Rosenmontag, Ostermontag, Pfingstmontag
Schmutziger Donnerstag, Gründonnerstag, Himmelfahrt, Fronleichnam
Die Missverständnisse mit diesen Namen wären ja übrigens auch schon einen Post wert, es ist ja schmutzig = fettig (und nicht dreckig), grün kommt von „greinen“ = weinen (und nicht von der Farbe, und der Fronleichnam leitet sich von vrôn ( = was den Herrn betrifft) ab und hat mit «Happy Kadaver» (wie wir als Kinder immer böse sagten) nix zu tun.
Der Karfreitag also, immer etwas Spezielles. Und so habe ich mich ein wenig durch die Posts der letzten Jahre gelesen und stiess auf den aus dem Jahre 2020:
Und hier haben wir ein Paradox: Dieser Karfreitag ist ein normaler, aber in einer unnormalen Umgebung ist er so etwas von ungewöhnlich, dass einem die Haare zu Berge stehen. Dieser Tag bräuchte eben ein Umfeld, das weltlich, tumultuös und laut, das schnell und rasant und wild ist, er bräuchte Kino und Bar und Theater und Disco und Gym, sonst kann er nicht wirken.
Er ist wie ein unterstrichenes Wort in einem vollständig unterstrichenen Satz.
Er ist wie ein kursives Wort in einem vollständig kursiv gesetzten Satz.
Er ist wie ein fettes Wort in einem vollständig fett geschriebenen Satz.
Okay, ich glaube, Sie haben verstanden.
Dieser Karfreitag ist so ungewöhnlich, weil man ihm seine Ungewöhnlichkeit nimmt. Er muss sich fühlen, wie der Junge, der in seinem Dorf mit seinen Bildern als „Schmierer“, „Spinner“ und „Chaot“ gilt und dann an eine Kunstakademie kommt und alle sind dort so.
Wie die einzige Dragqueen der Kleinstadt, die ins Getümmel in San Francisco eintaucht.
Das habe ich letztes Jahr geschrieben.
Du liebe Zeit, du liebe Güte! Was waren wir noch unschuldig und naiv letztes Jahr!
Denn der ganze Post ist ja unterlegt von der Idee, dass der Frühling 2020 eine besondere Phase sei, die vorrüberginge und der Normalität Platz machen würde.
Was ja dann zunächst auch der Fall war.
Zunächst…
Zunächst…
Inzwischen haben wir die zweite Welle überstanden und schlittern in die dritte, wir haben eine unendliche Reihe von Lock-Down, Lock-Erung, Lock-Down, Lock-Erung, Lock-Down, Lock-Erung, Lock-Down, Lock-Erung, Lock-Down, Lock-Erung, Lock-Down, Lock-Erung, hinter uns, wir haben Massnahmen akzeptiert und über sie geflucht, wir haben getestet, getestet, getestet, und dadurch natürlich auch unendlich viele Fälle gefunden und wir impfen, impfen, impfen, obwohl wir gar nicht wissen, ob das gegen neue Mutationen hilft…
Nein.
Normalität wird es so schnell nicht geben.
Vielleicht nie mehr.
Wollen Sie nochmals lesen, was ich letztes Jahr über den Ostersonntag geschrieben habe?
Ich zitierte und kommentierte dort den Osterspaziergang:
Ich höre schon des Dorfs Getümmel,
Hier ist des Volkes wahrer Himmel,
Zufrieden jauchzet groß und klein:
Hier bin ich Mensch, hier darf ich's sein!
O du liebe Zeit! Das ist ja so etwas von unerlaubt und hält den 2 Meter-Abstand in keinster Weise ein, das ist «Social Undistancing».
Dieses Jahr werden Faust und Wagner die Polizei holen und das Getümmel, die Menge, des Volkes wahren Himmel auseinandertreiben lassen. Denn die Stelle bei Goethe liest sich fast wie ein «So nicht».
Also seien Sie Mensch. Aber seien Sie es zuhause.
Und bleiben Sie gesund.
Und so wie der diesjährige Karfreitag wie der letzte sein wird, wird der diesjährige Ostersonntag wie der letzte sein.
Osterruhe, so nennt man das doch.
Immerhin durften die Deutschen nun doch am Gründonnerstag (der seinen Namen ja vom «grienen» = weinen trägt und nicht von der Farbe Grün) einkaufen gehen.
Die Posts an Karfreitag haben ja stets etwas Besonderes. Hoffen wir, dass die Corona-Karfreitag-Posts keine Tradition werden.
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