Freitag, 21. Juni 2024

Es kam... Nemo

Am letzten Montag stand das kleine Städtchen Biel Kopf: Nemo präsentierte sich auf einer kleinen Bühne dem Volk und es gab Autogramme und Selfies für Jung und Alt. Schon Stunden im Voraus hatten die Leute ausgeharrt und vor allem die Vor-Teenager waren so aufgeregt, dass sie auf Befragung durch Journalisten, warum sie nun hier warteten, kaum einen geraden Satz hervorbringen konnten:
«Das isch so cool, so cool, so cool, igg bi so ufgrägt.»
«Mi Schwöschter mit em in d`Schuel…»
«Igg muess Selfie mitem»
«Kraaaaaiiiisch»
Man hatte das Gefühl, hier wäre der Papst zu einer Horde Nonnen in der Tundra gekommen, die seit drei Jahren keinen Geistlichen sahen, geschweige denn einen Bischof, und nun kommt Franziskus persönlich in die Schneesteppe.
Man hatte das Gefühl, hier warteten Groupies auf die wiedervereinigten Beatles, allen Unkenrufen zum Trotz, dass das ja ob des Todes gewisser Bandmitglieder nicht möglich sei.
Man hatte das Gefühl, Charles UND Silvia UND Willem-Alexander und noch ein paar Königinnen und Könige würden bald eintreffen und Spenden für die bedrohte Tierwelt sammeln.
Aber es war kein König, kein Beatle und auch nicht der Papst.
Es war Nemo.

Denn Nemo ist Bieler.
Ja, der Nemo, der den ESC gewann, den ESC gewann als erste non-binäre Person, kommt aus dem schnuckeligen kleinen Städtlein am gleichnamigen See.

Biel also.
Biel/Bienne ist eine Stadt im Schweizer Kanton Bern. Sie liegt am nordöstlichen Ende des Bielersees im Seeland und ist mit 55'070 Einwohnern die zehntgrösste Stadt der Schweiz. Biel ist die grösste zweisprachige Stadt der Schweiz und nach Bern die zweitgrösste Stadt des Kantons.
(Wikipedia)
Ich mag Biel sehr, aber das steht hier gar nicht zur Debatte. Dennoch mache ich mich sehr häufig über die Zweisprachigkeit lustig, die die lustigsten Blüten treibt. So behaupte ich, dass die Bielerinnen und Bieler auch zweisprachig träumen, quasi mit Untertiteln, aber das streiten sie natürlich ab. Fest steht aber, dass alle Haltestellen im Bus-Screen (Tram gibt es keines) immer in beiden Sprachen geschrieben werden, auch wenn es wirklich unnötig ist:
Dufourstrasse – Rue Dufour
Tellplatz – Place Tell
Zentrum – Centre
usw.
Aber wir schweifen ab…

Der Hype um Nemo, der sich am letzten Montag entlud, hat natürlich ganz klare wirtschaftliche Gründe. Man weiss, dass das Kennen eines Städtenamens immense Vorteile bringt.
Ein Beispiel:
Die Schmidt AG aus Wolfsburg und die Meyer AG aus Herford bewerben sich um einen Auftrag in Frankreich. Schmidt hat nun einen Riesenvorteil: Man kennt den Namen Wolfsburg, und was man kennt, muss ja irgendwie OK sein. Herford kennt man nicht, es sei denn, man hat in Geschichte promoviert, Schwerpunkt 17. Jahrhundert (es war immer wieder Schauplatz im Dreissigjährigen Krieg), aber welcher Firmenboss hat schon seinen Abschluss in Geschichte gemacht? Man kennt Wolfsburg, und man kennt es sogar als Industriestandort, dass Schmidt und Meyer in der Solartechnik arbeiten und nicht in der Automobilbranche, spielt hier keine Rolle.
Schmidt hat also bessere Chancen, nur weil man die Stadt kennt.

So ist nun auch die Begeisterung zu verstehen, die Zweitligisten in Deutschland auslösen, wenn sie in die erste Bundesliga aufsteigen und vielleicht und eventuell sogar in internationalen Ligen spielen.
Wer würde eine Maschine aus Hinterdübingen kaufen? Aber wenn man Hinterdübingen kennt, weil der FC Hinterdübingen letztes Jahr in die 1. Bundesliga aufgestiegen ist und nun auf Platz 5 es sogar mit anderen internationalen Vereinen zu tun bekommt, dann sieht das vielleicht anders aus.
Wer würde Software aus Vorderkotzingen kaufen? Aber wenn man Vorderkotzingen kennt, weil der EHC Vorderkotzingen letztes Jahr die deutsche Eishockey-Meisterschaft gewonnen hat, dann kann das alles ändern.

Es geht also um Wirtschaft und Geld.
Wie immer.
Und wenn Biel dann aus noch den Song Contest AUSTRÄGT, auch wenn man dafür erst eine Halle für 500 Millionen bauen müsste, das wäre gut investiertes Geld.

Am letzten Montag stand das kleine Städtchen Biel Kopf: Nemo präsentierte sich auf einer kleinen Bühne dem Volk und es gab Autogramme und Selfies für Jung und Alt. Schon Stunden im Voraus hatten die Leute ausgeharrt und vor allem die Vor-Teenager waren so aufgeregt, dass sie auf Befragung durch Journalisten, warum sie nun hier warteten, kaum einen geraden Satz hervorbringen konnten.
Und dann erschien der Sohn der Stadt – Nemo.
Und sang noch einmal sein Lied.

Es heisst übrigens «The Code», was eher auf die Verbindung zur Software schliessen lässt…







 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen