Ich bin ein ordentlicher Mensch.
Meine Bücher stehen in alphabetischer Ordnung, Böll steht bei Böll und Mann steht bei Mann, wobei natürlich der Autor des «Untertanen» vor seinem Neffen Klaus und dieser vor seinem Vater Thomas steht. Innerhalb der Autoren leiste ich mir Unordnung (warum eigentlich?).
Ebenso ist mein Badezimmerschränkchen ein Quell der Freude für jeden Pedanten: Duschgel steht bei Duschgel und Creme bei Creme, Zahnpasta steht bei Zahnpasta und Haargel bei Haargel.
Und genauso haben der Osterschmuck, der Weihnachtsschmuck und der Pfingstschmuck ihren festen, notierten und normierten Platz im Keller.
Wie schrieb der gute Fritze:
Heil'ge Ordnung, segensreiche
Himmelstochter, die das Gleiche
Frei und leicht und freudig bindet,
Die der Städte Bau gegründet,
Die herein von den Gefilden
Rief den ungesell'gen Wilden.
Nein, nicht Friedrich Merz, wie ungebildet, Friedrich Schiller im «Lied von der Glocke», das musste man früher in der Schule auswendig lernen – allerdings vor meiner Zeit, meine Eltern aber konnten es noch rezitieren und zitieren.
In Übereinstimmung mit Schiller (und mit meiner Ordnungsliebe) bin ich nun kein Fan von naturbelassenen, sogenannten Ökowiesen.
Da steht und wächst doch alles durcheinander, wild und anarchisch, statt ordentlich ein Feld mit roten Tulpen, ein Feld mit gelben und ein Feld mit rosa Tulpen zu haben, herrscht totales Chaos. Und Schiller macht ja ganz eindeutig klar: Die Himmelstochter bindet GLEICHES miteinander, nicht Ungleiches, sie verbindet eben Tulpen mit Tulpen und Rosen mit Rosen und nicht alles durcheinander. Und dieser urbane Gartenbau (…DER STÄDTE BAU…) ist ein Zeichen von Zivilisation. Der UNGESELLIGE WILDE wurde hereingerufen.
Anders formuliert:
Öko-Wiesen mit ihrem bunten Chaos, mit ihrem wilden Durcheinander sind ein Relikt der Steinzeit.
Und was blüht da eigentlich so unordentlich durcheinander? Ich habe mir eine Pflanzenbestimmungs-App zugelegt. Und die fördert die folgenden Dinge zutage:
Ganz viele Pflanzen stinken. Sie heissen zum Beispiel
Stinkasant.
Stinkender Pippau.
Stinkender Gänsefuss.
Das "Stinken" im Volksnamen haben auch Stinkholder (Sambucus ebulus), Stinkandorn (Ballota nigra), Stinkhundskamille (Anthemis arvensis), Stink-Wacholder (Juniperus sabina), Stink-Sumach (Rhus trilobata) und Stink-Esche.
Andere Pflanzen sind gemein:
Das Gemeine Gras und das Gemeine Schilf.
Der Gemeine Dost.
Die Gemeine Schafgarbe.
Die Gemeine Traubenkirsche und die Gemeine Waldrebe.
Die Liste liesse sich beliebig fortsetzen, so viel Gemeinheit, wie es auf einer normalen Wiese gibt, gibt es weder in einem Mafia-Hauptquartier noch in einem Mobbing-Chat.
Eine Öko-Blumenwiese ist also nicht nur unordentlich, sie ist ebenso ein Hort von schlechtem Geruch und bodenloser Gemeinheit.
Ich bin ein ordentlicher Mensch. Und als solcher bin ich froh, dass es genügend Mittel und Gifte gibt, um Wildheit und Wildwuchs zu bekämpfen.
Ich habe ja nichts gegen Blumen, sie sollen einfach ordentlich da stehen, wo der Mensch sie hinsetzt, und dann auch nur eine Sorte. Mein Wunschgarten hat 4 Beete, eines mit Salat, eines mit Tomaten, eines mit Rosen und eines mit Lilien, und der Salat soll nicht zu den Tomaten und die Tomaten nicht zu den Rosen und die Rosen nicht zu den Lilien.
Ordnung eben.
Vorgestern habe wieder Ferien in den Niederlanden gebucht. Und mein Lieblingsort ist natürlich nicht einer der 22 Nationalparks wie Kalmthoutseheide oder Lauwersmeer.
Mein Lieblingsort ist die Tulpenfabrik Kuijkenhof.
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