Ich muss Ihnen etwas anvertrauen, aber sagen Sie es nicht weiter:
Ich habe heute Geburtstag. Und zwar einen runden. Ich werde sechzig.
Ihre erste Reaktion ist nun wahrscheinlich, dass das doch gar nicht geht, weil ja Valentinstag ist, aber da kann ich Sie beruhigen, das geht schon.
Es ist halt ziemlich unpraktisch, weil man nie Blumen bekommt, was so auch nicht stimmt, ich habe immer Blumen am 14. Februar bekommen, es waren halt immer GEBURTSTAGsblumen und nie VALENTINSblumen, da geht es mir wie den Leuten, die am 24. 12. oder 25. 12. Geburtstag haben und die auch nur die Hälfte an Geschenken kriegen, nein, ich habe mich daran gewöhnt, am 14. 2. geboren zu sein, ich hatte nun ja auch 60 Jahre Zeit dazu.
Ungeschickt ist es, wenn man – wie es immer wieder vorkam – an diesem Tag in Ferien ist, entweder bekommt man gar keinen Tisch in einem Restaurant oder es kostet das Dreifache. Letztes Jahr waren wir am Abend in Hamburg in 10 Lokalen, bis darauf kamen, es in dem zu probieren, in dem wir immer frühstückten; und man servierte uns im «Café Gnosa» noch wunderbare Pasta und ein süsses Dessert. (Hamburg-Kenner ist das «Gnosa» in St. Georg sicher ein Begriff.)
Ich muss Ihnen etwas anvertrauen, aber sagen Sie es nicht weiter:
Ich habe heute Geburtstag. Und zwar einen runden. Ich werde sechzig.
«Jung stirbt, wen die Götter lieben». Das war eigentlich immer mein Wahlspruch. Und das stimmt ja auch, wer mit 25, 30 oder 35 geht, hat viel weniger Chance, etwas noch richtig in den Sand zu setzen.
Vielleicht wäre der vierte (ich zähle die frühen, wo er nicht einmal im Abspann war, nicht…) Film von James Dean (* 1931 / † 1955) ein ganz schlechtes Movie gewesen, langweilig und kitschig, mit miesem Skript und mies gespielt.
Vielleicht hätte man Fritz Wunderlich (* 1930 / † 1966) mit 65 ausgebuht, weil das hohe C nicht mehr ohne Qual gekommen wäre, ein Buhen, das Rosvaenge, Windgassen und Traxel nicht erspart wurde.
Vielleicht hätte Mani Matter (* 1936 / † 1972) im neuen Jahrtausend beim Songcontest teilgenommen, mit einem Schlager, fett orchestriert und elektronisch aufbereitet.
Die Reihe liesse sich beliebig fortsetzen.
«Jung stirbt, wen die Götter lieben». Das war eigentlich immer mein Wahlspruch. Geht jetzt aber nicht mehr, das «Jung sterben» habe ich nun ganz, ganz, ganz klar verpasst.
Psssst…
Ich muss Ihnen etwas sagen, aber behalten Sie es bitte für sich: Ich werde heute 60.
Wenn ich so auf meine runden zurückblicke, dann waren eigentlich nur 30 und 50 so richtig schlimm.
20 nahm man ja gar nicht so wahr, da war ja 18 viel entscheidender, man durfte auf einmal Alkohol trinken und Häuser kaufen und heiraten und wählen, Verträge abschliessen und Bankkonten eröffnen und alles mehr, nein, 18 war das wichtige Dinge und der 20., der lief dann einfach so mit.
30 war dann schrecklich, die Jugend war vorbei und die Studien abgeschlossen, es wurden jetzt von einem Dinge erwartet, man war erwachsen und irgendwie doch nicht, der 30. Geburtstag, der war übel für mich, ich fühlte mich alt und verknittert, obwohl ich ja (nur) dreissig Lenze zählte.
40 war easy, war locker und spassig – übrigens auch die Feier, da Morgenstreich war, stiessen wir zu meiner originalen Geburtszeit auf der Mittleren Brücke an, um 3.03. Also das Anstossen war auf der Brücke, nicht die Geburt, die hatte in einer ganz seriösen Klinik stattgefunden.
50 war dann wieder sehr, sehr, sehr, sehr arg. 50! Fünfzig! Ein halbes Jahrhundert, die Jugend gehörte nun endlich einer sehr fernen Vergangenheit an, die Haare waren grau und der Körper knirschte und die Energie war weg. Aber dann raffte ich mich auf, und das letzter Jahrzehnt war extrem OK…
Und nun also 60.
Und mir fallen natürlich zwei Lieder ein, die merkwürdigerweise – komischer Zufall – beide von einem Jürgens sind.
Sechzig Jahre und kein bisschen weise
aus gehabtem Schaden nichts gelernt.
Sechzig Jahre auf dem Weg zum Greise
und doch sechzig Jahr′ davon entfernt.
(von Curd)
Mit sechsundsechzig Jahren, da fängt das Leben an
Mit sechsundsechzig Jahren, da hat man Spaß daran
Mit sechsundsechzig Jahren, da kommt man erst in Schuss
Mit sechsundsechzig ist noch lange nicht Schluss
(von Udo)
Das ist doch eine gute Perspektive, das sind noch sechs Jährchen und dann geht es richtig los.
Psssst…
Ich habe Ihnen etwas anvertraut: Ich habe einen runden Geburtstag. Ich werde 60.
Aber sagen Sie es nicht weiter.
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