Dienstag, 17. Juni 2025

17. Juni - eine Erinnerung

Heute ist der 17. Juni.

Für junge Deutsche und für junge Schweizer, auch für alte Schweizer wahrscheinlich kein Datum, an dem «die Ohren klingeln», aber für alte Deutsche so wie mich eine wichtige Zahlenkombination: Am siebzehnten Juni war der «Tag der Deutschen Einheit».
Wenn der 17. 6. dann so wie heuer lag, dann konnte man sich in katholischen Bundesländern über eine Ferienzeit mit wenigen geopferten freien Tagen freuen: 9. 6. Pfingstmontag, vier Tage spendiert, ein Brückentag, der 17. 6., ein Brückentag, der Fronleichnamstag, Brücke, und man hatte 16 Tage Ferien, man sprach da auch von «Arbeitnehmerjahren».

Heute ist der 17. Juni.

Was geschah am 17. Juni?
Als Aufstand vom 17. Juni 1953 (auch Volks- oder Arbeiteraufstand) werden die Vorkommnisse in der DDR bezeichnet, in deren Verlauf es in den Tagen um den 17. Juni 1953 zu einer Welle von Streiks, Massen-Demonstrationen und politischen Protesten kam. Ausgelöst durch verschiedene Ursachen, vornehmlich der für viele Bürger zum Teil brutal und rücksichtslos geführte Aufbau des Sozialismus sowie repressive Maßnahmen des SED-Regimes, erstreckte sich der anti-stalinistische Aufstand über weite Teile des noch jungen Staates. In einem Flächenbrand wurden politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Forderungen gestellt, darunter Rücktritt der Regierung, Freie Wahlen und Freilassung aller politischen Gefangenen.
(Wikipedia)

Der Aufstand wurde schliesslich von sowjetischen Panzern niedergeknüppelt. Allerdings – das muss man jetzt klar sagen – kann man das nun nicht ganz in die Schublade «böse Russen» stecken, denn die Intervention geschah ja auch halb mit Wissen, mit Wohlwollen, mit Genugtuung, und wahrscheinlich auch auf Anfrage des SED-Regimes. Aber da müsste man viele Archive durchforsten und die heissen Telefonate zwischen Ost-Berlin und Moskau («Kriegt ihr das hin…?» «Wissen wir nicht so genau…» «Sollen wir kommen…?» «Wissen wir auch nicht…») sind nicht mitgeschnitten worden. 

Heute ist der 17. Juni.

In der Folge des Aufstandes wurde dann dieser Tag zum «Tag der Deutschen Einheit», man bekundete so die 100%, liebevolle, die absolute und unwiderrufliche, man bekundete die unzerbrechliche, ewige, andauernde, die totale und allumspannende Liebe, Solidarität und Freundschaft mit den Brüdern und Schwestern im Osten.

Dann kam die Wende und mit ihr verschwand der 17. Juni.
Es wurde ein neuer Tag ausgelobt, an dem man die 100%, liebevolle, die absolute und unwiderrufliche, die unzerbrechliche, ewige, andauernde, die totale und allumspannende Liebe, Solidarität und Freundschaft mit den Brüdern und Schwestern im Osten zeigen konnte und sollte.
Der 3. Oktober.
Der dritte Oktober erinnert an den Tag, an dem die DDR der BRD beitrat und Deutschland wiedervereinigt war.

Heute ist der 17. Juni.

Viele Deutsche sehnen sich ein wenig nach dem Tag zurück, denn er war so viel einfacher und glatter. Es war so wichtig und schön, an die Leute «drüben» zu gedenken, es war so elementar demokratisch und westlich, die 100%, liebevolle, die absolute, nicht widerrufliche, die ewige und andauernde, totale und allumspannende Liebe und Solidarität und Freundschaft mit den Brüdern und Schwestern im Osten zu praktizieren.
Und es so viel schwieriger, wenn die Brüder und Schwestern einem so nahe auf der Pelle sind, wenn sie «da» sind, zu einem gehören.

Und das ist jetzt kein deutsches Phänomen. Es ist ein menschliches Phänomen.
Ein Freund von mir liebt und unterstützt Kinder.
Er hat eine Patentochter in Mozambique.
Er hat einen Patensohn in Bangladesch.
Er hat zwei Patentöchter in Peru.
Er hat zwei Patensöhne in Indien.
Alle diese Kinderlein (die ihm WORLD CHILDREN FUND vermittelt hat) unterstützt er nicht nur mit Geld, sondern auch mit Rat und Tat, per Brief oder zoom oder WhatsApp.
Zu seinen eigenen Neffen hat er wenig Kontakt und niemals, niemals, niemals würde er mit den Jungs seiner Nachbarin mal ins Schwimmbad oder zum Kicken gehen, was deren Burnout eventuell verhindern könnte…
Dem «Nächsten» zu helfen ist eben so viel leichter, wenn es nicht der «Allernächste», sondern erst der «Übernächste» ist.

Heute ist der 17.Juni.
Und der war so viel schöner als der 3. Oktober.





 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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