Immer Ärger mit Harry.
The Trouble with Harry.
Das ist der Titel eines wunderbaren Films von Alfred Hitchcock. Harry ist hier übrigens eine Leiche, die sich nicht wirklich entsorgen lässt. Und der Film war das Debut von Shirley MacLaine, die ja dann für ihren x-ten Film den Oscar bekam und dem Publikum ihr berühmtes «I earned it!» entgegenschmetterte, aber das ist eine andere Geschichte. Fest steht, dass man den toten Harry in dem Streifen nicht wirklich loswird – und das scheint mit lebenden Harrys ja auch so zu sein.
Immer Ärger mit Harry.
The Trouble with Harry.
Ich habe das Wort «Harry» etliche Male in alten Posts gefunden. Meistens drehte es sich natürlich um Harry Potter. Mit dem hatte man ja auch immer Ärger. Und auch er scheint nicht zu gehen, also er schon, aber sein Schuldirektor nicht, von dem wird nämlich jetzt gerade die Vorgeschichte erzählt. «Dumbledores Geheimnisse», das ist ja nun auch so eine Saumode zurzeit, dass man nicht mehr die Fortsetzung berichtet, sondern irgendwelche Vorgeschichten erfindet, da mag uns in den Streamingportalen und in den Fernsehdiensten noch Diverses blühen, man stelle sich nur vor, dass irgendwelche Drehbuchschreiber von jeder Person in «Herr der Ringe» die Jugend erzählen…
Immer Ärger mit Harry.
The Trouble with Harry.
Es gibt natürlich auch sehr nette und unproblematische Harrys, Harry Rowohlt zum Beispiel, oder Harry Haller, der Protagonist aus «Steppenwolf». Ja, das meine ich sehr ernst und nicht ironisch. Harry Haller ist ein netter Geselle, er ist halt ein halber Wolf und tigert rastlos durch die Welt, aber er tut niemanden weh. Und er bewundert ja restlos und fanatisch den blankgebohnerten Treppenabsatz im Stiegenhaus mit den Pflanzen, für mich als spiessigen Putzteufel immer ein schöner Moment das zu lesen. Und er liebt Mozart.
Aber es gibt sicher noch viele, viele, viele liebe Harrys.
Immer Ärger mit Harry.
The Trouble with Harry.
So, und nun gibt es neuen Ärger mit jenem Harry, jenem Harry, dem ich zuletzt am 7. 2. 2020 einen Posts gewidmet habe, einen Posts mit dem Titel «Harry, willst du wirklich nach Kanada?»:
Der Exprinz hat seine Memoiren geschrieben.
Schlimm genug, aber er hat sie auch veröffentlicht und er hat dafür Geld bekommen, viel Geld, viel, viel Geld, 100 Millionen Dollar hat ihm ein Verlag dafür gezahlt. Und diese Unsumme würde ja nicht geblecht werden, wenn es nicht potentielle Leser gäbe. Das ist das ganz Schlimme daran: Es gibt Menschen, die das lesen werden.
Immer Ärger mit Harry.
The Trouble with Harry.
«Spare» (deutscher Titel: «Reserve») wird zu den biographischen Büchern gehören, um die ich einen weiten Bogen mache. Ich starre in Buchhandlungen mit Grauen auf die Memoiren von Ronaldo und Messi, ich habe die Autobiographie von Thomas Gottschalk sofort in die Papiersammlung gegeben und ich habe die Erinnerungen von Florian Silbereisen eigenhändig geschreddert. Die Memoiren von
Steffi Graf waren so schlecht, dass ich sie heimlich in die Mitnehme-Bibliothek getan habe; ich habe mich dreimal umgeschaut, bevor ich sie dort abstellte, und als ich mir sicher war, dass niemand guckt, da habe ich auch noch die Autobiografie von Boris Becker dazugestellt. Die Lebenserinnerungen diverser Politiker, Künstler und Wirtschaftsbosse konnten die mich Beschenkenden gerade wieder mitnehmen. Und die Vita von Big Brother-Star Zlatko kam aufs Häuschen, um damit…
Werden Sie «Spare» bzw. «Reserve» lesen? Hoffentlich nicht. Sie würden mich sehr enttäuschen.
Das Schreckliche ist ja, dass hier eines erzeugt werden soll: Mitleid. Nach dem Motto: Ich bin so ein armes Wurm, Mama stirbt, nachdem der Papa sie nicht liebgehabt hat, Stiefmutter ist böse, Bruder ist böse und meine Frau wird nicht akzeptiert, weil sie farbig ist. Ach, du meine Güte, ich würde lieber die Memoiren von jemand lesen, der Halbwaise wird (und dabei nicht möglicher Thronfolger ist), der eine böse Stiefmutter hat (und nicht steinreich ist), der einen bösen Bruder hat (und nicht prominent ist) und dessen Frau nicht akzeptiert wird (im Haus mit den Sozialwohnungen). Harry ist eben nicht «wie wir alle» mit seinen Problemen.
Und so bleibt uns zu seufzen:
Immer Ärger mit Harry.
The Trouble with Harry.
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