Dienstag, 22. Juli 2025

Friedensnobelpreis für meine Grossmutter!

Ich möchte meine Grossmutter Emma Herter, geb. Brecht (1900 – 1984) für den Friedensnobelpreis 2025 vorschlagen.

Nun ist die erste Frage: Kann ich das überhaupt?
Eine Internet-Recherche ernüchtert mich: Ich kann es nicht.
Das eine ist der Kreis der Menschen, die vorschlagen dürfen, er ist sehr gross, verdammt gross, aber ich gehöre nicht dazu. Vorschlagen dürfen nämlich Mitglieder von nationalen Parlamenten, Universitätsprofessorinnen und Universitätsprofessoren und leitende Personen von wichtigen NGOs und internationalen Gerichten. Trifft auch mich irgendwie alles nicht zu.
Das andere ist der Termin: Die Frist für das laufende Jahr endet am 31. Januar, die Frist für das nächste beginnt nach der Verleihung. «Aber halt mal!», rufen Sie, «hat nicht neulich der Netanjahu…?» Ja. Hat er. Das war aber völliger Quatsch. Natürlich ist Benny Mitglied eines Parlamentes, aber für 2025 kann er Trump NICHT MEHR vorschlagen, und für 2026 NOCH NICHT.
Das Ganze war also ein dummer (aber effektiver!) PR-Gag.

Ich muss also meinen Wunsch, meine Bitte, mein Ansinnen anders formulieren: Ich möchte, dass jemand meine Grossmutter Emma Herter, geb. Brecht (1900 – 1984) für den Friedensnobelpreis 2026 vorschlägt, nominiert.

Das ginge, eine Nennung für den Friedensnobelpreis ist zunächst gar nix. Jedes Jahr muss das Komitee sich durch einen Wust von ca. 300 Anträgen kämpfen. «Für den Nobelpreis nominiert» ist also nicht vergleichbar mit «Nominiert für 4 Oscars» oder «Nominiert für 3 Golden Globes», man kann es nicht so ansehen wie eine Long- oder Shortlist für den Schweizer oder den Deutschen Buchpreis.

Noch eine Kleinigkeit steht dem Ganzen im Wege: Kein Nobelpreis kann posthum vergeben werden. Das sehen wir ja manchmal am Literaturnobelpreis, da kann es sein, dass, wenn die Krebserkrankung des Dichters X bekannt wird, er den Preis halt dieses Jahr noch bekommt, obwohl man eher mit Y oder Z gerechnet hätte – im Jahr darauf wäre er vielleicht nicht mehr da…

Was macht nun aber meine Grossmutter Emma Herter, geb. Brecht (1900 – 1984) so friedensnobelpreiswürdig?
Ganz einfach:
Meine Oma, die wir aus unerfindlichen Gründen «Ralle-Omi» nannten, um sie von der anderen Grossmutter zu unterscheiden (Sie kennen das Problem, die beiden Omis auseinanderzuhalten, es sei denn, sie sind Schwede oder Schwedin und haben mit «mormor» und «farmor» eine Superlösung), meine Oma jedenfalls war die friedlichste Person der Welt.

Alle, die meine Oma noch gekannt haben, beschreiben sie als einen Engel, immer milde und lächelnd, oft ein wenig verträumt, stets hilfsbereit und grosszügig. Sie war den schönen Dingen zugetan, liebte schöne Möbel, schöne Stoffe und Lyrik. Nie habe ich sie zornig, nie laut, nie im Streit oder im Zwist erlebt. Auch sehr, sehr, sehr schräge Menschen fanden an ihrem Tisch Platz und bekamen ihren Kaffee – der stets von Hand gemahlen und frisch aufgebrüht wurde, auch noch in den 80er Jahren.

Ihr Lieblings-Bibeltext war 1. Korinther 13 (…Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf, sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit; sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles. Die Liebe höret nimmer auf, wo doch das prophetische Reden aufhören wird und das Zungenreden aufhören wird und die Erkenntnis aufhören wird.. Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.) Ich habe vor ihrer Beerdigung leider den Pfarrer von diesem Text nicht überzeugen können, es sei ein Hochzeitstext, wobei er irrte.

Nun können Sie einwenden, es gebe ja ganz viele Menschen wie meine Oma, überall auf diesem Globus leben Leute, die sanft und friedlich sind. Ja! Und alle diese Leute haben den Nobelpreis verdient.
Warum vergeben wir den Friedenspreis an Terrororganisationen, die nach 10 Jahren ihre Waffen abgeben und nicht an Gruppen, die nie eine Waffe in die Hand nehmen?
Warum bekommen zwei Streithähne den Preis, wenn sie sich versöhnen und nicht die Leute, die nie streiten? (Mein Albtraum: Putin und Selenskyj kriegen 2027 den Nobelpreis…)
Warum kriegen die Abrüster den Preis und nicht die Nie-Aufrüster?
Ich möchte es ganz harsch auf einen Satz und eine Forderung, einen Antrag reduzieren:

Ich beantrage, den Friedensnobelpreis überhaupt nicht mehr an Staatsmänner zu verleihen. Sondern an die friedlichen Menschen der Welt.

Ich möchte meine Grossmutter Emma Herter, geb. Brecht (1900 – 1984) für den Friedensnobelpreis 2026 vorschlagen. Zu ihrem 126. Geburtstag am 18. 11. 2026 wäre das doch eine schöne Sache.





 

  

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  

 


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