Dienstag, 20. November 2012

Die Tücken von Tramanzeigen

Ich bin ein begeisterter ÖVler, ich habe das GA und mache alles, was irgendwie geht, mit Tram, Bus oder Zug. An meiner Pinwand hängen die Fahrpläne der Linien 6 und 11, sodass ich punktgenau auf eine Strassenbahn gehen kann. Immer, wenn ich zum Barfi komme, erstaune ich allerdings, dass die Linie 6 noch viele Minuten brauchen soll, sagt zumindest die Anzeigetafel, aber sie hat meistens Unrecht: Das Tram erscheint zu der Zeit, die bei mir angegeben ist, Abweichungen bis zu 3 Minuten sind an der Tagesordnung. Übrigens kommt auch oft nicht das Tram zuerst, das oben auf der Tafel steht, engültig weiss die Elektronik und damit die Anzeige erst, welcher Wagen anrückt, wenn betreffender Wagen das Stöckli passiert hat. Und dann weiss es auch der Fahrgast, der am Barfi steht, wenn er nicht extrem kurzsichtig ist. Die Basler Anzeigetafeln sind also alles andere als perfekt. Jetzt aber hat die Anzeigenmisere eine Steigerung erlebt: Ganz häufig ist auf der Tafel nur ein einziger Satz zu lesen: Bitte Fahrplan beachten. Hallo? Das tue ich doch sowieso, wozu dann eine Leuchtanzeige? Wahrscheinlich, um Nervenzusammenbrüche und Selbstmorde von Menschen zu verhindern, die ob der Orientierungslosigkeit nicht auf den rettenden Gedanken kämen: Da drüben hängt noch ein Fahrplan, auf Papier, gedruckt, old-style.
Eine weitere Sache sind dann die Tafeln, auf denen gar nichts mehr steht. Soll ich jetzt auch nicht mehr den Fahrplan beachten? Ist der auch falsch? Oder warum gibt es nur noch apokalyptische Schwärze? Und was ist dann davon zu halten, wenn solche Tafeln zusätzlich eingehüllt werden? Was soll verhindert werden? Dass jemand stundenlang auf die dunkle Tafel schaut und in Trance fällt? Nein, wahrscheinlich spielt die LCD-Anzeige so verrückt, dass sich obszöne Wörter und Bilder formieren. Man stelle sich vor, da stünde einfach f..... Da muss man schon verhüllen.
Bei der SBB hat man sich nun angepasst, damit der Übergang Tram - Zug reibungslos verläuft. Da liest dann der Reisende:
8.05      ICN         Olten - Bern - Thun
    Z&&&   öööö
                zt
Dann das grosse Klackern, Sie kennen das, alle Buchstaben und Zahlen werden durchgeklickt, jedesmal ein spannender Moment, und dann lesen wir:
8.05       ICN        Olten - Bern - Thun
          66        hh
                 %
Wie gut, dass der Fehler nicht Olten - Bern - Fankfurt heisst, das ist für Amerikaner und Japaner, die die Geographie hier nicht so gut im Kopf haben, sehr verwirrend.
Wir fliegen zum Mond, bekommen aber keine Anzeigetafel hin, wir schiessen Teilchen quer durch die Welt, um endlich das 13. Früchtequarks zu finden, schaffen es aber nicht, einen unkomplizierten und kundenfreundlichen Fahrkartenautomaten zu bauen, wir haben bald den Quantencomputer, werden aber nie ein Schreibprogramm besitzen, das auf Mac und PC gleich gut funktioniert.
Warum fangen wir nicht einmal an, die ganze Schrotttechnik des letzten Jahre zu verbessern, bevor wir immer weiter denken? Ja, ich weiss, die Alltagstechnik entsteht als Abfallprodukt der anderen, aber mussten wir wirklich 100 000 Billionen der NASA spenden, damit dann als Nebensache das Teflon herauskommt? Hätte man Teflon nicht auch ohne Apollo X basteln können?
Überlegen Sie sich das mal, ich muss jetzt aufs Tram.
Sagt meine Pinwand - und die stimmt.

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