Der Handschlag…
Ach ja, der Handschlag…
Vor vielen Jahren war das Thema «Handschlag» in der Region Basel sehr in den Medien – und ich habe damals auch eine Glosse geschrieben.
Schüler hatten einer Lehrerin den Handschlag verweigert, weil sie als strenge Muslime Frauen nicht die Hand gäben. (Man muss hier dazu sagen, dass sich in der Region Basel der Unsinn eingebürgert hatten, dass alle Schüler beim Kommen der Lehrperson die Hand reichen – und auch beim Gehen, was ein Riesenaufwand ist, und was die Pause für die Lehrperson extrem verkürzt.) In der Folge gab es etliche Diskussionen, die nicht immer ganz sachlich waren: Was darf man und muss man und kann man und sollte man aus religiösen Gründen?
Einer meiner Schüler schrieb daraufhin immer, wenn er eine Antwort nicht wusste: «Ich kann diese Frage aus religiösen Gründen nicht beantworten.» Fand ich extrem witzig, obwohl ich natürlich nicht darauf eingegangen bin. Er konnte mir auch nicht erklären, warum es seine religiösen Gefühle verletzt, sich mit der Frage auseinanderzusetzen, auf welcher Linie das c` liegt und wie das Intervall A – d heisst.
Und dann…
Und dann…
Und dann kam Corona und alle Diskussionen waren auf einmal, auf einen Schlag, mit einem Wisch überflüssig. Der Handschlag, angeblich die Stütze und Grundlage, angeblich der Pfeiler unserer Kultur, unersetzbar, unverrückbar, der Handschlag verschwand von heute auf morgen. Zu heikel war es, jemandem die Hände oder die Hand zu reichen, der mich mit dem Virus anstecken könnte.
Und es wurde an den Schulen und an vielen anderen Orten der asiatische Gruss eingeführt: Die Hände aneinandergelegt, so verbeuge ich mich vor dem anderen. Und wenn Grussformen ja auch meine Waffenlosigkeit zeigen sollen, dann ist diese Form noch besser als die westliche, denn wenn ich dir die Rechte reiche, könnte ich in der Linken immer noch ein Messer führen, der Chinese oder Japaner kann das nicht.
Der Handschlag…
Ach ja, der Handschlag…
Und nun reden und schreiben wir wieder über einen Handschlag. Oder besser: Wir reden und schreiben über einen Nicht-Handschlag. Ahmed al-Scharaa hat der deutschen Aussenministerin nicht die Hand gegeben.
Und das wäre wahrscheinlich keiner Erwähnung wert, wenn die gute Dame hinterher nicht die folgenden Worte abgelassen hätte:
«Es braucht jetzt einen politischen Dialog unter Einbeziehung aller ethnischen und religiösen Gruppen, unter Einbeziehung aller Menschen, das heisst insbesondere auch der Frauen in diesem Land. Europa wird Syrien unterstützen, aber nicht zum Geldgeber neuer islamistischer Strukturen werden.»
Das ist sehr nett gesagt.
Das ist nun vor allem nett gesagt, wenn der Chef der Syrer einem nicht einmal die Hand gibt. Das ist ungefähr so, wie wenn einem der Gesprächspartner zum Thema Gewalt als Begrüssung ins Gesicht schlägt, oder zum Meeting mit Thema «Alkohol im Betrieb» betrunken erscheint. Oder – und das hat eine Musikschulkollegin wirklich einmal gebracht – man hat ein Konfliktgespräch mit dem Chef, weil man immer wieder zu spät zum Unterrichten erscheint. Und zu diesem Konfliktgespräch kommt man dann 45 Minuten zu spät. Und zum erneut anberaumten Termin (der Chef hat ja noch andere Termine) kommt man dann 60 Minuten zu spät. Und erhält die Kündigung – was meine Kollegin fassungslos machte und erstaunte und erboste.
Nein.
Wenn man von einem Machthaber Frauenrechte einfordert, wäre ein Handschlag mit der Frau, die einem ja das ganze Geld bringt, schon angebracht.
Die ganze Sache wird aber noch pikanter. Baerbock räumte ein, von der Verweigerung im Vorhinein gewusst zu haben. Das ist auch ganz klar, denn die hat eine Protokollabteilung. Die Protokoll-Leute kümmern sich im Voraus eben um genau so Sachen:
* Wird eine militärische Ehrenformation abgeschritten?
* Und spielt die dann auch irgendeinen Marsch?
* Oder gibt es nur einen Handschlag?
* Oder keinen?
Die Protokoll-Leute hätten eigentlich absagen müssen.
Aber lassen Sie uns doch jetzt diesen Post versöhnlich beenden: Warum führt man nicht den japanischen Gruss weltweit ein? Er ist so schön, so sauber, so waffenlos, Hände aneinander, Verbeugung, wunderbar.
Und keimfrei – die nächste Pandemie kommt bestimmt…
In diesem Sinne: Sayonara.
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