Trommelwirbel!
Wir haben eine Entscheidung.
Ich erhielt 365 Zuschriften – ja, witzigerweise, genau so viele Antworten, wie das Jahr Tage hat – und diese 365 Statements ergeben ein knappes, aber eindeutiges Ergebnis:
a) Liebe Leser(*)(innen) 96 Stimmen
b) Ihr, die ihr diese Zeilen lest 100 Stimmen
c) Ja, hallo erstmal 79 Stimmen
d) Liebe alle 90 Stimmen
Damit hat die poetische und altmodische Anrede gewonnen.
Bevor wir an die Inthronisation dieses Begriffes gehen, sei noch ein Wort über die Verteilung gesagt. Sie zeigt, dass mein Publikum sehr unterschiedlich denkt, das heisst aber auch, dass manchmal die einen glücklich und die anderen verärgert sind, und manchmal die anderen glücklich und die einen verärgert; und das ist doch eigentlich sehr schön. Es ist doch total langweilig, eine homogene Truppe zu bedienen, eine Truppe, die «X = blöd» denkt, und du schreibst «X = blöd» und alle nicken.
Nun aber die zukünftige Anrede: Ihr, die ihr diese Zeilen lest
Finden Sie zu lang? Gut, das kann man ja zusammenziehen: Ididzl. Sieht zunächst doof aus, aber sprechen Sie es mal aus, dann heisst es «Iditzel».
Und wenn Sie jetzt meinen, dass man längere Phrasen oder ganze Sätze nicht abkürzt, dann denken Sie, wenn Sie aus der BRD kommen, bitte an «Debededehakape», was für «DbddhkP» steht:
Doof bleibt doof, da helfen keine Pillen. Wahlweise wurde da noch «ukaka» (und kein Krankenhaus) oder «ukakau» (und keine kalten Umschläge) oder vieles mehr ergänzt. Googeln Sie mal.
Und die Schweizer werden sicher an FIGUGEGL denken. Im Gegensatz zu «Debededehakape» hat es diese Kürzung in die Wikipedia geschafft:
FIGUGEGL ist ein Akronym für den Werbeslogan „Fondue isch guet und git e gueti Luune“ (Schweizerdeutsch für „Fondue ist gut und gibt eine gute Laune“).
Der Werbespruch wurde in den 1950er Jahren von der Werbeagentur Gisler+Gisler (Doris Gisler) und der damaligen Schweizer Käseunion zur Steigerung des Käsekonsums lanciert; als der Satz gut bekannt war, kam das Akronym hinzu. Die Kampagne wirkt bis heute nach und die Bedeutung des Akronyms ist in der Deutschschweiz entsprechend bekannt. Die Werbung wird auch in Restaurants verwendet.
Ihr, die ihr diese Zeilen lest
Ididzl
Ich habe im letzten Post geschrieben, mit dieser Anrede ginge das geliebte «Sie» verloren. Das wäre allerdings schade. Ich möchte mich eigentlich nicht in die Phalanx der Ewigduzer einreihen. Ich störe mich immer noch daran, im Amerikanischen Kaffeehaus oder im Schwedischen Möbelhaus nicht korrekt angesprochen zu werden. Ich denke im Amerikanischen Kaffeehaus oder im Schwedischen Möbelhaus jedes Mal, ob ich mit den Mitarbeitern des Amerikanischen Kaffeehauses oder des Schwedischen Möbelhauses irgendwann angestossen und das Du vereinbart habe. Habe ich nämlich nicht.
Wir bleiben also beim Sie. Ich werde immer nach der Anrede ein, zwei, drei Zeilen ohne Anredepronomen machen, dann aber wieder «Sie» schreiben, dann fällt das nicht so auf.
Ididzl
Das klingt nach «Witz», nach «Kitzel» oder «Spitze». Oder auch nach «Idiot» oder «ideal». Und das passt doch damit auch. Witzig sollte es ja hier sein, und spitze bin ich ja sicher auch. Und «Kitzel»? Nervenkitzel kann hier nicht gemeint sein, aber vielleicht das Kitzeln mit einer Feder – oder einem Stift? Ephraim Kishon – jemand, den ich sonst äusserst ungern zitiere – hat einmal geschrieben, das Wort «Pointe» bedeute «Spitze», der Humorist kitzele mit einer solchen Spitze, der Satiriker steche zu…
Und «Idiot»? Heisst ja eigentlich «jemand in seiner eigenen Welt», und das darf ich mit meinem Blog ja auch sein, ich bin zu nichts verpflichtet, vielleicht ist es da auch gut, dass ich den Werbevertrag mit Tesla abgelehnt habe, da kann ich hemmungslos über Elon Musk lästern.
Ideal ist die Glosse ja sowieso.
Wir haben eine Entscheidung.
Die Mehrheit der 365 Zuschriften hat knapp, aber klar die folgende Siegerphrase gekürt:
Ididzl
Ihr, die ihr diese Zeilen lest.
Damit hat die Poesie und das Alte wieder einmal gewonnen.
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