Dienstag, 11. März 2025

ChatGPT schreibt über mich - Erstaunen

Ich habe vor ein paar Tagen aus purem Spass mit einem Schüler zusammen einen Text zum Thema «Rolf Herter, Musiker, Basel» zusammenstellen lassen.
Von wem?
Ach, natürlich von ChatGPT, von wem denn sonst? Und die KI hat ganze Arbeit geleistet. Es war ein sehr schöner Beitrag, der mir viel Freude machte. Schon der Beginn («…ist ein renommierter Chorleiter aus…») stimmte mich froh, und der Schluss war noch besser («…eine wichtige Persönlichkeit im Basler Musikleben…»).
Was aber das Tollste war, ich habe viele neue Dinge über mich gelernt:

* Ich bin Vizedirigent des Basler Bachchores.
* Ich habe 2016 mit dem Cäcilienchor Münchenstein die Kantaten I – III des Weihnachtsoratoriums aufgeführt, wobei man schon im Sommer anfangen musste.
* Ich beteilige mich an Schulungen und habe den Text «Über Verlust, Gemeinschaft und Durchatmen» veröffentlicht.
* Ich habe einen eigenen YouTube-Videokanal.
* Ich unterrichte seit 2002 an der Sekundarschule in Allschwil.

Das habe ich jetzt nicht erfunden, Ehrenwort, grosses Ehrenwort, genauso stand das da!

Ich sass etwas staunend über all diesen Fakten, oder ich staunte so lange, bis ich für mich die Fehler herleiten und entschlüsseln konnte. Man muss sich immer vor Augen halten, die KI (oder AI) kann nichts erfinden oder verstehen oder entwerfen oder begreifen, sie kann nur das zusammenschreiben und verknüpfen, was sie im Netz findet. Und da verknüpft sie halt manchmal richtig und manchmal falsch. Ein wenig so, wie wenn man bei einem Hemd den untersten Knopf in das zweitunterste Knopfloch macht, und dann alles verschoben und schief und krumm wird…

Ich habe im Jahre 2023 als Vizedirigent der Knabenkantorei Basel meine Jungs bei einer Aufführung des «War Requiem» betreut, und als solcher bin ich im Programmheft des Bachchores erwähnt. Ich war nie Vize dort, bin es nicht, und werde es nie sein. Nicht, dass ich nicht gerne mit dem einmalig tollen Chef zusammenarbeiten würde, aber es stand nie zur Disposition. (Es gibt die feste Position auch gar nicht…)

Ich habe die Kantaten «Jauchzet, frohlocket!», «Und es waren Hirten» und «Herrscher des Himmels» 2014 in Münchenstein dirigiert. 2016 habe ich dort das Requiem von Fauré und das Orgelkonzert von Poulenc aufgeführt, und etwas später «Jauchzet, frohlocket!», die Kantate I – und nur die, und die mit der Knabenkantorei am 24. 12. Im Münster.
Und die Sache mit dem Anfang im Sommer?
Das ist nun so ein Ding, wo die spezielle Erwähnung eines Aspektes den Eindruck erweckt, es wäre singulär und besonders. Wenn ich nur auf die Kriegsverbrechen einer Nation zeige, erwecke ich den Eindruck, andere Länder führen «saubere» Kriege. Wenn ich einen Politiker der Lüge überführe, muss ich aufpassen, dass nicht die Meinung entsteht, alle anderen sagten die Wahrheit. ALLE Chöre fangen im Sommer (spätestens im Sommer) mit ihrem Weihnachtsstück an – sonst schafft man es gar nicht.
Ausserdem hat das nix in einer Vita zu suchen.

Ich bin kein Coaching-Guru, bin kein Yoga-Guru, bin kein Psycho-Guru, auch wenn der Abschnitt den Eindruck erweckt. Den Artikel, der so klingt, als ob er für eine Selbsthilfegruppe von trauernden Angehörigen habe ich für die Homepage des Verbands Chorleitung Nordwestschweiz aus dem Amerikanischen übersetzt. Und zwar im Frühjahr 2020. Sie ahnen es: Es ging um den Lockdown und wie man mit der Situation umgeht, in der man etwas ganz Liebes vermisst (Verlust), nämlich das Singen in der Gruppe (Gemeinschaft) und was man alleine tun kann (Durchatmen).
Ich habe damals etliche Texte aus dem Englischen und auch Niederländischen übertragen, nicht nur, weil man schnell Infos und Hilfe brauchte, sondern auch, um mich in der «Von 100 auf O in zwei Tagen»-Situation ein wenig abzulenken.

Der YouTube-Kanal ist nicht meiner. Ich würde mich auch schämen, rolfherter4585 enthält zwei Videos, «David2», mit einer Flussansicht und Sprüchen und «Telsong» mit Flugzeugbildern und Geräuschen aus dem Cockpit. Beide dilettantisch gemacht und sehr langweilig, dementsprechend hat der Kanal wenige Aufrufe und nur 1 (!) Abonnenten.

Ich habe die Sekundarschule Allschwil im Jahr 2016 verlassen und unterrichte nur noch in Solothurn.

Den so überaus schlechten Text kann man natürlich auch durch den Zwang erklären, dass ChatGPT etwas Neues und Eigenes machen muss. Auf der Homepage der KKB gibt es ja ein fertiges und perfektes CV von mir, das man einfach kopieren könnte. Das darf die KI selbstverständlich nicht, denn sie soll ja Produkte liefern, die über jeden Plagiatsvorwurf erhaben sind, also sucht die AI verzweifelt noch nach anderen Quellen und wertet sie aus. Und schustert etwas zusammen.

Ich habe vor ein paar Tagen aus purem Spass mit einem Schüler zusammen einen Text zum Thema «Rolf Herter, Musiker, Basel» zusammenstellen lassen.
Von ChatGPT.
Und ich habe beschlossen, meine Lebensläufe doch erst einmal weiterhin selber zu schreiben.



 


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