Dienstag, 2. November 2021

Ansagen 2: Das falsche Band

Ich habe neulich einen Post über Ansagen veröffentlicht.
Nun habe ich noch zweimal etwas mit Ansagen erlebt, das ich Ihnen nicht vorenthalten will. Und diese beiden kleinen Storys sind wirklich wahr.
Also:
Sie sind wahr im Sinne von: Sie sind wirklich passiert, sie sind echt, sie sind in unserer Zeit, auf unserer Erde passiert, man hätte sie – wenn man eine Kamera gehabt hätte – filmen können, es gäbe – wenn man sie auftriebe – Augen- und Ohrenzeugen, das Ganze hielte jeder wissenschaftlichen Überprüfung stand. Beide Storys sind wahr im Sinne von „wahr“ und nicht im Trump-Sinn, nicht im Sinne von Fakten aus der Auswahl von mehreren möglichen Fakten.
Gut.
Hier also die Geschichtlein:

Ich steige in Binningen an der Endhaltestelle Kronenplatz aus der Linie 2. Es muss an einem Montag gewesen sein, denn nur am Montag gehe ich ins Hallenbad Spiegelfeld, weil „mein“ Hallenbad Muttenz montags geschlossen hat. Aus dem Lautsprecher kommt folgende Ansage:

Liebe Fahrgäste, bitte beachten Sie, dass im öffentlichen Verkehr eine Maskenpflicht gilt.

Ich stutze. Ich stutze noch einmal. Welchen Sinn macht die Ansage jetzt, nachdem der 2er seine Fahrt beendet hat? Eigentlich keinen. Müsste man das Ganze nicht im Konjunktiv formulieren, so im Sinne von „…es hätte eine Maskenpflicht gegolten…“? oder will man Fahrgäste, die ohne Maske aussteigen, darauf aufmerksam machen, dass sie das nächste Mal eine Maske anlegen? Nein, eine solche Ansage NACH der Fahrt macht keinen Sinn.

Ebenso die zweite Anekdote:
Ich stehe in der Linie 11, die in diesem Moment vom Aeschenplatz zum Bankverein fährt. Da ich am Bankverein aussteigen will, stehe ich relativ nahe an der Tür. Plötzlich erschreckt mich eine Ansage:

Bitte geben Sie die Türen frei, damit wir weiterfahren können.

Hier stutze ich nicht sofort. Als pflichtbewusster Mensch, als preussisch Erzogener, als treuer Bürger springe ich sogleich einen Meter zurück. Dann erst stutze ich: Der Wagen fährt doch, warum muss ich zurücktreten? Oder will man mir androhen, man würde ANHALTEN, wenn ich an der Tür bleibe? Und würde man das auch wirklich tun?

Zwei Geschichten, zwei Ansagen.
Und eine Wahrheit: Die Lösung ist ganz einfach, hier hat jemand zum falschen Zeitpunkt auf den falschen Knopf gedrückt. Und das falsche Band zur falschen Zeit ausgelöst. Diesem jemand ist natürlich kein Vorwurf zu machen, es ist der Fahrer oder die Fahrerin. Diese Menschen haben selbstverständlich wichtigere Dinge zu tun als Tonbänder korrekt abzuspulen, sie müssen schauen, dass das Tram richtig abfährt und hält, auf querlaufende Fussgänger, querfahrende Velofahrer und wilde Autos achten, dabei noch immer wieder überprüfen, ob im Wageninnern keine Schlägerei ausbricht.
Blöd sind solche Fehler doch.
Ganz doof sind Ansagen, die die nächste Haltestelle verkünden, die dann nicht stimmt. Ortsunkundige steigen dann 1-2 Haltestellen zu früh aus.

Wie ist das Problem zu beheben?
Ganz sicher nicht mit der Koppelung von Ansagen an bestimmte Haltestellen. Wenn Sie nämlich jeden Tag hören

Ritterstrasse – Kavaliere helfen Müttern mit Kinderwagen.

dann gehen Sie davon aus, dass nur in der Ritterstrasse geholfen wird. Im Ernst, die Ansage gab es wirklich einmal und ich dachte als Kind, dass nur bei dieser Haltestelle Männer aufspringen und die Wägen herausheben, und dass deshalb alle Frauen dort ihre Läden, ihren Friseur und ihre anderen Orte haben, weil eben nur dort ihnen geholfen wird.

Nein.
Die Lösung ist ein im Wagen befindlicher Ansager oder eine im Waggon seiende Ansagerin. Diese oder dieser könnten dann ihre Sprüche auch gleich anpassen.

Hey, hässlicher bärtiger Alter! Keine Maske? Hast Du ein Attest? Zeig das mal her, und wehe, es ist gefälscht!
Hey, Schlampe im grünen Rock! Geh von der Tür weg, wir wollen losfahren.

Und wenn Sie jetzt sagen, dass sei doch viel zu teuer: Wir leisten uns gerade auch Menschen, die nicht anderes machen, als vor Einrichtungen rumzustehen und Zertifikate zu kontrollieren.
Der Tram- und Busansager wäre ein prima Job für Wiedereinsteiger nach Langzeitarbeitslosigkeit.

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