Freitag, 23. Juni 2023

Waren Sie an der ART?

Ach ja.
Wir haben ja gar nicht über die ART geredet. Und die ist auch schon wieder eine Woche her.
Waren Sie an der ART?

Wir waren – und es war toll. Nein, wirklich, es ist wundervoll, durch die Stände zu schlendern und einfach einen Haufen wunderbare Kunst zu sehen. Da stehen Sie vor einem Rothko bei Medusian (New York) und erblicken im Augenwinkel einen Picasso bei Tre Pinie (Rom) und während Sie aber dort hinpilgern werden Sie noch durch eine Agnes Martin bei Stiffler (London) und einen Klee bei Selbst Kunst (Berlin) abgelenkt und wissen gar nicht, wo Sie zuerst hinsollen. Ja, und während Sie vom Rothko bei Medusian über den Picasso bei Tre Pinie zu Martin und Klee eilen, sind Sie noch x-mal über Carl Andre drübergelaufen – der macht nämlich Bodenplatten…

Wir haben gar nicht über die ART geredet – und die ist auch schon wieder eine Woche her. Wir haben in alle den Jahren überhaupt nicht viel über die ART geschrieben, ganze drei Posts (von über 1000) haben sich mit der Kunstmesse beschäftigt.

Eine hauptsächliche Kritik an der ART Basel ist ja ihre Grösse, ihre Gigantomanie und ihre Kommerzialität. Immer wieder werden hier kleinere, intimere und schnuckeligere Messen als Vergleich herangezogen.
Und das ist Quatsch. Aus verschiedenen Gründen.

Erstens:
Basel ist eine Stadt der Superlative.
Wir haben die glücklichsten (und die reichsten) Menschen, wir haben das höchste Bauwerk und der Rhein ist nirgendwo in der Schweiz so tief und so breit. (Glauben Sie nicht? Schauen Sie mal auf die Karte, nach uns verlässt er die Eidgenossenschaft.) Wir haben die schönste Kirche und die schönste Altstadt der Schweiz; und wir haben mit «Find Your Flow!» das grösste spirituelle Festival Europas. (Wird sicher noch irgendwann einen Post wert sein…)
Warum sollten wir dann nicht auch die grösste Kunstmesse haben?

Zweitens:
Die ART Köln und die ART Karlsruhe und die vielen anderen kleinen Messlein haben eben keine 6 Rothkos, 15 Picassos, 20 Martins, 12 Klees und 40 Andres. Diese Menge an Kunst bekommt man nur hier. Natürlich sind 67 Franken für die Tageskarte ein stolzer Preis; er relativiert sich aber, wenn man bedenkt, dass die Fondation Beyeler auch schon über 30 Franken verlangt, und dort bekommt man dann EINE Ausstellung, allein von der Grösse entspricht die ART ca. 20 Kunstausstellungen.

Drittens und das ist jetzt wahrscheinlich das Wichtigste:
Gehen Sie in ein Sternerestaurant und speisen ein 3-Gang-Menü und trinken den besten Wein und wundern sich dann darüber, dass der Wirt Geld verlangt? Wahrscheinlich nicht. Genauso wenig gehen Sie zum Zahnarzt, zum Notar, zum Architekten. Alle diese Leute wollen Geld. Ja, sie tun keinen Mucks, tun keinen Fingerschnips ohne Knete. Aber beim Zahnarzt, beim Notar und beim Architekten halten wir das für normal.
Und bei der ART ist es eben genauso: Es ist eine Messe, und auf Messen geht es darum, Geschäfte zu machen. Wenn Sie den Geld-Aspekt völlig weghaben wollen, dann müssen Sie auf die documenta – dort haben Sie allerdings keinen Rothko und keinen Warhol und keinen Klee, das ist klar.

Ach ja.
Wir haben ja gar nicht über die ART geredet. Und die ist auch schon wieder eine Woche her.
Waren Sie an der ART?

Ach so, jetzt möchten Sie natürlich auch etwas über die aktuelle Kunst erfahren. Gut, da sah man solches und solches. Viel Schrott natürlich auch. Viel Mittelmässiges. Aber wenn Sie jetzt sagen, dass dies eben mit der Modernen Kunst so sei, ja, dann muss ich Ihnen widersprechen. Das war immer so. Von den alten Zeiten ist ja nur das Beste übriggeblieben. Das Mittelmässige und Schlechte vergangener Epochen ist im Zeitenstrom untergegangen.
Aber wenn Sie noch einen Trend wollen: Wir sahen viel Figürliches, viel Öl, viel Farbe, viel Buntes und viel Kitsch. Da sind die grässliches Hasen-, Hund- und Vogel-Objekte von Jeff Koons nur ein Beispiel…

Sind Sie an der ART gewesen?

Nein, gekauft haben wir nichts.
Ich wollte eigentlich die Spinne von der Louise, aber das ging dann doch ein wenig über meine Mittel. Ich rief zwar noch meinen Fonds-Manager an, ob wir etwas jonglieren können, ich erwog sogar meine 40% Anteile an einer isländischen Moosfarm zu verkaufen oder sogar mein Anwesen in Miami zu veräussern, aber so schnell war da nichts zu wollen.
So hat die Spinne jemand anders bekommen.
Jemand, für den die 22,5 Millionen kein Problem waren.

Und nun freuen wir uns schon auf die ART Basel 2024.
Die wird sicher wieder spannend.





 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

    

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