Ich vergebe heute den Award für die schlampigste und blödeste Adressierung an mich. Und das ist jetzt alles nicht erfunden.
Frau Dr.
Ralf Herter
Bestattungsinstitut
Leimenstrasse 18
4051 Basel
Das stand auf einem Brief, in dem die Freiburger Uniklinik noch Geld von mir wollte, ich hatte den Sommer mit einem familiären Todesfall verbracht. Und für die Glanzleistung, in einer kurzen Adresse vier Fehler unterzubringen, bekommt die UK Freiburg heute den Award.
Denn so hätte es aussehen müssen:
Herr
Rolf Herter
Leimenstrasse 18
4051 Basel
Oder ganz genau formuliert:
Herr (ich bin – auch wenn das jetzt so anti-LGBTQ klingt, eindeutig ein Mann und kein bisschen eine Frau…)
Kein Dr. (ich habe zwar einen promotionsadäquaten Abschluss, der Abschluss Künstlerische Ausbildung Chorleitung gilt als promotionsadäquat, bringt aber keinen Titel…)
Rolf (Ich heisse ganz bewusst Rolf, mit O und nicht mit A, denn Ralf war in den Jahre 1964–1966 ein Modename, ich wäre der 80. Ralf an der Schule gewesen und der dritte in der Klasse, so war ich exquisiter…
Herter (das stimmte, oh Wunder, hier lese ich häufig die Varianten Härter oder Herder…)
Kein Bestattungsinstitut (ich habe mich zwar in den Sommerferien um eine Bestattung gekümmert, das aber privat und nicht für Geld und ohne professionellen Anspruch, ein Institut habe ich nicht…
Leimenstrasse 18
4051 Basel (die Adresse stimmte erstaunlicherweise auch…)
Wie erreicht man eine solche Anzahl an Fehlern? Jeder verschreibt sich mal bei einer Adresse, aber wenn man Daten in eine Datenbank eingibt, und das war eine solche Datenbankadresse, dann sollte man schon aufpassen. Vier Fehler allerdings, die sind nur mit Mutwillen zu erreichen, hier hat sich jemand sehr, sehr, sehr, sehr angestrengt, um solchen Pfusch zu schaffen.
Ich habe noch ein paar Beispiele:
Jedem unterläuft mal ein „äh“ in einer Rede. Wenn aber eine ehemalige Basler Germanistikprofessorin in einer Jahreszahl vier solche „äh“ unterbringt, also „Neun-äh-zehn-hundert-äh-fünf-äh-und-äh-vierzig“ sagt, dann kann das nur das Ergebnis einer ausserordentlichen Anstrengung sein, da hat sie viel Mühe aufgewendet.
Natürlich kann ein Zug mal Verspätung haben. Wenn aber ein ICE mit 10 Minuten Verspätung startet und diese dann auf der Strecke Berlin – Freiburg zu 135 Minuten ausbaut, also im Breisgau mit über zwei Stunden Verspätung abfährt, sodass der 15.00-ICE und der 16.00-ICE VOR dem 14.00-ICE abfahren, dann ist das das Ergebnis einer ganz bewussten Fokussierung und Anstrengung, sonst wäre das nicht zu schaffen.
Auch das Zerstören der Gleise 1 und 2 beim Bau der Gleise 3 und 4 inklusive der Versenkung eines millionenschweren Baugeräts gehört in diese Kategorie.
Warum aber wollen so viele Leute so schlechte Arbeit abliefern und strengen sich so an?
Warum strengen sie sich an, nicht nur einen Fehler in die Adressdatenbank zu tippen, sondern gleich vier?
Warum strengen sie sich an, möglichst viele ÄH auf kürzestem Raum unterzubringen?
Warum strengen sie sich an, eine ICE-Verspätung auf das Doppelte, Dreifache, Hundertfache auszubauen?
Warum strengen sie sich an, beim Baum möglichst lange und möglichst schlampig und möglichst teuer zu bauen? (ElPhi, Flughafen Berlin, Stuttgart 21…)
Diese Fragen müssten (gute und geschulte) Psychologen klären.
Für mich ist es nicht begreifbar.
Ihr
Rolf (!) Herter – ohne Titel und ohne Institut
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