Seit Corona nutze ich fünf verschiedene Kommunikationsprogramme. Hype® musste ich für die Schule installieren, Tears® kam durch die Zusammenarbeit mit dem Theater Basel, Boom® brauchte ich für den Chor, private Freunde drückten mir dann noch Strike® und Wistle® aufs Auge.
Natürlich sind Hype®, Tears® und Boom®, sind Strike® und Wistle® überhaupt nicht sicher, die Amis und Chinesen, die Russen und Weissrussen hören und lesen ständig mit, wobei sie mir manchmal sogar leidtun, das muss ja furchtbar sein, wenn man sich nicht für Deutsche Grammatik oder die Intervalllehre interessiert, wenn man nicht versteht, was mit „legato im Sopran 1“ oder mit „Genitivkonstruktion“ gemeint ist. Ganz verrückt wird es dann, wenn jemand Hype®, Tears®, Boom®, Strike® oder Wistle® für unanständige Dinge nutzt, auf das hat ja schon Böll in der Katharina Blum hingewiesen, was man da Abhörern zumutet, die RAF-Zeit war ja die grosse Zeit des Abhörens, auf jeden Fall fragte sich Böll, ob die Beamten des VS auch psychologisch betreut werden…
Nein Hype®, Tears®, Boom®, Strike® und Wistle® sind nicht sicher, und das liegt natürlich auch daran, dass man heutzutage fast nichts nutzen kann, ohne mit allen seinen Daten um sich zu werfen. Sie bestellen z. B. einen einfachen Abzug eines digitalen Fotos, und das Unternehmen will alles von Ihnen: Telefonnummer (für Rückfragen), Mailadresse (für die Bestätigung) und natürlich zahlen Sie mit Kreditkarte und auch diese Daten werden alle gespeichert.
Sie bestellen z. B. eine Konzertkarte, auch hier will man natürlich Telefonnummer (für Rückfragen), Mailadresse (für die Bestätigung) und natürlich zahlen Sie wieder mit Kreditkarte und auch diese Daten werden wieder alle gespeichert, aber hier haben Sie auch noch den Anreise-Button geklickt, und nun vernetzt sich das Ganze mit Google Maps® und natürlich haben Sie sofort mehrere Hotelangebote im Postfach, obwohl booking.com ja merken müsste, dass man von einem 30km entfernten Konzertort ja heimfährt…
Und dann die Newsletter! Sie können auf kaum eine Homepage gehen, ohne dass Sie aus Versehen einen Newsletter bestellen. Sie schauen nur mal kurz auf die Site der Evangelischen Kirche Brunsbüttel, sehen dort zufällig das Bild einer wunderschönen Orgel, klicken drauf und landen bei einem Orgelkonzert. Und sind ab jetzt auf der Mailingliste des Brunsbütteler Organisten, und müssen kämpfen, dass Sie die Newsletter wieder abbestellen. Gut, von Hype®, Tears®, Boom®, Strike® und Wistle® schicken mir nicht alle Newsletters, manche schicken mir einfach Informationsmails, die auch nichts Anderes sind als Newsletters.
Und auch genauso nerven.
Wirklich.
Seit Corona nutze ich fünf verschiedene Kommunikationsprogramme. Hype® muss ich für die Schule installieren, Tears® kam durch die Zusammenarbeit mit dem Theater Basel, Boom® brauchte ich für den Chor, private Freunde drückten mir dann noch Strike® und Wistle® aufs Auge.
Was mich an Hype®, Tears®, Boom®, Strike® und Wistle® am meisten, am allermeisten, am allerallermeisten stört, ist, dass Hype®, Tears®, Boom®, Strike® und Wistle® so distanzlos sind.
Die Programme sind wie junge Hunde.
Sie verstehen nicht, was ich meine? Dann werde ich Ihnen das kurz erklären:
Wenn Sie am Abend heimkommen, dann warten Bello, Niko und Tasso nicht ab, bis Sie den Mantel abgelegt und aufgehängt haben, bis Sie die Stiefel aus- und die Pantoffeln angezogen haben, nein die drei Hunde springen sogleich auf Sie zu.
Sie können nicht erst Ihre Post kurz durchsehen, nein, bevor Sie den Poststapel nehmen, müssen Sie Bello an den Ohren kraulen und „guter Hund, guter Hund“ sagen.
Sie können nicht erst zum Anrufbeantworter und ihn abhören, nein, bevor Sie das tun müssen Sie Niko tätscheln und ihm „braves Tier, braves Tier“ zuflüstern.
Und auch Tasso würde Sie nicht zum Kühlschrank lassen, um dort ihr Feierabendbier herauszunehmen, erst braucht er seine Aufmerksamkeit, will herzhaft und herzlich geknuddelt werden, dann gibt es ein Beck’s oder Jever.
Und genau so sind meine Programme, sind Hype®, Tears®, Boom®, Strike® und Wistle®.
Wenn ich meinen PC starte, dann springt als erstes Hype® auf und wünscht mir einen guten Morgen, kaum habe ich Hype® weggeklickt, erscheint Tears® und teilt mir traurig mit, dass ich Tears® vor zwei Wochen das letzte Mal genutzt habe. Auch hier das rote X angewählt, aber dann erscheint Boom® und begrüsst mich, auch Boom® weg, später muss ich noch Strike® und Wistle® bedienen. Und ich ertappe mich dabei, dass ich – als ob ich Hunde hätte – mit den Programmen rede, sie tätschele, und Ihnen mitteile, dass ich ganz, ganz, ganz bald wieder mit ihnen arbeiten werde…
Seit Corona nutze ich fünf verschiedene Kommunikationsprogramme.
Hype®, Tears®, Boom®, Strike® und Wistle®.
Aber manchmal überlege ich, ob ich Sie nicht alle löschen soll.
P.S.
Nicht Brunsbüttel googeln!
Sonst speichert Google Maps das und booking.com schickt Ihnen Hotels!
Brunsbüttel liegt an der Mündung des Nord-Ostsee-Kanals in die Elbe, im Kreis Dithmarschen, gar nicht so weit von der einen deutschen Tripelnamenstadt Rehm-Flehde-Bargen. (Post vom 12. März)
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