Liebe Leserin, lieber Leser, Sie fragen, wie mein Geburtstag war? Mein runder?
Er war sehr schön, aber relativ unspektakulär – die spektakulären Dinge kommen noch.
Ich bin am Morgen aufgestanden. Das tue ich meistens so, aufstehen, am Morgen. Und dann bin ich Schwimmen gegangen. Ach, ja, ich vergass das zu erwähnen: Meine eine Arbeitsstelle hatte Ferien. Dann haben wir gefrühstückt, und dann gab es Geschenke.
Irgendwann gönnte ich mir einen langen Mittagsschlaf – und dann ging ich arbeiten; und da ich in meinem Chor nicht verheimlichen konnte, dass ich 60 werde, gab es nach der Probe einen Apéro.
Natürlich trudelten ständig Gratulationen ein, per SMS, per Mail, per Anruf, per Messengerdienst, per Post (ja, auch das gibt es noch!). Und bei allen versuchte ich mich, kurz zu bedanken.
Grossartig war mein Erzengel, er schickte mir Glückwünsche mit 60 Kerzen-Emojis – und dem Hinweis «Du musst ausblasen». Ich suchte nun verzweifelt nach einem Ausgeblasene-Kerze-Emoji, ich fand keines. Entweder bin ich zu doof, oder es gibt wirklich nix, denn natürlich hat die AUSGEBLASENE Kerze im Gegensatz zur ANGEZÜNDETEN Kerzen eine völlig andere Bedeutung, beim Verlöschen des Lichtes denkt man ja an Ende, ans Vergehen, man denkt an den Tod, an den Abschied, an den Exitus, es ist ein Memento Mori. Also ein sehr düsteres Bild, das man eigentlich auch niemand schicken will.
Was ich gemacht habe?
Ich habe im Internet ein Bild einer ausgeblasenen Kerze gesucht und ein Word-Dokument mit 60x diesem Bild gemacht, 12 Reihen mit 5 Bildern, das kann man dann wunderbar wieder per Messengerdienst verschicken…
Liebe Leserin, lieber Leser, Sie fragen, wie mein Geburtstag war? Mein runder?
Er war sehr schön, aber relativ unspektakulär – die spektakulären Dinge kommen noch.
Nun wollen Sie sicher wissen, was ich alles geschenkt bekommen habe. Nun, ich muss sagen, ich bin überhäuft worden, ich bin immer noch ganz platt.
Mein Bücherstapel, den ich von Weihnachten her fast abgearbeitet hatte (es ist noch ein Buch drauf), ist wieder auf 1,35 Meter angewachsen.
Dabei zähle ich nicht zwei meiner Lektüren seit dem 24. 12., Monika Helfers «Wie die Welt weiterging – Geschichten für jeden Tag» lese ich so, wie es gemeint ist: Ich lese jeden Tag eine der 365 Storys. «Mein Name ist Barbra», die Autobiographie von Barbra Streisand lese ich im Bett vor dem Einschlafen. Mit seinen über 1000 Seiten und seinen gefühlten 10 Kilogramm ist dieses Werk nicht im Rucksack transportabel und auch unmöglich in der Hand zu halten, als ÖV-Lektüre also unthinkable. Wahrscheinlich will die gute Frau, auch gar nicht, dass man das Werk liest, wahrscheinlich hat man sie so lange genervt, sie solle ihre Memoiren verfassen, dass sie dachte: «Ok, dann mache ich es halt, aber das Ding wird so fett, dass es niemand lesen kann, es wird ein reines Coffeetablebook.»
Zwei nette Präsente kamen noch von der Karten-Ecke, einer Homepage, die Billette vertreibt, sie geben mir 5,-- Sfr Rabatt auf die nächste Bestellung, und von der SBB, die mir mit dem Code 45jfhgu4h48gh89hfiubi08364658»/&%&//// einen Gratiskaffee für die nächste Zugfahrt spendieren. Was mir nun noch nicht ganz klar ist, ist, wie 45jfhgu4h48gh89hfiubi08364658»/&%&//// zum Servicepersonal kommt. Muss ich 45jfhgu4h48gh89hfiubi08364658»/&%&//// auswendig lernen und aufsagen oder schreibt der Kellner 45jfhgu4h48gh89hfiubi08364658»/&%&//// von meinem Handy ab? Oder hat er die Mail mit 45jfhgu4h48gh89hfiubi08364658»/&%&//// auch bekommen? Aber weiss man, welchen Zug ich am 16. 2. nehmen werde?
Aber immerhin: Die SBB hat mir gratuliert, im Gegensatz zur DB, die mir ausgerechnet wegen einer Bahn-Bonus-Lappalie schreibt und mir nicht gratuliert, auch dort wären meine Daten ja hinterlegt.
Ich habe reagiert:
Vielen Dank für die Info
Aber ein bisschen peinlich
Sie schreiben mir an meinem 60. Geburtstag und vergessen zu gratulieren
Die SBB hat mir gratuliert und spendiert mir einen Kaffee
Liebe Grüsse Rolf Herter
Das tollste Geschenk war natürlich das meines Arbeitgebers. Es ist ein Opernbesuch für 2 Personen, mit Reise und Übernachtung(en). Nun bin ich noch am Zögern, ob wir in die Met («La Bohème») oder nach Kapstadt in die «Zauberflöte» gehen sollen.
Eine schöne Option wäre auch noch diese: Zum 100. Geburtstag des Komponisten veranstaltet die Stockhausen-Gesellschaft eine komplette Aufführung des Zyklus LICHT – und zwar in der Heimat des Meisters, die er selbst als seine Heimat sah, auf dem Sirius. Elon Musk arbeitet schon an einem Shuttle.
So viel zu meinem Geburtstag und seinen Geschenken. Wie mein Leben mit der «6» vorne im Alter weitergehen wird, da werde ich sie auf dem laufenden halten.
Eins ist klar: Die Kreuzfahrt mit Kapitänsdinner und Parade mit Wunderkerzen wird es erst geben, wenn die «7» da ist.
Oder die «8».
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