Dienstag, 6. Mai 2025

Brauchen wir Minister?

Heute geht es (eigentlich) um das neue Kabinett.
Ein bisschen ein schwieriges Unterfangen, denn ich schreibe den Post am Sonntag und die SPD gibt erst am Montag bekannt, wen sie als Ministerinnen und Minister an den Kabinettstisch schickt.
Also wollen wir uns ein wenig grundsätzlich mit dem Thema beschäftigen. Und die eine, die wichtigste, die grundlegendste und elementarste Frage lautet doch: Brauchen wir überhaupt Minister?

Im allerbesten Fall ist es so:
Die Ministerin oder der Minister hat zunächst eine kaufmännische Ausbildung gemacht. Kaufmännische Ausbildung ist immer wichtig, denn Geld regiert die Welt und ist knapp.
Dann hat er oder sie etwas gelernt, studiert, hat geforscht oder gelesen und sich Kenntnisse erworben. Er oder sie erprobt dann diese Kenntnisse in einer passenden Institution, ist das Metier die Medizin, vielleicht in der Leitung eines Spitales, ist es Jura am Gericht, ist es der kulturelle Bereich, leitet man eventuell ein grosses Theater oder ein Museum. Schliesslich ist man zum Platzen kompetent, erfahren und grossartig.
Nun tritt man in ein Ministerium ein, irgendwo in der Mitte und arbeitet sich endgültig hoch. Schliesslich ist er oder sie Staatssekretär oder Staatssekretärin. Nun kommt das Entscheidende: Um weiterzukommen, muss man ein Parteibuch haben, also tritt man in eine Partei ein – am besten eine, die auch ungefähr den eigenen politischen Ansichten entspricht. Jetzt ist der Weg offen zum Ministeramt…
Das ist eine reine Utopie? Nein. Es gibt solche Leute, ich bin mit einer solchen Person in die Schule gegangen.

Der schlechteste Fall geht so ähnlich wie die Notenhandlungs-Geschichte.
In Freiburg gab es eine tolle Notenhandlung. Der einzige Haken war der Eigentümer. Da der Notenhändler nicht genügend Geld gehabt hatte, hatte er sich einen Geldgeber suchen müssen, dem die Bude nun eigentlich gehörte. Das wäre kein Problem gewesen, hätte jener Eigentümer (ich habe ihn nie zu Gesicht bekommen) sich nicht regelmässig eingemischt. 
So kam jener Typ manchmal auf die Idee, die Regale zu voll seien, und er befahl, bestimmte Exemplare nicht fünf- oder sechsfach nachzubestellen. Und manchmal kam er kurz vor dem Ende der Sommerferien auf die Idee, was zur Folge hatte, das die Klavierlehrpersonen, die zu Schulbeginn den Laden stürmten, nichts vorfanden. Denn 20 Exemplare «Rocos Tastenolympiade» oder «Die finnische Klavierschule», genauso wie Haydn-Sonatinen oder der «Mikrokosmos» wären nicht zu viel gewesen. Enttäuscht ging man zum anderen Musikhaus. Der Laden war dann schnell pleite.
Ein schlechter Minister oder eine schlechte Ministerin handelt nun genau so: Er oder sie lässt sein Personal nicht einfach arbeiten, sondern greift ständig ein und stört.
Und stört.
Und stört.
Und stört.

Heute geht es (eigentlich) um das neue Kabinett und wir wollen uns ein wenig grundsätzlich mit dem Thema beschäftigen. Und die eine, die wichtigste, die grundlegendste und elementarste Frage lautet doch: Brauchen wir überhaupt Minister?

Die Wahrheit liegt natürlich – wie immer – in der Mitte.
Vielleicht kann man das Amt auch mit einem Dirigat vergleichen:
Die schlechte Dirigentin und der miese Dirigent stören. Sie stören auf eine Art und Weise, die als solche schon wieder bewundernswert ist. Sie schlagen nicht im Takt und geben falsche Einsätze, und sie tun das so suggestiv, das auch das beste Orchesterpersonal sich dem nicht entziehen kann. In dem herrlichen Kurzfilm «Der Hahn ist tot» wird das klar, dort wird der Kanon so meisterhaft falsch, aber so beeinflussend geleitet, dass auch ich nicht richtig einsetzen konnte.
Der Superdirigent und die Meisterdirigentin sind solche Genies, dass jeder Bläser und jede Streicherin, dass Harfe und Pauke und Celesta quasi an der Stuhlkante sitzen und jeder kleinen Fingergeste folgen.
Die Mitte wäre eine Orchesterleitung, die zunächst einmal spielen lässt, dann an entscheidenden Stellen Impulse gibt, in den Proben Dinge klarstellt und eine generelle Linie vorgibt.

Das ideale Kabinett bestünde nun also aus Menschen, die Ahnung haben und kompetent sind. Und wie zufällig auch noch ein Parteibuch haben, Worst Case sind Leute, die permanent nur stören. Und die Mitte sin die, die ihre Staatssekretärinnen und Staatssekretäre arbeiten lassen.

Und dann braucht es eben eigentlich keine Minister und Ministerinnen, und vielleicht wäre das die beste Botschaft:
Die neue Regierung verzichtet auf Posten, lässt die Ministerien arbeiten und verwendet das ersparte Geld für ein paar neue Gleise. Denn – ich habe es oben erwähnt! – der kaufmännische Bereich darf nicht unterschätzt werden…





 

   

 

 


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