Freitag, 7. Juni 2024

Zu wenig Hochwasser für alle Politiker


Das Hochwasser im Kreis Birglar vor einigen Jahren hätte – das haben Untersuchungen jetzt ergeben – nicht so schlimm sein müssen, wie es war. Ja, man hat herausgefunden, dass an einigen Stellen die Wassermassen der Duhr künstlich in die Orte gelenkt wurden.
Und das kam so:

Als in der Nacht vom 17. auf den 18. März 2019 die Fluten in das kleine Städtchen Birglar einbrachten, liefen an vielen Orten die Drähte heiss. Und so hatten sich für den Nachmittag des 18. einige illustre Personen angesagt:
Die Bundeskanzlerin
Der Innenminister des Bundes
Der Umweltminister des Bundes
Der Ministerpräsident
Der Innenminister des Landes
Der Umweltminister des Landes
Die Landrätin
Der Bürgermeister

Was wollten sie nun alle in Birglar, Die Bundeskanzlerin, der Innenminister des Bundes, der Umweltminister des Bundes, der Ministerpräsident, der Innenminister des Landes, der Umweltminister des Landes, die Landrätin und der Bürgermeister?
Es gibt zwei Lesarten: Die eine besagt, die Damen und Herren wollten ihre unbedingte, heftige, grossartige, gewaltige, herzensgute und intensive Solidarität bekunden.
Die andere meint, die Herren und Damen wollten ihre unbedingte, heftige, grossartige, gewaltige, herzensgute und intensive Egomanie beweisen, ihre Schönheit und Intelligenz zeigen.
Das zweite…
stimmt natürlich.

Es gibt eine Grundregel, dass das Bewältigen einer Katastrophe dem Katastrophen-Bewältiger hilft. Das ist auch einigermassen klar. In letzter Zeit hat sich aber gezeigt, dass auch das Sich-Zeigen und das Verkündigen von Solidarität schon sehr viel nützt. Politiker freuen sich also über
Vulkanausbrüche mit heftigen Lavaströmen
Erdrutsche, bei denen ganze Berge herabkommen, sowie Lawinen
Feuersbrünste, gerne gepaart mit Chemiekatastrophen
Krieg
Heftigen Regen mit anschliessendem Hochwasser.
Nun hat es sich ebenfalls gezeigt, dass das Hochwasser für deutsche Politikerinnen und Politiker hier das Beste ist. Vulkanausbrüche gibt es einfach so wenig in der BRD, schlicht und einfach, weil es so wenig Vulkanismus gibt; Erdrutsche sind eher etwas für die Eidgenossen und die Österreicher. Feuer wäre toll, aber meistens wird da alles abgesperrt, und wenn es giftige Dämpfe hat, dann macht das ja auch keinen Spass. Krieg gab es auch schon lange keinen mehr.
Bleibt also das Hochwasser. Schmidt Schnauze begann so seine Karriere, Gerhard Schröder – so sagt man – gewann seine Wahl «in Gummistiefeln».

Nun hatte man also in Birglar das Problem, dass insgesamt 8 Leute an die Duhr wollten. Acht Leute, alle natürlich mit Sicherheitsapparat, dazu diverse Journalistinnen und Journalisten.
Was tun also?

Man beschloss, die Bagage in vier Gruppen aufzuteilen:
Die Bundeskanzlerin und der Innenminister des Bundes mit Entourage
Der Umweltminister des Bundes und der Ministerpräsident mit Entourage
Der Innenminister des Landes und der Umweltminister des Landes mit Entourage
Die Landrätin und der Bürgermeister mit Entourage
Jeder Gruppe würde ein Platz zugewiesen werden.

Aber dann stellte sich heraus, dass eben nur in der Mitte von Birglar die Duhr die Brücke mitgerissen, in die Keller gelaufen und sehr viel zerstört hatte. Nur hier waren die Schäden so richtig fotogen.
In anderen Orten des Kreises, in Wollershoven, Huskirchen und Dulbenhoven war wenig passiert, denn hier, in Wollershoven, Huskirchen und Dulbenhoven, hatten Dämme und Sandsäcke die Duhr von schlimmen Dingen abgehalten. Nun machte man das Unglaubliche: Man räumte die Sandsäcke weg und durchstiess die Dämme, dass auch in Wollershoven, Huskirchen und Dulbenhoven die Brücken brachen und die Keller vollliefen und sehr viel zerstört wurde.
Die Bundeskanzlerin und der Innenminister des Bundes blieben mit Entourage nun in Birglar.
Der Umweltminister des Bundes und der Ministerpräsident posierten mit Entourage in Wollershoven.
Der Innenminister des Landes und der Umweltminister des Landes weilten mit Entourage in Huskirchen
Die Landrätin und der Bürgermeister zeigten sich in Dulbenhoven mit Entourage der TV.
So wurde der Solidaritätsbekundung der Polit-Prominenz eine Bühne geschaffen, sie konnten Schäden beweinen, die es ohne sie gar nicht gegeben hatte.

Das Hochwasser im Kreis Birglar vor einigen Jahren hätte – das haben Untersuchungen jetzt ergeben – nicht so schlimm sein müssen, wie es war. Ja, man hat herausgefunden, dass an einigen Stellen die Wassermassen der Duhr künstlich in die Orte gelenkt wurden.
Man kann nur hoffen, dass sich das nie wiederholt.

P.S.: Ich danke Heinrich für die in «Ende einer Dienstfahrt» von ihm erfundenen geographischen Namen.



 

  

 

 

 

 

 

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