Ich wolle zu viel.
Sagt man mir.
Ich wolle zu viel, ich wolle immer alles, ich wolle immer a UND b UND c UND d, ich wolle stets den Batzen und die Wurst, den Foifer und `s Weggli, ich wolle – wie die Engländer sagen – the speaking horse, das sprechende Pferd.
Ich wolle zu viel. So sagt man mir.
Nun bin ich jemand, dem gerade solche Leute, die immer beides wollen, auf die Nerven gehen, dem solche Leute ein Gräuel sind, und nun soll ich selbst einer sein?
Ich habe immer betont, gesagt, und auch geschrieben, dass hochwertig UND billig nicht geht, dass man eben für ein gutes Stück Fleisch auch einen guten Preis zahlen muss und dass man für 499.— keine zwei Wochen Ferien bekommt und nun soll ich selber so ein Tönnifleischesser und Billigtürkeiflieger sein?
Also sage ich: Bringt mir Beispiele. Beispiele, wo ich alles will.
Also, sagt man mir, du meckerst ständig an den Zügen herum. Du willst von der SBB Züge mit funktionierender Heizung UND funktionierenden WCs (und zwar alle) UND funktionierenden Türen (und zwar alle) UND dann sollen diese Züge auch noch pünktlich sein…
Ebenso,
so sagt man mir:
Ich wolle im Restaurant Speisen, die korrekt gesalzen sind UND auch noch mit anderen leckeren Gewürzen versehen, die Speisen müssten heiss sein UND durchgegart UND auch noch schön arrangiert.
Ich wolle immer alles.
Schuhe müssten chic aussehen UND auch noch passen.
Hemden müssten chic aussehen UND auch noch passen.
Hosen müssten chic aussehen UND auch noch passen.
Und ganz schlimm sei es bei der Musik, da wolle ich richtige Töne UND richtiges Tempo UND auch noch Ausdruck und Begeisterung.
Und bei…
Stopp mal.
Rufe ich.
Stopp mal. Alles mal auf Anfang. Zurück auf los.
Reset. Delete. Neustart.
Hier werden doch, so sage ich dem – ja wem denn eigentlich, wenn «man» mir sagt. Kann man sagen: «Ich sage man, dass…»? Nein, wohl eher nicht, es muss wohl heissen: «den Leuten». Also, ich sage den Leuten, dass man das doch nicht vergleichen kann.
Ich meine, billiges Fleisch und gutes Fleisch, das ist ein Widerspruch, ein Paradoxon, eine Contradictio in Adjecto, genauso wie schöne und luxuriöse Ferien für einen Spottpreis ein Widerspruch, eine Contradictio in Adiecto, ein Blödsinn und eine Absurdität sind.
Aber bei der SBB?
Da ist es eben kein Widerspruch, kein Paradoxon. Türen, die nicht das Schild «TÜR DEFEKT» dran haben sind kein Gegensatz zur Pünktlichkeit und eine Heizung, die heizt, steht nicht im Widerspruch zu funktionierenden Klos.
Und beim Essen?
Genauso. Warmes Essen und nicht versalzenes Essen sind keine Contradictio in Adiecto.
Beim Zugfahren und beim Restaurant würde alles gehen.
Gut, sagt man mir.
Gut.
Es sei halt aber auch schwierig. Ein Zug, bei dem diese ganzen Dinge klappen, das sei halt schon sehr perfektionistisch, das klappt halt schon selten.
Ich entgegne:
Früher hat es mal geklappt. Hat es fast immer geklappt. Es ist MÖGLICH.
Ich wolle zu viel.
Sagt man mir.
Ich wolle zu viel, ich wolle immer alles, ich wolle immer a UND b UND c UND d, ich wolle stets den Batzen und die Wurst, den Foifer und `s Weggli, ich wolle – wie die Engländer sagen – the speaking horse, das sprechende Pferd.
Ich wolle zu viel. So sagt man mir.
Und ich bin stolz darauf.
Und ich bleibe dabei.
Er könne – und diese Story ist wirklich wahr – so sagte mir ein Organist, entweder auf mich und die Noten oder auf die Noten und die Tasten oder auf mich und die Tasten schauen, spiele also entweder nicht genau den Haydn oder treffe daneben oder sei nicht im Takt.
Alles ginge nicht.
Ich habe ihn sofort nach Hause geschickt.
Ich will eben alles.
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