Ich habe am 5. April 2016 einen Post zum Thema «Sommerzeit» veröffentlicht. Und mich in diesem über diesen Schwachsinn aufgeregt.
Ich schrieb damals:
Nehmen Sie z.B. einen Menschen, der jeden Tag um 6.03 den Zug via Moutier nach Solothurn nimmt. Ich stehe um 4.45 auf, gehe um 5.38 auf das Tram 2 und besteige um 6.03 den IC nach Laufen-Delemont-Moutier-Grenchen-Biel. In Moutier steige ich um 7.54 in den Bummler, der durch den Weissenstein fährt und bin um 7.20 in Solothurn West.
War es VOR dem unsäglichen 27.3. beim Loslaufen daheim schon noch dunkel, wurde es in Laufen schon heller, in Moutier war es sehr hell und während der Fahrt durch den Berner Jura kam die Sonne hervor, um in Brudersphären Wettgesang zu tönen. Jetzt ist wieder alles dahin: Loslaufen, Tramfahrt, Birstalfahrt, Jurafahrt, alles im Dunkeln, Kuhnacht. Es ist so, wie wenn man einem die Verlockungen der hellen Jahreszeit gezeigt hätte und ihm dann auf die Finger haut und es ihm wieder wegnimmt.
Was ich – so glaube ich – damals nicht ahnte: Dass sieben Jahre später der Unsinn immer noch besteht.
Also:
Eigentlich besteht der Unsinn seit 1980, also über 40 Jahre, und seit 20 Jahren weiss man, dass das Ganze seinen angeblichen Zweck (die Energieeinsparung) verfehlt. Seit 10 Jahren weiss man, dass man irgendwann aussteigen will. In 5 Jahren. Oder in 10 Jahren. Oder in 20 Jahren. Gottes und die Mühlen in Brüssel mahlen langsam – und so kann man vielleicht 2180 zum Hundertsten der Sommerzeit ihre Abschaffung schaffen…
In der Schweiz hat man eh ein sehr gespaltenes Verhältnis zur MESZ. Zunächst war das Volk dagegen und 1980 hatte die Schweiz als «unbeugsames quasi gallisches Dorf» die alte Zeit. Ein Chaos war die Folge:
Als die Nachbarländer am 6. April 1980 die Zeiger um eine Stunde vorrückten, triumphierten die Schweizer Bauern: ihre Kühe mussten sich nicht an veränderte Melkzeiten gewöhnen. Dafür bekamen die Schweizer Fernsehzuschauer nun Probleme. Sie mussten sich entscheiden, ob sie die Schweizer Tagesschau oder den Krimi auf der ARD sehen wollten – denn beides lief zeitgleich. Im TV-Programm kam es zu Kollisionen, damit diese auf der Schiene ausblieben, standen die Züge an Grenzbahnhöfen oft eine Stunde still und die SBB erarbeitete einen Notfahrplan. Besonders ärgerlich war die Sache für die Grenzgänger, die nun täglich die Zeitzonen wechselten. Es sei denn, sie waren bei einer jener Firmen, die nach europäischer Zeit arbeiteten, weil sonst die ausländischen Partner um «11 Uhr» schon in der Mittagspause waren. Gegen Ende des Sommers sahen die meisten ein, dass es so nicht weitergehen konnte – bovine Biorhythmen hin oder her.
(Historiker Benedikt Meyer im Blog des Nationalmuseums)
Also folgte im nächsten Jahr die Schweiz mit einem Bundesratsbeschluss den anderen Ländern. Ein «Unbeugsamer» versuchte noch das Referendum zu ergreifen, bekam aber die nötigen Unterschriften nicht zusammen. Wer das war? Sie ahnen es: Es war Christoph Blocher. Was das übrigens zeigt, ist: Den Eidgenossen ist der «Tatort» wichtiger als ihre Kühe…
Nun aber ist alle Welt der MESZ müde und viele hoffen jedes Jahr, dass es das letzte sein möge.
Warum aber braucht es so lange?
Die Erklärung führt uns unter anderem in die wilde und wonnige Welt der Paradoxa.
Sie erinnern sich vielleicht an den herrlichen Spruch vom Epidemides aus Kreta, der sagt, alle Kreter seien Lügner (…da er selber Kreter ist, lügt er, das stimmt also nicht, die Kreter sagen die Wahrheit, also stimmt es auch, dass Kreter lügen… wir drehen uns im Kreis)
Sie haben eventuell auch die Bilder des Holländischen Grafikers Escher vor Augen. (Bitte Es-ch-er aussprechen, bitte!) Er wurde ja berühmt durch Treppen, die immer aufwärts und doch im Kreis gehen.
Und diese MESZ-Geschichte ist nun auch paradox:
Die Menschen sind gegen Umstellung.
Und weil die Menschen gegen Umstellungen sind, möchten sie jetzt den Zustand beenden, in dem jedes Jahr die Uhrzeit umgestellt wird. Allerdings: Diesen Zustand gibt es jetzt ja auch schon ewig, ja, und eine Änderung dieses Zustands wäre ja nun auch eine Umstellung. Anders formuliert: Weil man gegen das Umstellen ist, kann man das Umstellen nicht ändern, denn die Umstellung von «wir stellen um» zu «wir stellen nicht um» ist nun halt auch eine Umstellung…
So wird der Unsinn auch nächstes Jahr die Leute (also mich) aufregen.
Die nächsten Wochen machen wir eine Blogpause – am 18. April geht es weiter.
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