ausweis gefragt werden.
Der Swisscom-Trick bei Nespresso würde also bedeuten, ich gehe hinein, sage ich sei …. …. und frage, ob ich heute schon dagewesen sei. Nur: Wie mache ich klar, warum ich das nicht weiss? Die Frage klingt ja überaus bescheuert. Sage ich, ich hätte Alzheimer? Sei dement? Mir sei eben ein Ziegelstein auf den Kopf gefallen? Oder ich sei einfach verpeilt? Psychisch krank?
Aber es könnte sein, dass die Verkäuferin dann einen Krankenwagen holt.
Datenschutz.
In einer Zeit, in der jedermann und jederfrau sämtliche Arztbesuche auf Instagram veröffentlicht, in der man im Internet alles und jedes über die gesamte Menschheit rausfindet, in einer Zeit, in der wir alle gläsern sind, in dieser Zeit ist es nicht möglich, in einen Nespressoladen zu laufen und zu fragen:
«Können Sie mir sagen, ob … … heute schon da war?»
Ich habe mir nun eine Lizenz für Privatermittlung besorgt.
Dass wir uns recht verstehen: Dies ist keine staatliche Lizenz, die gibt es nämlich nicht, ein Detektiv hat in der Schweiz die gleichen Rechte und Pflichten wie jeder andere Bürger auch, mehr nicht. Gewisse Institute, wie z. B. die Detektei und Ermittlung im Recht (DER), Detektiv Institut der Eidgenossen (DIE) und Detektiv Akademie Schweiz (DAS) vergeben aber solche Lizenzen. Ausweise von DER, DIE oder DAS sind das Papier nicht wert, auf dem sie stehen, aber die Dokumente von DER, DIE, DAS machen Eindruck.
Gewaltigen Eindruck.
Ich werde nun also in Zukunft, in grauem Trenchcoat und mit einem Hut auf, genauso wie der legendäre Arbogast im legendären «Psycho» in die Hotels läuft, bis er im Bates Motel die Verschwundene findet – und auch seinen Tod, genauso werde ich ins Nespresso laufen:
«Guten Tag.»
«Guten Tag.»
«Ich bin Privatermittler. Hier ist mein Ausweis. Kennen Sie den Mann auf dem Foto?»
«Ja, der war vor einer Viertelstunde da!!!!!»
«Vielen Dank.»
«Hat er etwas ausgefressen? Der sah so überaus sympathisch aus.»
«Das darf ich Ihnen aus taktischen Gründen nicht sagen. Schönen Tag noch.»
So werde ich das machen. Denn eines ist klar: Wir brauchen Datenschutz. Wo kämen wir hin, wenn alle wüssten, dass ich Nespresso kaufe.
Obwohl ich das ja gerade hier veröffentlicht habe.
Dienstag, 18. März 2025
Datenschutz beim Kaffeekauf
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