Und weiter geht es mit Sprüchen, die mich jahrelang begleitet haben.
Durch Denken stören wir unser Gehirn bei der Arbeit.
Hirnforscher Manfred Spitzer
Das könnte natürlich jetzt sehr falsch verstanden werden. Spitzer, der sich seit Jahrzehnten damit beschäftigt, wie unser Hirn arbeitet und funktioniert, will hier keineswegs einem gedankenlosen Leben den Weg ebnen.
Das wäre auch fatal, es wird ja allgemein zu wenig nachgedacht und nicht zu viel. Aber wie denkt man nach? Genau: Indem man es paradoxerweise nicht tut. Wir alle kennen das Phänomen, uns fällt ein Wort nicht ein, es liegt uns auf der Zunge, aber will nicht heraus. Dann sagen die andern: «Nicht nachdenken, dann kommt es.» Und genau so ist es, nach einer halben Stunde fällt es uns wieder ein, ganz von selber. Ganz von selber? Nein, unser Gehirn hat weitergearbeitet – und wir haben es nicht gestört.
Solches wurde in Amerika auch experimentell bestätigt: Etliche Probanden wurden gebeten, sich für ein Auto zu entscheiden, dabei war die Faktenlage so klar, dass jeder merkte, nur Modell C kommt in Frage (beste Leistung, beste Ausstattung und günstigster Preis). Die eine Gruppe durfte nach Lesen der Tabelle noch eine halbe Stunde nachdenken, die andere wurde nach Sichtung der Fakten am Denken gehindert – durch Kopfrechnen. Und siehe da: Die Nicht-Denk-Gruppe hatte zu fast 100% richtig entschieden, die anderen waren wesentlich schlechter.
Nun kommt aber ein wichtiger Punkt: Unser Hirn bräuchte Zeit.
Und diese Zeit wird ihm leider allzu oft nicht gegeben. Machen wir einen kleinen Test: Was denken Sie nach 2 Sekunden, 2 Minuten und 20 Minuten auf folgende Frage: Wer hat gestern den Tower des Helsinki Airport beschädigt? Nach 2 Sekunden denken Sie: Die Russen. Nach 2 Minuten meinen Sie, dass man erst die Ermittlungen abwarten muss – und nach 20 Minuten kommen Sie darauf, dass der Tower gar nicht beschädigt wurde. Ich habe das erfunden.
Dynamisch warten!
Aktiv sitzen!
Entschlossen schlafen!
Graffito unbekannter Herkunft
Grossartig, nicht? Natürlich nur, wenn man die Inschrift, als das nimmt, was sie ist, als Konter auf unsere ständig betriebsame und hektische Gesellschaft, in dem jeder, der einmal innehält und nachdenkt, schon als Faulpelz dasteht. (siehe oben).
Wenn also jemand wartet, kann er sagen, er warte nicht einfach so, sondern dynamisch. Man sitzt nicht einfach da, sondern tut es aktiv. Und schlafen ist ein wichtiger, entschlossener Vorgang.
Mir kommen da diverse Anklänge in den Sinn.
In Warten auf Godot wird 3 Stunden gewartet (übrigens umsonst, denn Godot kommt ja am Ende von beiden Akten NICHT…), aber wie dynamisch wird da gewartet, Hüte werden getauscht, Schuhe werden ausgezogen und allerlei Clowneskerien zelebriert – und vom Emsland geträumt, in dem es wirklich so schön ist, wie es in der deutschen Fassung heisst (siehe die Posts vom Sommer).
Und «einfach nur dasitzen»? Wer hat das schöner auf den Punkt gebracht als Loriot, der in seinem Sketch Feierabend eine Frau ihren Mann in die Verzweiflung treiben lässt, weil er einfach nur sitzen will…
Und entschlossen schlafen? Erda macht das. Ihr Schlaf ist Träumen und ihr Träumen ewiges Wissen. Na also.
Rochdale war eine sehr gerechte Stadt, die überall gleich beschissen aussah.
Sybille Berg, GRM
Das ist nicht die Gerechtigkeit, die man sich vorstellt.
Sie wird aber genauso praktiziert. In den Sekundarschulen in Baselland haben die Pensenleger (für Nichtkundige: Das sind die Lehrer, die die Stundenpläne und die Raumverteilung machen) den Auftrag, alle Lehrpersonen gleich zu behandeln, jede hat das Recht auf zwei freie Halbtage. Ergäbe sich nun für eine die Möglichkeit, einen dritten Halbtag zu bekommen, wird dies aus Gerechtigkeitsgründen vom Pensenleger verhindert, er verschlechtert künstlich den Stundenplan, dass es nur zwei Halbtage gibt.
Und als vor Jahren die Klassenlehrpersonen forderten, eine Stunde weniger zu unterrichten (wer wie ich den Job einmal gemacht hat, weiss, wie gerecht das wäre), machte das Amt etwas sehr Gerechtes: Sie erhöhten das Deputat der Nicht-KL um eine Stunde.
Zum Lachen, wenn es nicht zum Weinen wäre.
Frauen können einen Orgasmus vortäuschen, Männer eine ganze Beziehung.
Lizzy Aumeier
Diesem wunderbaren Satz der oberpfälzer Musikerin und Kabarettistin ist nichts hinzuzufügen.
Am Freitag die letzte Chose mit Sprüchen aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis.
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