Freitag, 24. Oktober 2025

Berlinreise (2): Von Busverspätungen, Schwimmbädern, Amazon und tollem Theater

So, hier noch die versprochene zweite Ladung an Berlin-Impressionen, einfach mal so, ohne konkrete Abschnitte und Überschriften...

Ich ging jeden Morgen schwimmen. Das ist nun nix Neues, nix Spannendes. Spannender ist vielleicht nur, wohin ich ging. Ich fuhr nämlich jeden Morgen mit dem 194 von der Haltestelle Pflügerstrasse zum Ostkreuz und von da mit der S-Bahn zum Bahnhof Springpfuhl, um am Helene-Weigel-Platz in die Schwimmhalle Helmut Behrend zu gehen.

Warum ?
Weil in Berlin eine Schwimmbad-Wüste ausgebrochen ist. Berlin hat fast 40 Hallenbäder, davon sind etliche wegen Renovierung geschlossen, etliche öffnen erst am Nachmittag, etliche sind nur von 6.00 – 8.00 geöffnet, um dann Schulen und Vereinen zur Verfügung zu stehen. Die nächste Schwimmhalle von der Pflügerstrasse wäre das «Wellenbad am Spreewaldplatz», das zurzeit saniert wird (nachdem es seit gefühlt 8 Jahren geschlossen ist, die erste Zeit überlegte man, ob man das Geld findet, das brauchte eine ganze Weile, nun wird es sicher bis 2040 nicht zugänglich sein).

Nach Marzahn also. Man könnte von der Pflügerstrasse auch einfach sitzenbleiben, dann würde die Reise aber 70 Minuten gehen (eine Strecke). Besser ist es natürlich, vom Bus auf die S-Bahn zu wechseln.
Denn:
Die Busse in Berlin sind eine Katastrophe. Ich habe mir während der Woche an der Spree geschworen, nie mehr, niemals mehr, zu keiner Zeit und an keinem Tage über die Busverbindungen der BVB zu lästern. (Zur Erklärung: Die BVB sind die Basler Verkehrs-Betriebe, die BVG ist die Berliner Verkehrs-Gesellschaft.) In Berlin gibt es zwar Busfahrpläne, aber die sind reine Fiktion, dass ein Bus wirklich zur auf dem Zettel angegebenen Zeit erscheint, ist zum letzten Male am 4. Juni 2015 passiert, auf der Linie 109 an der Haltestelle U-Bahnhof Uhlandstrasse.

Wenn ich am S-Bahnhof Ostkreuz die Treppe hinunterkam, konnte ich an der Anzahl der Menschen erkennen, wie viele Busabfahrten man im Rückstand war. Oft kamen dann drei bis vier Busse hintereinander.
Fand man aber in Bus 1, Bus 2, Bus 3 oder Bus 4 einen Platz, dann war noch längst nicht gesagt, dass Bus 1, 2, 3 oder 4 nun auch tüchtig weiterkommen. Eine Fahrt, die auf der App mit 30 Minuten angegeben wird, kann locker, locker, locker 60 Minuten dauern.
Vier Faktoren beeinträchtigen das ordnungsgemässe Fahren der Linien:
zähflüssiger Verkehr
parkende Autos
Umleitungen
Fahrradfahrer

Und natürlich Lieferverkehr – vor allem Amazon!
Für Leute, die auf dem Land leben, auf dem Dorf, die sozusagen zwischen Scheune und Kuhstall ihr Leben fristen, und für die jede Fahrt in die Stadt ein Riesenaufwand ist, der auch Zeit kostet, Zeit, die man mit den Kindern verbringen könnte oder zum Fenster putzen, ist das ja ok. Aber in der Metropole?
Die Anzahl aller Läden in Berlin kann man natürlich nicht eruieren. Aber das Internet nennt mir über 200 Buchläden. Also ca. 16 in jedem Bezirk und ca. zwei in jedem Ortsteil. Kein Grund, irgendetwas bei Amazon zu ordern. Denn das ist ja das Paradoxe: Die Touristen freuen sich so, endlich einmal richtig shoppen zu gehen, denn zuhause gibt es ja nix mehr, keine Läden, weil alle alles online bestellen, aber hier in Berlin…aber wehe, die Ansässigen hier machen das Gleiche wie die in Pasewalk oder Jüterbog.

Wir waren in vier (in Worten vier, in Zahlen 4) wunderbaren Vorstellungen. «Das Dinner» im Deutschen Theater, «Die Möwe» in der Schaubühne (mit einem unglaublich riesigen Baum als Bühnenbild), bei «Familie Flöz» im BE (eine Truppe, die pantomimisch mit Masken spielt, unglaublich gut) und in der «Zauberflöte» in der Deutschen Oper. Alles kraftvolles, vitales, spannendes, alles gekonntes und erfreuliches, alles professionell gemachtes Theater, das nur zwei Fragen zurücklässt:
Warum geht das anderswo nicht genauso? / Zum Beispiel in Basel?
Warum will man das kaputtsparen? (Man hat lange nix gehört, aber es ist zu hoffen, dass der Kultur-Rotstift wieder in der Versenkung verschwindet…)
Dass die Papagena beim Mozart zwei ihrer Einsätze verpasste, schmälerte die Begeisterung nicht, eine Papagena muss ja vor allem schauspielern, die junge Koreanerin bekam dennoch Bravorufe, obwohl etliche Töne fehlten.

So, das waren ein paar Impressionen von der Spree und von der Havel.
Berlin ist immer eine Reise wert.









 

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